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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu verärgert war, diese Antwort aufzuschreiben. »Ach, hören Sie doch auf, Turius! Dieses Gesäusel habe ich bereits von Avenius gehört. Erwarten Sie nicht von mir zu glauben, dass keiner von Ihnen sich mit Chrysippus über irgendwas gestritten hat. Wachen Sie auf. Hier geht es um Mord, und ich muss einen Mörder dingfest machen.«
    »Dem schauen wir alle mit größtem Interesse zu«, höhnte er.
    »Dabei könnten Sie etwas lernen.« Meine Wut war echt. »Mein Abgabetermin steht fest. Mein Vertrag ist nicht verhandelbar. Und ich werde liefern, zum vereinbarten Zeitpunkt, wie ein echter Profi. Das Meisterwerk wird ordentlich aufgerollt und mit einem Bindfaden verschnürt sein. Es wird erhärtende Beweise geben, stichhaltig dargelegt in hervorragend konstruierten Sätzen. Ermittler verstecken sich nicht hinter ›Schreibblockaden‹. Die Schuldigen kommen vor den Richter.« Turius blinzelte. Ein Anhaltspunkt, sagen manche. Die Sache ist nur, dass man nie weiß, wofür. Ich schlug mit der Hand auf den Tisch und brüllte ihn an: »Ich glaube, dass Sie lügen, und das allein reicht, Sie dem für Mordfälle zuständigen Magistrat vorzuführen.«
    Turius enttäuschte mich nicht. Als ich ihm mit Drohungen kam, wählte er den leichtesten Ausweg – er verpfiff einen anderen. »Ehrlich, ich hatte keine Schwierigkeiten mit Chrysippus. Im Gegensatz zu Avenius wegen seines Darlehens.«
    Ich verschränkte die Arme. »Tja, da haben wir es. Erzählen Sie mir davon …« Mit leichtem Überdruss kam ich seiner Forderung zuvor. »Ja, es wird mit strikter Vertraulichkeit behandelt.«
    »Die Einzelheiten kenne ich nicht. Nur, dass Avenius mit seiner angeblich gelehrten Wirtschaftsgeschichte seit Jahren im Verzug ist. Als er vollkommen pleite war, hat ihm Chrysippus ein Darlehen gegeben, ein ziemlich großes.«
    »Ein Darlehen? Ich dachte, Patrone hätten großzügiger zu sein. Was ist mit Literaturmäzenen passiert, die freie Unterstützung gewähren?«
    »Avenius hatte von Chrysippus so viel bekommen, wie der zu geben bereit war.«
    »Und wie sieht es im Moment mit diesem Darlehen aus?«
    »Ich glaube, die Bank hat die Rückzahlung gefordert.«
    »Avenius hat um einen Zeitaufschub gebeten?«
    »Ja, aber der wurde abgelehnt.«
    »Von Chrysippus?«
    »Ich nehme an, von dem Agenten, der für ihn die Drecksarbeit macht.«
    Ich nickte langsam. »Avenius steht also vollkommen in der Kreide, selbst wenn er sein Manuskript fertig stellt. Das Darlehen zurückzuzahlen kann ihn trotzdem ruinieren. Sein Projekt klingt für mich nach einem Ladenhüter, dabei wird also nicht viel rausspringen. Ihrer Theorie zufolge kam er demnach gestern her, um sowohl für die Darlehensrückzahlung als auch den Abgabetermin Zeit rauszuschinden. Chrysippus blieb hart,vermutlich bei beidem. Das sieht mir nach einem Motiv für Avenius aus, durchzudrehen und zu morden.« Ich leistete mir ein breites und finsteres Grinsen. »Tja, Turius, wenn Avenius erfährt, dass ich Ihnen durch meine gründlichen historischen Nachforschungen diese bestürzende neue Tatsache über sein Motiv aus der Nase gezogen habe, wird er sich natürlich dagegen zur Wehr setzen. Also lassen Sie uns Zeit sparen – was wird er mir vermutlich über Sie verraten?«
    Dieser hübsche Rückhandschlag brachte den Utopisten völlig aus der Fassung. Er wurde bleich und nahm sofort die Haltung eines Betrogenen ein, eine merkwürdige Mischung aus Gekränktheit und Rachsucht. Dann weigerte er sich, noch irgendetwas zu sagen. Ich ließ ihn gehen, mit der üblichen knappen Warnung, dass ich ihn mir noch mal vorknöpfen würde.
    Als er an der Tür war, rief ich ihn zurück. »Übrigens, wie steht’s mit Ihren Finanzen?«
    »Nicht übermäßig schlecht.« Das konnte gelogen sein, aber dann musste jemand für die zinnoberroten Klamotten bezahlt haben – falls er nicht auch ein Darlehen aufgenommen hatte.
     
    Ich hatte etwas Schlamm aufgewühlt, und eher, als ich hatte hoffen können. Zeit fürs Mittagessen.
    Als ich auf die Straße trat, war es in der glühenden Hitze fast zu schwül zum Atmen. Alles war menschenleer. Im Circus Maximus, gerade noch am anderen Ende des Clivus Publicus zu sehen, musste der Sand auf der Rennbahn heiß genug sein, um darauf Wachteleier zu braten.
    Bei der Popina an der Ecke machte ich beinahe Halt. Davor stand ein junger Kellner, der Münzen in einen Geldbeutel an seiner Hüfte zählte. Er drehte sich um und starrte mich an, woraufhin ich plötzlich das Interesse verlor. Wir

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