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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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das Land verlaufende Heerstraße, über die die Aufständischen in ihrem Blutrausch geströmt waren.
    »Gutes Weideland«, meinte Urbanus kurz. »Woher kennen Sie Britannien, Falco?«
    »Von der Armee.«
    »Waren Sie während der Unruhen dort?«
    »Ja.«
    »Welche Legion?« Das war nur eine höfliche Frage, die ich kaum unbeantwortet lassen konnte.
    »Ein heikles Thema.«
    »Oh, die Zweite!«, erwiderte er sofort. Ich fragte mich, ob er gehofft hatte, mich aushorchen zu können.
    Die Zweite Augusta hatte sich schrecklich blamiert, weil sie während des Aufstandes nicht in den Kampf gezogen war; das war nichts Neues, aber es wurmte diejenigen von uns immer noch, die diese uns von unfähigen Offizieren zugefügte Schmach hatten erleiden müssen.
    Helena mischte sich ein, damit ich aus der Schusslinie kam. »Sie interessieren sich für Politik, Urbanus?«
    »In meinem Gewerbe eine Lebensnotwendigkeit.« Er hatte das Auftreten eines schwer arbeitenden Handwerkers, der gleich die Ärmel aufkrempeln und sich auf ein Werkstück stürzen würde, mit demselben Gusto wie seine Frau beim Schrubben des Flurs.
    Ich übernahm wieder die Initiative. »Urbanus Trypho ist in aller Munde. Ich hätte nicht erwartet, dass ein so erfolgreicher Dramatiker seine Frau die Böden wischen lässt.«
    »Unser Vermieter ist nicht gerade verschwenderisch mit Dienstleistungen«, erwiderte Urbanus. »Wir leben sehr bescheiden.«
    »Einige Ihrer Skriptoriumskollegen haben es wirklich schwer, sich über Wasser zu halten. Ich sprach gestern mit Constrictus …« Ich wartete auf eine Reaktion, aber die Angelegenheiten seiner Kollegen schienen ihm gleichgültig zu sein. »Er ist der Meinung, ein Dichter müsse sein Geld sparen, damit er eines Tages aufhören, in seine Heimatprovinz zurückkehren und als Pensionär seine Berühmtheit genießen kann.«
    »Klingt gut.«
    »Ach, wirklich? Und Sie gedenken nach all der Aufregung in Rom heimzukehren in irgendein Tal, bei den Cornovii zu leben und in einer runden Hütte mit ein paar Kühen zu wohnen?«
    »Es wird eine sehr große Hütte sein, und ich werde viele Kühe besitzen.« Der Mann meinte das ernst.
    Helena, die offenbar seine Aufrichtigkeit bewunderte, sagte: »Entschuldigen Sie die Frage, aber ich kenne Britannien ebenfalls. Ich habe Verwandte auf diplomatischen Posten, und ich bin dort gewesen. Es ist eine relativ neue Provinz. Jeder Statthalter versucht römische Gesellschaftsstrukturen und Bildung einzuführen, aber mir wurde berichtet, dass die Stämme alles Römische mit Misstrauen betrachten. Wie ist es Ihnen denn gelungen, nach Rom zu gelangen und ein bekannter Dramatiker zu werden?«
    Urbanus lächelte. »Die wilden Krieger in den Grenzgebieten glauben vermutlich, dass sie ihre Seele verlieren, wenn sie sich in einem Badehaus waschen. Andere nehmen die Geschenke des Imperiums an. Da es unvermeidlich war, Römer zu werden, ergriff ich die Chance; meine Familie besaß zum Glück die nötigen Mittel. Die Armen sind arm, wo immer sie geboren werden. Die Wohlhabenden, wer immer sie sind, können sich ihren Tummelplatz aussuchen. Ich war ein Junge, dessen Entwicklung in der Jugend hätte ungünstig verlaufen können. Stattdessen erkannte ich, wo das gute Leben zu finden war. Ich machte mich stehenden Fußes in die Zivilisation auf, den ganzen Weg nach Süden durch Gallien. Ich lernte Latein, obwohl Griechisch vielleicht sinnvoller gewesen wäre, weil ich schon damals dem Drama zuneigte. Ich schloss mich einer Theatergruppe an, kam nach Rom, und als ich begriff, wie Theaterstücke funktionieren, schrieb ich selbst welche.«
    »Ein Autodidakt?«
    »Ich hatte durch die Schauspielerei viel gelernt.«
    »Aber Sie haben eine natürliche Sprachbegabung?«
    »Mag sein«, stimmte er zu, wenn auch bescheiden.
    »Der Trick im Leben ist, seine Begabungen zu erkennen«, bemerkte Helena. »Ich hoffe, Sie finden das nicht unhöflich, doch Ihr Herkommen ist sehr ungewöhnlich. Sie mussten sich in eine völlig neue Kultur einfügen. Selbst jetzt würden Sie es doch wahrscheinlich schwierig finden, zum Beispiel ein Theaterstück über Ihr Heimatland zu schreiben.«
    »Interessante Idee! Aber es ließe sich machen«, erwiderte Urbanus freundlich. »Was für ein Spaß, ein paar griechische Hirten zu verkleiden, ein altes Thema zu modernisieren und zu behaupten, sie würden durch einen britischen Wald tollen!«
    Helena lachte, schmeichelte ihm für seinen Wagemut. Er schluckte es wie einen Löffel attischen Honig von

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