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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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lange.
    Irgendwann würden entweder Petronius und seine Ermittlungsmannschaft oder die Feuerwehrjungs zurückkommen. Wie bald würde das sein? Nicht schnell genug, so wie ich sie kannte. Wenn es eine ruhige Nacht war, in der es nicht viele Verhaftungen gab, würden sie versucht sein, in eine Caupona einzukehren. Ich drückte meine trockene Zunge gegen den Gaumen und schmeckte alten Rauch und Ruß. Zwar konnte ich den Jungs nicht verdenken, dass sie rumtrödelten, betete aber trotzdem um ihre baldige Rückkehr.
    Sommer. Würde irgendjemand in der Nachbarschaft einen brennenden Kandelaber umstoßen? Ein Nachtlicht einen Vorhang in Brand setzen? Ein Tiegel mit heißem Öl sich selbst entzünden? Ein Heizkessel in einem Badehaus explodieren?
    Ein Holzlager zu schwelen beginnen? Katastrophenherde gab es im normalen Leben genug, aber im Sommer war das Leben weniger gefährlich als im Winter. Trotzdem, selbst wenn der gesamte Zwölfte Bezirk sich von Salat ernährt hatte und bei Sternenlicht schlief, gab es doch sicher einen freundlichen Brandstifter, der dem verrückten Impuls nachgab, die Vigiles zu ihrem Feuerwehrschuppen rennen zu sehen, um seine Bemühungen zu löschen? Ich würde ihm die Kaution bezahlen und die Aussage eines Leumundszeugen verfassen, wenn er sich nur beeilen und ein kleines Feuer anzünden würde, damit Alarm gegeben und ich gefunden wurde …
    Typisch. Nie ist ein Bösewicht zur Hand, wenn man ihn braucht. Ganz Rom schien heute Nacht in friedlichem Schlaf zu liegen.
    Ich versuchte es mit Stöhnen, woraufhin der Ballasthändler seinen Hintern nur noch tiefer in die Matte über mir grub. Ob zufällig oder absichtlich, verlagerte er sein Gewicht auf meinen Kopf.
    Das würde mir den Rest geben.
     
    Vielleicht wurde ich ohnmächtig. Aber schließlich ließ der Schmerz nach. Sogar die Matte wurde von mir weggezerrt, zerkratzte mir dabei Körper und Beine. Das plötzliche Licht blendete mich, sodass ich nichts sehen konnte.
    Ich lag ganz still. Das war einfach. Sich tot zu stellen fällt ganz leicht, wenn man schon halb tot ist. Um mich herum war die Luft kühl, eine verzweifelt notwendige, angenehme Veränderung. Ich atmete vorsichtig, solange ich das konnte, versuchte zu Kräften zu kommen, bevor sie sich wieder auf mich stürzten – was sie bestimmt gleich machen würden.
    Ich blinzelte durch halb geschlossene Lider und sah verschiedene grob gearbeitete Schuhe und Sandalen. Dreckige Füße mit schwarzen, ungeschnittenen Zehennägeln, missgestaltete Knochen und von Flöhen zerbissene Knöchel – Sklavenfüße. Ich hörte Schlurfen, dann wurde es still, als ob jemand die Ordnung wiederhergestellt hätte.
    Eine Männerstimme fragte mit nur einem Hauch von Besorgnis: »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    Jemand packte den Halsausschnitt meiner Tunika und zerrte meinen Kopf hoch. Ich hielt die Augen geschlossen. Er ließ los. Mein Kopf knallte auf den Steinboden.
    Dann hörte ich ein Klirren. Kaltes Wasser ließ mich schreiend hochfahren. Jemand hatte einen vollen Löscheimer über mich geschüttet. Das entsprach nicht meiner Idealvorstellung von einem milden Juliabend. Völlig durchnässt setzte ich mich auf, schüttelte mein Haar aus und rieb mir die Augen. Ich hustete Schleim hoch. Als wäre es mir egal, wer sich hier befand, umschlang ich meine Knie und legte keuchend meinen Kopf darauf.
    »Sie sind Didius Falco?«, fragte dieselbe Stimme. Inzwischen war mir seine Stellung klar. Er war der gestopfte Schafsdarm, der hier das Sagen hatte. Das würde sein Fehler sein. »Antworten Sie mir!« Er kam näher, damit er mich mit dem Fuß anstoßen konnte.
    In dem Moment rollte ich mich zur Seite und zog in einer einzigen Bewegung meinen Dolch aus dem Stiefel. Mit einem Ruck kam ich auf die Füße, packte ihn, wirbelte ihn mit dem Rücken zu mir herum, zog seinen Kopf an den Haaren zurück, schlang ihm meinen Arm um den Hals, dass er würgte, und hielt ihm den Dolch an die Kehle. Dann zerrte ich ihn mit mir, bis ich mit dem Rücken sicher am Pumpenwagen stand, und benutzte ihn als Schild.
    »Keiner bewegt sich – oder ich bringe ihn um!«
    Ich riss fester an seinem Haar. Bestimmt verdrehte er die Augen und machte zweifellos Grimassen. Er war vernünftig genug, sich nicht zu wehren.
    »Ihr alle«, befahl ich ihnen grimmig, »zieht euch jetzt langsam zur hinteren Wand zurück.«
    Als sie zögerten, drückte ich meinem Gefangenen brutal den Arm gegen die Kehle. Er stieß ein wildes, entsetztes Krächzen aus, wollte,

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