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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Wachstafeln. Marcus mit seinen drei oder wie viel Jahren auch immer schien damit zufrieden zu sein, vernünftig mit dem Stilus umzugehen, lief aber jedes Mal zu Mama, damit sie das Wachs glättete, nachdem er ein komisches Gesicht vollendet hatte. Julia zog es vor, das Wachs abzukratzen und auf die Dielenbretter zu kleben. Ihre Kommunikation bestand aus kleinen Grunzlauten oder wildem Aufeinandereinprügeln. Marcus hatte wenigstens die Entschuldigung, taub zu sein, aber ich befürchte, dass meine Tochter die Gewalttätigere war.
    Mama und Helena nähten. Auf diese Weise können Frauen immer beschäftigt und überlegen aussehen.
    »Seid gegrüßt, liebe Frauen meines Familienkreises.« Sie hielten ihre Arbeit auf Armeslänge prüfend von sich weg und warteten darauf, dass ich sie mit Unterwürfigkeit amüsierte. »Wie nett, euch so sittsam mit den Pflichten hingebungsvoller Ehefrauen beschäftigt zu sehen.«
    »Hör dir das an«, schnaubte Mama. »Und nenn mich nicht eine hingebungsvolle Ehefrau!«
    »Ja, ich weiß. Ich bin eine Schande – tut mir Leid.«
    »Schlechtes Gewissen, Falco?« Helena gab sich vernünftig, damit ich mich noch schlechter fühlte. Ich hob ihr Kinn mit dem Finger an und gab ihr einen leichten Kuss. Sie erschauerte. »Rieche ich Atempastillen?«
    »Ich bin stets mit Veilchen parfümiert.« Ganz zu schweigen von dem gerade verwendeten Zahnpulver, Hauttonikum, der Haarpomade und den Körperölen. Ein Mann kann in Rom gut leben.
    »Du stinkst wie ein Apotheker!«, bemerkte meine Mutter.
    Helena sah besonders frisch und sauber aus, eine pflichtgetreue Matrone, die die Bronzenadel schwang und Mama half, Tunikasäume zu richten. Wer hatte ihr das Nähen beigebracht? Als Senatorentochter konnte das nicht zu ihrer regulären Erziehung gehört haben. Vermutlich hatte sie Mama gebeten, ihr heute Morgen einen Schnellkurs zu geben, nur damit ich ein schlechtes Gewissen bekam.
    In ihren Augen blitzte Spott auf, während ich sie betrachtete. Ordentlich zusammengestecktes Kleid in sittsamem Hellblau, besonders bescheidene Broschen zum Zusammenhalten der Ärmel, nur ein Hauch von einer goldenen Halskette, keine Ringe, bis auf den schmalen Silberreif, den ich ihr einst als Liebespfand geschenkt hatte. Ihr Haar in einem einfachen Knoten, mit einem schlichten republikanischen Mittelscheitel.
    »Ich sehe, dass du die Beleidigte spielst.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst, Falco.«
    Sie wusste immer genau, was ich meinte.
    »Ich hoffe, wir streiten nicht.«
    »Wir streiten nie«, erwiderte Helena und klang, als ob sie das wirklich meinte.
    Natürlich stritten wir. Geplänkel über nichts war unsere Art, über die alltäglichen häuslichen Runden zu kommen. Wir balgten uns um Überlegenheit. Und wir genossen es beide, uns geschlagen zu geben.
    Ruhig erklärte ich, was letzte Nacht im Wachlokal passiert war, woraufhin mir erlaubt wurde, meinen üblichen Status als unzulänglicher Herumtreiber wieder einzunehmen, der vermutlich ein geheimes Leben verschwieg. »Also alles wieder ganz normal.«
    »Die übliche Fantasterei«, meinte Helena und verdrehte die Augen.
    Dann sagte ich, dass ich einen Verdächtigen im Chrysippus-Fall verhören wolle. Und da Julia glücklich damit zu sein schien, Marcus Baebius mit Wachs zu füttern, verkündete Helena, dass sie die Kleine für eine Weile hier lasse und mitkomme. So wie die Dinge standen, konnte ich natürlich nicht widersprechen.
    Vor der Wohnung meiner Mutter drückte Helena mich in eine Ecke des Treppenhauses und unterzog mich einer Untersuchung. Ich stand still und ließ es über mich ergehen. Sie tastete beide Arme ab, überprüfte die Beine, hob Teile meiner Tunika an, drehte mich um, beugte meinen Kopf in alle Richtungen und sah hinter den Ohren nach.
    »Hast du irgendwas mit vielen Beinen entdeckt?«
    »Ich schnüffle dich ab, wie Nux das macht.« Nux betrachtete momentan allerdings gelangweilt ihren eigenen Schwanz.
    »Ich hab dir erzählt, wo ich war.«
    »Und ich gehe der Sache nur auf den Grund«, sagte Helena.
    Sie berührte die verschiedenen Blutergüsse einen nach dem anderen, als würde sie sie zählen. Kein Armeearzt hätte gründlicher sein können. Schließlich bestand ich die Gesundheitsprüfung. Dann schlang sie die Arme um mich und drückte mich an sich. Ich erwiderte die Umarmung wie ein braver Junge und probierte gleichzeitig, wie viel von ihrem sittsamen republikanischen Knoten ich aufdröseln konnte, bevor sie es mitbekam und merkte, dass die

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