Tod Eines Mäzens
befanden uns zu nahe am Schauplatz des Mordes. Er würde mich darüber ausfragen.
Stattdessen ging ich zu einem Salat mit Helena nach Hause.
Als ich den Gipfel des Aventin bestiegen hatte, war ich aus der Puste. Sobald ich die Brunnenpromenade erreichte, hätte ich mich normalerweise in Lenias Wäscherei ausgeruht und abgekühlt, aber auch da war niemand zu sehen. Ich war zu erschöpft, um auf dem Hinterhof nachzuschauen. Außerdem fühlte ich mich beim bloßen Gedanken an die Wannen mit heißem Waschwasser noch schlimmer. Also schleppte ich mich die Holztreppe zu meiner eigenen Wohnung hinauf, dankbar dafür, dass ich jetzt im ersten Stock wohnte und nicht mehr im sechsten. Doch das war ein Fehler. Im sechsten Stock waren wir wenigstens vor Nervensägen sicher gewesen.
Ich hörte Stimmen. Vor allem eine, einen männlichen Tenor, den ich nicht erkannte. Ich blies die Backen auf, öffnete die innere Tür und betrat unser größtes Zimmer. Dort saß Helena, zusammen mit meiner Schwester Maia. Die kleine Julia stand neben Maia und sabberte an einer Feige herum. Helena und Maia schauten sofort zu mir, beide ziemlich dünnlippig und bereit, mich für das zu bestrafen, was sie hatten erleiden müssen.
Der Besucher ergötzte sie mit einer Anekdote. Es war nicht die Erste, das konnte ich deutlich erkennen.
Ein beleibter Mann mit zurückgekämmtem blondem Haar, einer lockeren, lässig gebauschten Tunika, kräftigen Waden und großen knotigen Füßen. Er kam mir vage bekannt vor, musste wohl bei meiner Lesung gewesen sein. Anzunehmenderweise ein Schriftsteller. Und schlimmer noch – er hielt sich für einen Geschichtenerzähler.
XXIII
Ich sah, wie Helena das Kinn hochreckte.
»Die Rückkehr des Hausherrn – Marcus! Das ist Pacuvius«, unterbrach sie und verdarb so herzlos eine Geschichte, die der Erzähler nie freiwillig beendet hätte. Es war deutlich zu merken, dass es sich um angestaubtes Material handelte, angereichert mit ausschmückenden Details, aber auch die reichlich löchrig. Maia und Helena kam sie wahrscheinlich endlos vor nach Stunden eines vorausgegangenen Monologs. Ich schenkte Helena ein ganz besonderes Lächeln, wie ich hoffte. Sie erwiderte es nicht.
»Didius Falco«, stellte ich mich mit unbeschwerter Stimme vor. Maia funkelte mich böse an, überzeugt davon, dass ich den Langweiler nicht loswerden würde. »Ich habe Sie im Haus von Chrysippus erwartet, Pacuvius.«
»Ach! Was für ein Idiot!« Er schlug sich auf eine Art an die Stirn, die komisch sein sollte. »Dieser dumme Sklave bringt doch immer alles durcheinander …« Ungeschickt erhob er sich von seinem Hocker. Er wollte, dass es unhöflich aussah, wenn ich ihn zum Gehen aufforderte. Gleichgültig ging ich an ihm vorbei, leerte einen Wasserkrug in einen Becher, den ich in einem Zug austrank.
Helena fühlte sich verpflichtet, die Atmosphäre aufzuheitern. »Pacuvius ist ein Satiriker, unter dem Namen Scrutator bekannt …«
Er lachte zurückhaltend. Bisher war ich immun gegen seinen Charme. »Ich habe, wie Sie sicher erraten haben, Ihre Damen mit dem Fundus meines Witzes unterhalten, Falco.« Ach ja?
Beide mochten Männer nicht, die sich für witzig hielten. Sowohl Helena als auch Maia waren sehr wählerisch darin, wie sie sich unterhalten ließen. Sobald er weg war, würden sie ihn, wie ich annahm, zerpflücken. Beide konnten recht gemein sein. Ich freute mich schon darauf, ihnen zuzuhören.
»Und wie lautet dein Urteil, Schatz?«, fragte ich, direkt an Helena gewandt. Ich zweifelte nicht daran, dass sie in meiner Abwesenheit voller Autorität mit dem Mann gesprochen hatte; er hatte vermutlich nicht geglaubt, wie viel Wert ich auf ihre Beurteilung legte. Für mich sah er wie einer dieser schmuddligen Junggesellen aus, die zu flirten vorgeben, aber nie eine echte Frau auch nur auf eine Stadiumslänge an sich heranlassen.
Helena hatte bestimmt die richtigen Fragen gestellt, wenn auch hintenherum, als würde sie höfliche Konversation machen. Sie legte ihren Bericht in ruhigem Ton ab, allerdings in etwas zu knappen Worten, um neutral zu wirken. »Pacuvius wurde gestern zu Chrysippus gebeten, um den Fortschritt seines neuesten Gedichtzyklus zu besprechen. Er gab den neuen Zyklus ab. Chrysippus war begeistert. Sie haben nicht gestritten. Pacuvius verließ das Haus kurz danach.«
»Ist er dort einem der anderen Autoren begegnet?« Ich hätte ihn das selbst fragen können. Er brannte jetzt darauf, für sich zu antworten.
»Er
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