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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Haarnadeln rausgezogen wurden.
    Nun wieder in trauter Zweisamkeit, machten wir uns auf den Weg zu Urbanus Trypho, dem von Chrysippus unterstützten Dramatiker, diesem Leisetreter, der meinte sich einer Vernehmung entziehen zu können.

XXX
     
     
    Vor der Wohnung, in der ich den Dramatiker beim letzten Mal nicht angetroffen hatte, lag eine Frau auf den Knien und schrubbte den Boden. Sie hatte uns den Rücken zugekehrt, und da sie gründlich war, hatte sie den Rock zwischen den Beinen hindurchgezogen und im Gürtel befestigt, was mir einen erstaunlichen Blick auf einen Hintern und nackte Beine verschaffte.
    Helena hustete. Ich sah weg. Helena fragte die Frau, ob Urbanus da sei, woraufhin sie aufstand, den Rock ungeniert aus dem Gürtel zog und uns nach drinnen führte. Offenbar lebte sie mit ihm zusammen.
    »Anna«, sagte sie, als ich nach ihrem Namen fragte.
    »Wie die Schwester von Königin Dido!«, meinte ich, um eine literarische Note einzufügen. Sie warf mir einen kühlen Blick zu, der mir nicht so recht gefiel.
    Urbanus war mir auf Anhieb sympathischer als seine Kollegen. Man sah ihm an, dass er vernünftig, umgänglich, nicht übersprudelnd, aber, im Gegensatz zu den meisten anderen, äußerst lebendig war. Er schaute wie ein Mann aus, mit dem man einen trinken gehen konnte, aber nicht wie einer, der einen daraufhin ständig zu neuen Trinkgelagen bequatschen will.
    Er schrieb oder bearbeitete zumindest ein Manuskript. Tja, das war mal was Neues bei dem unproduktiven Chrysippus-Haufen. Als wir eintraten, blickte er auf, nicht verärgert, sondern äußert neugierig. Anna ging zu ihm und räumte die Schriftrolle vorsorglich weg.
    Er wirkte alterslos, stand in der Blüte seiner Jahre. Er hatte ein ovales Gesicht, Haar, das an der Stirn etwas schütter wurde, und äußerst intelligente Augen. Diese Augen beobachteten alles und alle.
    »Ich bin Falco und überprüfe Zeugen im Todesfall des Chrysippus Aurelius. Das hier ist Helena Justina.«
    »Und was machen Sie?«, fragte er sofort.
    »Ich überprüfe Falco.« Ihre schlagfertige Antwort faszinierte ihn.
    »Verheiratet?«
    »Wir nennen es so.«
    Sie nahm zusammen mit uns Platz. Anna, die Ehefrau, hätte dasselbe tun können, aber sie verschwand in einen anderen Raum, aus dem Kindergeschrei kam. Es klang wie Zwillinge, die noch sehr klein waren, und vermutlich noch ein Drittes.
    »Dabei können Sie arbeiten?«, fragte ich Urbanus grinsend. »Ich dachte, Dichter büxen vor dem häuslichen Leben in die Stadt aus.«
    »Ein Dramatiker braucht ein Familienleben. In großen Dramen kommen immer interessante Familien vor.« Die sich streiten und trennen, dachte ich, hielt mich aber zurück.
    »Vielleicht hätten Sie zu Hause ein Mädchen heiraten und es dort lassen sollen«, meinte Helena mit einem Hauch von Kritik an den Männern. Er lächelte großäugig, wie ein Mann, der gerade eine interessante Anregung erhalten hatte.
    »Und zu Hause ist wo?«, fragte ich, obwohl Euschemon es mir gesagt hatte.
    »Ursprünglich in Britannien.« Ich hob die Augenbrauen, wie er wohl erwartet hatte, und er fiel prompt darauf herein. »Nicht alle guten Provinzautoren kommen aus Spanien!«
    »Ich kenne Britannien etwas«, erwiderte ich und vermied ein unwillkürliches Schaudern. »Ich verstehe, warum Sie es verlassen haben. Woher stammen Sie?«
    »Aus der Mitte. Wovon noch kein Römer gehört hat.« Er hatte Recht. Die meisten Römer wissen nur, dass sich die Briten blau anmalen und an der Südküste gute Austern ernten (Austern, die nicht mehr ganz so gut sein können, bis sie in Rom nach der langen Reise in einem Fass mit Salzlake ankommen).
    »Ich vielleicht schon.«
    »Ein Ort mitten im Wald, der keinen römischen Namen hat.«
    »Und wie heißt der örtliche Stamm? Die Catuvellauni?«
    Dumm von mir. Ich hätte nicht fragen sollen.
    »Weiter im Westen. Ein Winkel zwischen den Dobunni, den Cornovii und den Corieltauvi.«
    Ich verstummte. Ich wusste, wo das war.
    Das Zentralgebiet von Britannien verfügte über keine nennenswerten Bodenschätze, die uns interessierten, oder wir hatten sie noch nicht entdeckt. Aber während des großen Aufstands waren Königin Boudicca und ihre brandschatzenden, mordenden Horden nicht weit nördlich von Urbanus’ heimatlichem Wald schließlich unterworfen worden.
    »Dort verläuft die Grenze«, bemerkte ich und versuchte dabei nicht so zu klingen, als würde ich es als unzivilisierte Gegend betrachten. Und ich erwähnte auch nicht die große, quer durch

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