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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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er von sich aus. »Ich entwickle Regeln für die ideale Gesellschaft.« Ja, Avenius hatte ihm mitgeteilt, welche Fragen ich stellen würde. Kommentarlos hob ich die Augenbrauen. Er wurde leicht verlegen. »Platons Republik für die moderne Zeit.«
    »Platon«, wiederholte ich. »Er schloss Frauen aus, wenn ich mich recht entsinne?« Turius schien zu überlegen, ob ich diese großartige patriarchalische Haltung billigte. Wenn er hätte sehen können, wie die Frauen in meiner Familie mit mir umgingen, hätte er nicht allzu lange darüber gerätselt.
    »Da war mehr dran als das«, antwortete er vorsichtig.
    »Das wette ich!« Gerade als er dachte, er könne mich in eine kritische Diskussion verwickeln, wischte ich Platon brutal beiseite. »Und was hat Ihre Abhandlung dazu zu sagen? Ist sie schon fertig?«
    »Äh … das meiste ist in groben Zügen skizziert.«
    »Aber es ist noch viel dran zu tun?«
    »Mir ist es gesundheitlich nicht allzu gut gegangen …«
    »Rückenprobleme? Migräne? Gesichtsschmerzen? Hämorrhoiden?«, rasselte ich mitleidlos herunter. Ich bremste mich gerade noch, bevor ich Unheilbares Verlangen, die Leute zu Tode zu langweilen? hinzufügte.
    »Ich leide unter Anfällen …«
    »Verschonen Sie mich. Mir wird übel, wenn ich von den Gebrechen anderer höre.« Ich stellte fest, wie gesund er aussah, und machte dann eine rasche Notiz mit dem Stilus. »Wie nahm Chrysippus Ihre schlechte Gesundheit auf, Turius?«
    »Er war immer sehr verständnisvoll …«
    »Hat Ihnen einen Anschiss verpasst, meinen Sie?«
    »Nein …«
    »Wie kamen Sie miteinander aus?«
    »Gut, immer gut!«
    Ich tat so, als wollte ich dazu etwas bemerken, sagte dann aber nichts.
    Turius schaute auf sein schickes Schuhwerk. Er machte den Mund nicht mehr auf, aber ich beließ es dabei, und irgendwann konnte er das Schweigen nicht länger ertragen. »Manchmal war es schwierig, mit ihm zu arbeiten.« Ich hörte einfach zu. Doch Turius lernte schnell. Er sah aus, als wollte er fortfahren – hielt sich dann aber zurück.
    Nach einem Augenblick beugte ich mich vor und gab mich mitfühlend. »Erzählen Sie mir von Chrysippus als Patron der Literatur.«
    Sein Blick begegnete meinem mit Vorsicht. »Wie meinen Sie das, Falco?«
    »Na ja, was tat er für Sie, was taten Sie für ihn?«
    In seinen Augen blitzte Alarm auf. Turius dachte, ich spielte auf unmoralische Praktiken an. Ich war der Meinung, dass Chrysippus mit Vibia und Lysa schon genug Schwierigkeiten hatte, aber es zeigte, wie Turius’ Verstand funktionierte.
    Ich hielt mich an die kommerzielle Realität. »Er besaß das Geld und Sie hatten das Talent – entsteht daraus eine gleichberechtigte Partnerschaft? Wird diese Beziehung zwischen Künstler und Patron ein Merkmal des idealen politischen Staates sein, den Sie in Ihrem großen Werk beschreiben?«
    »Ha!«, stieß Turius mit bitterer Freudlosigkeit aus. »Sklaverei werde ich nicht zulassen!«
    »Aufschlussreich – und interessant. Raus damit, Turius.«
    »Sein Patronat war keine Partnerschaft, nur Ausbeutung. Chrysippus behandelte seine Klienten wie Fleischklopse.«
    »Männer mit Intellekt und Kreativität? Wie konnte er das tun?«
    »Wir brauchten Geld zum Leben.«
    »Und?«
    »Spüren Sie nicht die Spannung, die hier herrscht, Falco? Wir hofften, die Freiheit zu erlangen, unsere intellektuelle Arbeit fortzuführen, befreit von finanziellen Sorgen. Er betrachtete uns als Lohnarbeiter.«
    »Er dachte also, durch die finanzielle Unterstützung hätte er das alleinige Sagen? Während seine Autoren nach einer Unabhängigkeit verlangten, die er ihnen verweigerte. Wie sahen die Probleme in der Praxis aus? Versuchte er auf das, was Sie schrieben, Einfluss zu nehmen?«
    »Selbstverständlich.« Turius’ Verbitterungsausbruch war noch nicht beendet. »Er war der Meinung, er würde unser Werk veröffentlichen, und das sei unsere Belohnung. Wir hatten zu tun, was er sagte. Mir wäre das egal gewesen, aber Chrysippus war ein miserabler Kritiker. Selbst sein Verwalter konnte besser beurteilen, was sich verkaufte.«
    Er sah aus, als wäre er noch lange nicht fertig, daher unterbrach ich ihn. »Sonst noch irgendwelche Kritikpunkte?«
    »Da müssen Sie die anderen fragen.«
    »Oh, das werde ich. Sie konnten es also nicht leiden, sich wegen dem, was Sie zu schreiben hatten, von ihm schikanieren zu lassen. Ging es darum bei Ihrem gestrigen Streit?«
    »Es gab keinen Streit.«
    Ich legte die Notiztafel beiseite und deutete damit an, dass ich

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