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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aussortiert, damit sie die Verwaltung nicht mit gefährlichen Methoden und Ideen unterwandern.
    »Die vom Goldenen Pferd haben sich immer gut um mich gekümmert«, prahlte er. »Lucrio ist ein alter Kumpel …« Dann wurden seine farblosen Augen plötzlich misstrauisch; offenbar machte er sich Gedanken, warum ich diese Fragen stellte. »Gibt es etwas, was ich über die Aurelianische Bank wissen sollte, Falco?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erwiderte ich leichthin. Was zu diesem Zeitpunkt ja auch stimmte. Wenn seine Finanzen in Zukunft gefährdet sein sollten, würde ich dann entscheiden, ob es mir mehr brachte, es ihm aus Gefälligkeit zu sagen – oder die Schnauze zu halten.
    »Ich war gerade bei Nothokleptes«, sagte ich versöhnlich. »Danach frage ich mich immer, welche Alternativen es gibt. Sag mal, wenn du Lucrio sprechen willst, wo findest du ihn dann?«
    »Im Janus Medius.« Das war ein überdachter Durchgang am Ende des Portikus Aemilius, ein beliebter Treffpunkt für Finanzhaie aller Arten. »Kann ich dir mit einer Empfehlung behilflich sein? Soll ich dich ihm vorstellen, Falco?«
    »Dem hochmögenden Lucrio? Nein, danke.« Wohl kaum. Ich wusste, dass Anacrites unbedingt hören wollte, was ich dem Agenten zu sagen hatte.
    Ich zog es vor, meine Verdächtigen selbst festzunageln. Und außerdem, wenn der Freigelassene der Aurelianischen Bank über genügend geschäftlichen Überlebenswillen verfügte, würde er bald dafür sorgen, sich mir selbst vorzustellen.

XXI
     
     
    Ich schaute im Wachlokal der Vierten Kohorte vorbei. Die Ermittlungsmannschaft war unterwegs, und der Diensthabende meinte, mit dem Chrysippus-Fall sei ich jetzt wohl auf mich selbst gestellt. Dann stapfte Petronius herein und bestätigte es.
    Ich brachte ihn auf den neuesten Stand. »Es könnte also nichts mit Literatur, sondern mit dem Bankgeschäft zu tun haben. Willst du mich abziehen und den Fall selbst übernehmen?«
    Petro ließ grinsend die Zähne aufblitzen. »Warum sollte ich? Du bist der Steuerexperte des Zensus. Du kennst dich doch bestens mit Geld aus, Falco.«
    »Ich wünschte, ich hätte deine Steuererklärung für den Zensus angefordert und dich bis zum Hades und zurück überprüft.«
    »Meine war einwandfrei – zumindest, nachdem ich gehört hatte, dass du sie überprüfen könntest.«
    »Ich hätte meinen so genannten Freunden das Leben schwerer machen sollen«, grummelte ich.
    Petro schüttelte traurig den Kopf. »Träum nur weiter. Du bist viel zu weichherzig, Junge.«
    »Trotzdem macht es mich froh, dass Anacrites Geld bei Chrysippus hinterlegt hat. Ich lach mich tot, wenn die Bank auf Grund läuft und ihn mit runterreißt.«
    »Banken gehen nicht unter«, widersprach Petro. »Die verdienen noch an den Schulden ihrer Kunden Geld.«
    »Tja, ich wette, diese Bank spielt in dem Mordfall eine Rolle«, sagte ich. »Und wenn’s auch nur darum geht, wer die glitzernden Rücklagen schließlich erbt.«
    »Vorausgesetzt, es gibt Rücklagen«, warnte mich Petro. »Mein Bankier hat mir mal – als er allerdings sehr betrunken war – gestanden, dass das nur ein Mythos ist. Die sind von dem Anschein solider Sicherheiten abhängig, aber er meinte, das sind alles Luftschlösser.«
    In unserem üblichen guten Einverständnis tratschten wir noch ein bisschen über den toten Bankier, ohne dabei seine Frauen zu vergessen. Dann zog Petro eine Notiztafel heraus. »Passus hat das für dich hier gelassen – die Adressen der Autoren, die Chrysippus gestern zu Gesprächen einberufen hat. Passus hat Befehl gegeben, allen mitzuteilen, dass sie sich heute Morgen bei dir einzufinden hätten. Er hat einen Raum dafür requiriert. Das wird dir gefallen«, sagte Petro mit einem Grinsen. »Du wirst eine der Bibliotheken benutzen dürfen.«
    »Die griechische?«, fragte ich trocken.
    »Nein, die lateinische«, kam Petros prompte Erwiderung. »Wir wussten, dass eine empfindsame Seele wie du den Anblick der entsetzlichen Blutflecken auf dem Boden nicht ertragen würde.«
    Bevor ich zum Clivus Publicus aufbrach, beschwerte ich mich bei Petro darüber, dass sich Anacrites an Maia ranmachte. Petro hörte mir unbewegt zu und sagte nicht viel.
     
    Diesmal betrat ich Chrysippus’ Nobelschuppen nicht durch das Skriptorium, sondern durch den formellen Eingangsportikus, wie es der Mörder getan haben musste. Architektonisch ziemlich grandios, obwohl es schwach nach Mäusen roch. War die junge Vibia Merulla eine schlechte Hausfrau? Ich konnte mir vorstellen,

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