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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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was die abgeschobene Lysa dazu sagen würde. Heute saß wenigstens ein Pförtner im Kabuff, als wären nach dem Tod des Hausherrn die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Wenn auch nur geringfügig. Der uninteressierte Sklave machte sich kaum die Mühe, nach meinem Namen und Anliegen zu fragen. Er winkte mich durch und überließ es mir selbst, den Weg in die Bibliothek zu finden.
    »Ich erwarte die Autoren, deren Bücher dein Herr verkauft hat. Sind sie schon da?«
    »Nein.« Und ich war selbst ziemlich spät dran. Schlechtes Zeichen. Allerdings halten sich Autoren an ihre eigenen Zeitabläufe. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie entweder noch im Bett lagen oder zu einem frühen Mittagsmahl gegangen waren. Vermutlich einem langen und ausgedehnten.
    »Ich möchte sie einzeln empfangen. Falls mehrere zugleich eintreffen, bitte sie daher zu warten. Lass sie nicht miteinander reden, sondern bring sie getrennt voneinander unter.«
    Im Haus war es sehr still. Sklaven tappten herum, aber es war nicht ersichtlich, ob sie bestimmte Aufträge für ihre Herrin erledigten oder nur so rumhuschten. Die lateinische Bibliothek lag verlassen da. In der inneren griechischen war es sogar noch stiller. Die Leiche war zwar verschwunden, aber das Putzen war noch nicht erledigt. Zwei Eimer mit Schwämmen standen an einer Wand. Und die Schriftrollen, die Passus auf meine Bitte hin auflisten sollte, lagen in einem schmutzigen Haufen auf einem Tisch. Es sah aus, als hätte er schon angefangen und die erledigten in einen großen Abfallkorb geworfen, aber es blieben noch eine ganze Reihe übrig. Er war so vernünftig gewesen, seine Liste nicht rumliegen zu lassen, wenn ich auch gern einen ersten Blick darauf geworfen hätte.
    Passus war nicht da. Niemand war da.
    Über eine Stunde betrat niemand die lateinische Bibliothek. Ich vertiefte mich in Virgils Eklogen und versetzte mich in eine ländliche Stimmung.
    Schließlich schlenderte ein Mann herein. »Hallo, guten Nachmittag, oder sollte ich sagen, guten Abend!«
    Ich mochte zwar ländlicher Stimmung sein, aber da mir der zur Bodenverbesserung nötige Einfluss einer warmblütigen Schäferin fehlte, war ich auch leicht sarkastisch. »Wollen Sie zu Didius Falco? Jupiter, wie prompt.«
    »Ich bin generell der Erste«, sagte er und klang selbstzufrieden, was mich sofort gegen ihn einnahm.
    Er war in den Dreißigern oder Vierzigern, mittelgroß und sehr dünn, hatte spindeldürre Arme und Beine und hochgezogene Schultern. Das weckte in mir den Drang, ihn wie ein Zenturio anzubrüllen, er solle gefälligst gerade stehen. Melancholisch, blässlich und in schäbiges Schwarz gekleidet. Ich hatte von einem Haufen Autoren nichts übermäßig Modisches erwartet, aber das hier lag geschmacklich an der Untergrenze. Schwarz bleicht aus. Und beim Waschen verfärbt es das Weiß der Wäsche anderer Leute. Um Schwarzes an den Ständen für gebrauchte Kleidung zu finden, muss man in einer eigenen Welt leben und ein öffentliches Ärgernis sein.
    »Wie heißen Sie?«
    »Avenius.«
    »Mein Name ist Falco. Ich untersuche den gestrigen Todesfall.«
    Ich zog eine Notiztafel heraus und ließ ihn sehen, wie ich ganz geschäftsmäßig auf der frisch gewachsten Oberfläche zu schreiben begann. »Waren Sie auch gestern der erste Besucher?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    Wir sprachen kurz über die Ankunftszeit, woraus ich schloss, dass Avenius nicht lange nach meiner Kabbelei wegen der Veröffentlichungsbedingungen eingetroffen war. Er war fast mit Sicherheit als Erster aufgetaucht, nachdem Chrysippus aus dem Skriptorium ins Haus gekommen war, und wenn die anderen bestätigen würden, dass sie ihren Mäzen später lebend gesehen hatten, war Avenius aus dem Schneider. Ich verlor das Interesse, hatte ihn aber am Hals, weil sonst noch niemand da war.
    »Worüber schreiben Sie, Avenius?«
    »Ich bin Historiker.«
    »Oho – düstere Machenschaften in der Vergangenheit.« Ich drückte mich absichtlich krass aus.
    »Ich beschränke mein Interesse auf moderne Zeiten«, entgegnete er.
    »Ein neuer Kaiser, neue Versionen der Ereignisse?«, sagte ich.
    »Eine neue Perspektive«, zwang er sich mir zuzustimmen. »Vespasian schreibt seine Memoiren selbst, wie es heißt …«
    »Geht nicht das Gerücht, dass er seinen eigenen zahmen Lohnschreiber aus Judäa mitgebracht hat, der die offizielle flavische Schönfärberei verfassen soll?«
    Diesmal horchte Avenius bei meiner brüsken Unterbrechung auf. Er hatte nicht erwartet, dass

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