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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Didius.«
    »Danke für den Hinweis.« Interessant. »Was wissen Sie über Chrysippus’ Sohn? Er heißt Diomedes.«
    »Hab den Namen gehört, den Bengel aber noch nie gesehen. Kultivierte Liebhabereien, soviel ich weiß. Kein Mitwirkender im selben Spiel.«
    Jetzt war ich überrascht. »Wieso nicht? Er ist über zwanzig, hat seine Volljährigkeit erreicht. Ich hätte erwartet, dass er in die Sandalenstapfen seines Vaters tritt. Und er wird jetzt doch vermutlich etwas erben? Zumindest sagte mir seine Mutter, er würde genug zum Leben haben – nach ihren Maßstäben, was mir mehr als genug erscheint.«
    »Das bleibt abzuwarten.« Wieder diese Zurückhaltung. Offenbar ging ihm das zu weit, war zu persönlich, ein beruflicher Trick, den er nicht verraten würde.
    Ich erkannte, dass es genug war, bat den Bankier, für mich die Augen offen zu halten, erzählte ihm als Gegengabe für seine Auskünfte ein paar grausige Einzelheiten des Mordes und überließ ihn den feuchten Tüchern seines Barbiers. Der Mann war kreidebleich, nachdem ich von der Gewalttat berichtet hatte. Also verstand er doch Latein.
    Ich ertrug es nicht, bei der Rasur zuzuschauen. Nothokleptes bevorzugte die ägyptische Bimssteinmethode, wobei der Bart gewaltsam abgenibbelt wird, zusammen mit vielen Hautschichten.
    Ich war die vier Stufen vom Portikus zum Hauptforum runtergehüpft und wollte es durch die Rostra auf der anderen Seite verlassen. In dem Moment hörte ich meinen Namen in dem selbstzufriedenen Ton von jemandem, der wusste, dass ich ihm ausgewichen wäre, hätte ich ihn als Erster entdeckt.
    Hades! Es war Anacrites.

XX
     
     
    »Marcus, alter Freund!«
    Wenn er so leutselig klang, hätte ich ihn am liebsten auf den Kopf gestellt und dorthin befördert, wo die wilden Hunde pissen.
    »Anacrites. Was machst du hier neben dem Schwarzen Stein? Tja, ein unheilvoller Ort, sagen die Leute.« Der Lapis Niger ist eine in das helle Pflaster eingelassene schwarze Platte zur Markierung einer offenbar sehr alten Stelle, unter der sich angeblich das Grab von Romulus befindet. Auf jeden Fall hätten Abergläubische, die den Oberspion hier entdeckten, sicherlich ihr Amulett umklammert und Beschwörungen gegen den bösen Blick gemurmelt.
    »Der gute alte Falco.«
    Ich grinste hämisch, bekannte mich zu meinem alten Wunsch, Anacrites tot zu sehen. In den letzten fünfzehn Monaten hatte ich das zweimal fast erlebt – und zweimal war er von der Schippe gehüpft. Wobei das mindestens einmal allerdings meine eigene Schuld gewesen war.
    Er sah gesünder aus als seit einer ganzen Weile. Ein merkwürdiger Bursche. Merkwürdig, selbst für einen Freigelassenen des Palastes. Er konnte für einen bedeutenden Mann durchgehen oder für einen missgestalteten Kieselstein auf dem Weg. Er verschmolz unauffällig mit gewöhnlichen Situationen, doch wenn man genauer hinsah, hatten seine Tuniken einen gewissen Schick. Ungewöhnliche Stickereien in derselben Farbe umrandeten die maßgeschneiderten Halsausschnitte, die perfekt passten. Es gelang ihm, neutral und unsichtbar zu wirken, während er seinen eigenen, viel sagend teuren Stil pflegte. Diese subtile gesellschaftliche Doppeldeutigkeit war vermutlich das Erfolgreichste, was er zustande brachte. »Ich hab zu tun, Anacrites. Was willst du?«
    »Nichts Besonderes.« Er log, weil er direkt darauf meinte: »Sollen wir was trinken gehen?« Also wollte er was.
    »Ich hab kaum gefrühstückt.« Damit drehte ich mich um und ging.
    Er blieb mir bis zum Goldenen Meilenstein auf den Fersen. Tja, da war er besser aufgehoben. Spione stellen sich gerne vor, sie seien der Mittelpunkt der Welt.
    »Und, womit beschäftigst du dich dieser Tage so?«, flötete er, wollte unbedingt ins Vertrauen gezogen werden.
    »Mit einem Förderer der Literatur«, geruhte ich ihn zu informieren. Er dachte, ich meinte damit, dass ich mich bei einem einzuschmeicheln versuchte, womit er nicht vollkommen danebenlag, weil ich das ja getan hatte, wenn auch nur sehr kurz. Er machte eine Bemerkung, die mir auf den Senkel ging, weil mir meine Dichterlesung vorkam, als wäre das schon Jahre her. »Wir haben deinen Auftritt neulich Abend sehr genossen.« Mit dem »wir« schloss er sich selbst in meine Verwandtschaft mit ein, vor allem Mama und Maia. »Ein erfrischendes Erlebnis. Daraufhin habe ich beschlossen, öfter auszugehen. Das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, nicht wahr? Tja« – er versuchte einen Witz zu machen –, »das war ja auch stets deine

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