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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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weit auf, mir zu erzählen, was sie dem Satiriker aus der Nase gezogen hatte. Maia warf ab und zu etwas ein und versuchte gleichzeitig die Feigensamen von Julia abzupulen.
    »Seine Lebensgeschichte erspare ich dir lieber, Marcus«, entschied Helena.
    »Was für eine höfliche Frau.«
    »Er schreibt schon seit Jahren, ein einigermaßen fleißiger Lohnschreiber mit einer kleinen, ergebenen Leserschaft, die vermutlich auf sein Werk zurückgreift, weil sie von ihm gehört hat. Er hat einen gewissen lockeren Stil und Witz. Er geht auf gesellschaftliche Nuancen ein, ist ein Meister der Parodie, verwendet schneidende Bemerkungen.«
    »Er weiß, wie man Skandale ausnützt«, grummelte Maia. »Seine Geschichten sind voll mit Zeug, das die Leute lieber für sich behalten würden.« Das konnte Grund zur Abneigung liefern.
    »Habt ihr mitgekriegt, wie er mit Chrysippus zurechtkam?«
    »Tja …« meinte Helena trocken, » seiner Ansicht nach ist der berühmte Scrutator der Begründer des Autorenzirkels, ohne dessen hartnäckige Ergebenheit und Genialität Chrysippus in literarischen Kreisen nie überlebt hätte.«
    »Oder, um es etwas knapper auszudrücken, Scrutator ist ein nutzloser alter Scheißer«, sagte Maia.
    Helena formulierte es nachdenklicher: »Er behauptet, Chrysippus sei von den neuen Gedichten begeistert gewesen, die er ihm gestern vorgelegt hat, aber ich bin mir da nicht so sicher. Könnte es sein, dass Chrysippus ihn in Wahrheit als grässlichen Abgetakelten sah, der seine Glanzzeit hinter sich hatte und den er loswerden wollte? Wer kann das jetzt noch sagen, wo der Mäzen tot ist? Wird es Pacuvius gelingen, seine Arbeit zu veröffentlichen, die womöglich abgelehnt wurde?«
    »Hätte er gemordet, um die Veröffentlichung zu erreichen?«, murmelte ich und kratzte Salz vom Hackbrett.
    »Könnte er jemals lange genug mit seinem Geschwätz aufhören?«, fragte Maia.
    »Wenn er tatsächlich einen Absatzmarkt entwickelt hat, muss ihm daran gelegen sein, dass das Skriptorium weiterhin normal funktioniert, ohne dass es durch den Tod des Besitzers zu kommerziellen Verwerfungen kommt.«
    »Was ist mit dem Sensationseffekt?«, fragte Helena. »Könnte ein Mord die Verkaufszahlen erhöhen?«
    »Weiß ich nicht, aber wenn, dann höchstens vorübergehend.«
    Mir war etwas anderes vordringlicher. »Wo ist dieser köstlich gereifte Ziegenkäse geblieben?«
    »Den hat Gaius Baebius gestern gegessen.«
    »Jupiter, ich hasse diesen Vielfraß! Also, hat dieser Vielschwätzer noch irgendwelche Einsichten über die anderen Autoren von sich gegeben?«
    »Alles gurrende Turteltauben, wenn man ihm glauben will«, höhnte Helena.
    »Sie glaubt ihm nicht. Sie ist schon Autoren begegnet«, sagte Maia kichernd. »Na ja, sie kennt dich, Marcus.«
    »Was, nichts Sauertöpfisches? Keine gemeinen Andeutungen über seine Kollegen?«
    »Er hat sich viel zu nett über sie geäußert. Nicht genug Neid, nicht genug Bitterkeit.« Helenas Strahleaugen waren ein blitzender Köder. »Andererseits …«
    »Raus damit!«
    »Was hast du in Erfahrung gebracht?«
    Das Spiel beherrschte ich auch. Ich warf ihr ein winziges Bröckchen hin. »Der Historiker hat gewaltige Schulden bei der Aurelianischen Bank.«
    »Ach, ist das alles?«, krähte meine Schwester dazwischen.
    »Ich habe den Verdacht, dass auch er fallen gelassen wurde – Vespasian will seine eigene Version der Geschichte veröffentlicht sehen. Jedem, der schon während der Regierungszeit vorheriger Kaiser auf dem Plan war, wird misstraut. Chrysippus könnte sich durchaus überlegt haben, sich nach jemandem umzuschauen, der dem neuen Regime genehmer ist. Sonst bleibt er am Ende auf Ladenhütern sitzen.«
    »Gibt’s noch was?«, bohrte Helena.
    »Der Träumer, der eine neue Republik schaffen will, hat Schnupfen. Es könnte also noch dauern, bis wir die ideale Gesellschaft kriegen.«
    »Was für eine Enttäuschung. Welcher ist das?«
    »Turius.«
    »Ah!« Helena wurde hellwach. »Turius hat sich unbeliebt gemacht, wie Scrutator uns mit Wonne verkündete. Turius hat sich geweigert, einen schmeichelhaften Verweis auf Chrysippus in seine Arbeit aufzunehmen. Chrysippus hat ihn wissen lassen, wenn er schon das Geld nähme, sollte er gefälligst entsprechend reagieren.«
    »Vor dem Mäzen zu kriechen?«, meinte ich grinsend.
    »Zu erwähnen, wie ungeheuer großzügig dieser sei«, sagte Helena auf ihre strenge Weise. »Chrysippus so oft mit Namen zu nennen, dass die Öffentlichkeit allein durch seine

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