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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sagt Nein«, erwiderte Helena. Nett formuliert. Nur eine leise Andeutung, dass sie sich mit ihrem Urteil zurückhielt, ob der großspurige Prahlhans die Wahrheit gesagt hatte.
    Ich lächelte sie an. Sie lächelte ziemlich erschöpft zurück.
    Ich beugte mich hinunter und hob unsere kleine Tochter zu einer väterlichen Begrüßung hoch; Julia beschloss, sich bei dieser Komödie nicht als Requisit behandeln zu lassen, und begann zu brüllen. »Tja, das klingt doch gut«, verkündete ich mit fester Stimme über das Gebrüll hinweg.
    Der Mann tänzelte nervös zur Tür. »Ja, ja. Es freut mich, dass es Sie zufrieden stellt. Jetzt überlasse ich Sie lieber Ihrer häuslichen Harmonie …« Er konnte aber nicht widerstehen, meine häusliche Harmonie aus dem Gleichgewicht zu bringen, kam zurück und drückte den Damen umständliche Küsse auf die Hand (beide hielten die Hand weit von sich weggestreckt, damit er ihnen bloß nicht noch näher kam). Ich sah schweigend zu. Wenn er gewagt hätte, sich noch mehr rauszunehmen, hätte ich ihn eigenhändig die Treppe runtergeworfen. Ich hatte den Verdacht, dass Maia und Helena insgeheim darauf hofften.
    »Sollte ich Löcher in Ihrer Geschichte finden, knöpfe ich Sie mir erneut vor. Falls Ihnen jemand einfällt, der einen Grund haben könnte, Chrysippus zu ermorden, dann kommen Sie zu mir und sagen es mir. Wenn Sie selbst Grund dazu hatten, schlage ich vor, dass Sie sofort damit rausrücken, weil ich garantiert dahinter komme. Ansonsten finden Sie mich in Chrysippus’ lateinischer Bibliothek.«
    Er verbeugte sich, als wollte er sich für sein Eindringen entschuldigen, und eilte davon. Falls er meinte, ich sollte mich wegen meiner ungehobelten Feindseligkeit schlecht fühlen, hatte er sich geschnitten.
     
    Julia beruhigte sich.
    »Was für ein Widerling!«, kreischte Maia. Gut möglich, dass er das noch mitbekam. Ich ging hinaus, um nachzusehen. Er entfernte sich mit langen Schritten die Brunnenpromenade hinab, ein großer Mann, der zu schnell ging und dabei die Markisen zum Flattern brachte. Vielleicht stürmten ein paar geistreiche Verse auf ihn ein, und er beeilte sich, sie niederzuschreiben, bevor er sie vergaß. Er war kräftig genug, Chrysippus überwältigt und getötet zu haben. Doch ich schätzte ihn als zu nutzlos ein.
    »Ihr könnt Gift darauf nehmen, dass wir demnächst in einer Satire auftauchen«, meinte ich, als ich wieder ins Zimmer trat. »Ich hab schon was von seinem Zeug gelesen. Scrutator ist ein hochnäsiger Angeber. Manche Autoren parodieren gern die Reichen. Er macht sich lieber über die nach Höherem strebende Unterschicht lustig, die meint, sie hätte gesellschaftliche Relevanz. Spitzel und Privatschnüffler haben schon immer gutes Material abgegeben, und hier haben wir auch noch eine Senatorentochter, die durchgebrannt ist, um in der Gosse zu leben, dazu eine sehr hübsche Witwe, deren Mann – wie sie behauptet – von einem Löwen gefressen wurde. Gute Götter, wenn ich nicht so viel Angst vor euch beiden hätte, würde ich darüber selbst eine Satire verfassen.«
    Helena ließ sich auf eine Bank sinken. »Ich dachte, der würde nie mehr die Klappe halten.«
    »Maia auch. Das hab ich schon beim Hereinkommen gesehen.«
    »Er hatte keine Ahnung«, warf Maia ein und fügte auf die ihr eigene gemessene Weise hinzu: »Dieses selbstsüchtige, egoistische, maskuline Ungeheuer.«
    »Keine schmutzigen Worte vor dem Kind!«, wies ich sie zurecht. Ich holte die Notiztafel heraus, auf der Passus Einzelheiten über Chrysippus’ Besucher notiert hatte. »Merkwürdig, dass die Autoren bei mir in genau der Reihenfolge auftauchen, wie sie hier auf der Liste stehen. Nette Choreografie. Vielleicht brauchen sie einen Lektor, der ihnen einen natürlicheren Realismus vorschlägt.« Zu Helena, deren Zielstrebigkeit ich inzwischen gut kannte, sagte ich: »Hast du sonst noch was aus dem Langweiler rausgekriegt, was ich wissen sollte?«
    »Das ist dein Fall«, wiegelte sie ab.
    Ichzuckte mit den Schultern. »Ich nehme nicht an, dass du dir so eine Gelegenheit hast entgehen lassen.«
    Da sie beide erschöpft waren, setzte ich Julia auf Maias Schoß und ging auf die Suche nach Essschüsseln. »Das Hackbrett liegt unter Julias Decke«, verkündete Helena hilfreich. Ich fand es und entdeckte auch den Salat hinter einem Topf Petersilie. Während ich mich daranmachte, das Mittagessen mit einer Kompetenz zuzubereiten, die niemanden beeindruckte, raffte sich meine Lebensgefährtin so

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