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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich rasch ein Ende, schob seine sorgfältig platzierten Schreibutensilien zur Seite und stellte die ganzen Möbel um. Er würde entsetzt sein. Ich kicherte leise vor mich hin und suchte alles ab, falls er irgendwo eine Weinflasche versteckt hatte, aber er war zu asketisch, um sich irgendwas zu gönnen – oder er hatte es mit nach Hause genommen, als er in Urlaub ging. Manche Tribune sind menschlich. Ferien können sehr anstrengend sein.
    Ich hatte Schwierigkeiten, die Berechnungen der Bank zu durchblicken. Kredite unterschieden sich kaum von Einlagen, und ich bekam nicht raus, ob Zinsen in den Summen enthalten waren. Schließlich fand ich heraus, dass es sich um eine spezifizierte tägliche Abrechnung der Forderungen und Guthaben der Bank handelte, es aber keine Gesamtaufrechnungen der einzelnen Kundenkonten gab. Tja, das war eigentlich nicht überraschend. Ich hatte von Nothokleptes nie eine Auflistung meiner Einzahlungen und Abhebungen bekommen, sondern verließ mich auf meine eigenen Notizen und musste die Transaktionen selbst auf meinen Wachstafeln zusammenzählen, um sicher zu sein, wie es um meine Finanzen stand. Dasselbe traf offenbar auch auf diejenigen zu, die Geldgeschäfte unter dem Zeichen des Goldenen Pferdes abwickelten.
    Es schien eine Einladung zur Irreführung zu sein, gelinde gesagt. Jeder dieser Namen konnte um Geld betrogen worden sein. Wenn ich ihnen das mitteilte, würden sie an die Decke gehen. Normalerweise fanden sie es vermutlich nie heraus. Und aus dem mir vorliegenden Material ergab sich auch kein Verdächtiger. Nach den Zahlen, die ich hier hatte, konnte ich nicht feststellen, wer sich geschädigt fühlen sollte.
    Jemand fühlte sich jedoch geschädigt. Ich sollte bald herausfinden, wie sehr.
    Ich war länger geblieben als beabsichtigt. Die Finanzen anderer Leute sind äußerst fesselnd. Nachdem sich die Dunkelheit vollständig herabgesenkt und die Stadt sich nach einem langen, heißen Tag abgekühlt hatte, schreckte ich plötzlich hoch und wurde mir bewusst, dass ich gehen sollte. Auch ein gelegentliches fernes Geräusch wurde mir bewusst. Ich nahm an, dass einige der Vigiles zurückgekehrt waren oder aus einer äußerst rüpelhaften Weinschenke in der Nähe Gäste rausgeworfen wurden. Ich verließ Rubellas Büro, schloss hinter mir ab und legte den klobigen Schlüssel hoch oben auf den Türrahmen (wo er in Rubellas Abwesenheit immer lag; war der Tribun da, bewahrte er den Schlüssel in seiner Armbörse auf, damit ihm ja niemand sein Mittagessen klaute). Alles war dunkel und mir unvertraut. Ohne Menschen wirkte das Gebäude unheimlich.
    Das Büro im ersten Stock hatte Rubella eingeführt, als er hierher versetzt worden war, um ihm zusätzlichen Status zu verleihen. Er glaubte, Disziplin ließe sich am besten mit Distanz durchsetzen. Niemand widersprach ihm; so war er ihnen aus dem Weg. Die Jungs hatten sich schon immer am liebsten auf der vorgebauten Veranda aufgehalten, wo sie über Rubella kichern konnten und er erst mal die Treppe runterstapfen musste, bevor er in Hörweite kam. Mir sollte es noch Leid tun, wie laut die Treppenstufen knarrten.
    Das Erdgeschoss des Wachlokals bestand aus Vernehmungsräumen, in denen, wie ich wusste, grausige Schrauben und Gewichte hingen, dazu ein paar Zellen und einem Aufenthaltsraum, in dem sich die Jungs nur ganz selten zurückzogen und schliefen. Heute Abend waren alle Räume dunkel. Neben dem Wachlokal lag der Schuppen mit der Feuerwehrausrüstung, einer der beiden, den die Vierte Kohorte in den Bezirken hatte, für die sie zuständig war. Die Verbindungstür stand offen, als ich mit meiner halb erloschenen Öllampe nach unten schlappte. Manchmal flackerten weitere Lampen im Schuppen, um im Notfall rasch an die Ausrüstung heranzukommen, aber heute schien sich niemand die Mühe gemacht zu haben. Tja, das bewahrte sie vor der Peinlichkeit, dass das Feuerwehrhaus versehentlich in Flammen aufging, während niemand da war.
    Meine Stiefel waren leise auf den Stufen, aber keinesfalls unhörbar. Ich rief dem Mann in der Zelle ein Gute Nacht zu. Keine Antwort.
    Sobald ich den Schuppen betrat, der stockfinster war, roch und spürte ich, dass dort jemand wartete. Ich war allein in einem unvertrauten Gebäude – müde, unbewaffnet und auf das hier nicht vorbereitet. Jemand schlug gegen meinen Arm. Die Lampe erlosch. Die Tür knallte hinter mir zu. Große Götter, ich steckte ganz tief in der Tinte.

XXVII
     
     
    Sie mussten meine Umrisse in der offenen

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