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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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Schlampe, schlief mit ihrem Professor, der vom Alter her ihr Vater hätte sein können. Aber klar, als Uniprof bekam man das Frischfleisch ja frei Haus geliefert. Während die jungen Dinger ihn, einen einfachen Handwerker, nicht mehr mit dem Arsch anguckten, obwohl er sich wirklich gut gehalten hatte. Aber ein Mann musste halt etwas darstellen oder brauchte Geld – am besten beides. So waren Weiber. Miese Schlampen, die nichts Besseres verdienten, als das, was er mit ihnen anstellte.
    Katzensteins Liebesnest in dem Hochhaus war natürlich klug gewählt. Ein grässlicher Klotz aus den Siebzigern, zehn Stockwerke hoch, über fünfzig Parteien. Viele ausländische Namen an den Klingelschildern. Eine mehrspurige Straße vor der Tür, über die Tag und Nacht der Verkehr rauschte. Und auch die Gegend um den Bahnhof hatte in dieser Ecke etwas Unwirtliches. Grau, dreckig, laut, anonym. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden hier jemand entdeckte oder sich an sie erinnern konnte, ging gegen null. Die Uni war Lichtjahre von hier entfernt. Kurz nachdem er rausgefunden hatte, dass Nicole es mit ihrem Professor trieb, hatte er sie abgepasst, an diesem Tag im April in Woltmershausen, wo sie eine Freundin besucht hatte. »Hallo, Nicole, na, was macht das Studium? Erinnern Sie sich noch an mich? Und die feuchte Stelle an der Wand? Der Schimmel ist doch wohl hoffentlich nicht zurückgekehrt, oder? Nein? Das freut mich sehr. Ich habe mir aber auch Mühe gegeben. Schimmelpilzvernichtung ist ja mein Spezialgebiet. Wollen Sie zum Bus? Ich kann Sie gerne mitnehmen. Ich muss sowieso in die Neustadt. Hab da heute noch einen Kunden, der immer erst so spät Feierabend hat. Was tut man nicht alles für seine Kundschaft.«
    Ernst Willich grinste. Etwa ein Jahr nachdem er Nicole besessen hatte, suchte Katzenstein per Annonce eine Haushaltskraft. Seine Frau war gestorben. Er hatte Helga auf die Anzeige aufmerksam gemacht und sie dazu gebracht, sich bei dem Professor zu bewerben. Warum er das getan hatte? Er wollte dem Mann nahe sein, den Nicole geliebt hatte, dem sie sich freiwillig hingegeben hatte. Er genoss diesen leisen Triumph, dem Professor zu begegnen, in sein von Trauer verzehrtes Gesicht zu sehen. Der Mathematiker hatte natürlich nicht geahnt, wen er sich da ins Haus geholt hatte. Willich lachte. Der Polizeibeamte, der vor seinem Bett saß und Wache schob, sah ihn an, als wäre er irre. Aber er war nicht irre. Er war völlig normal, setzte nur um, wovon viele Männer träumten.
    Lange hatte er von dem gezehrt, was er mit Nicole angestellt hatte. Wie schön sie gewesen war. Ihre bleiche, makellose Haut. Diese zarten Fesseln. Sie hatte sich rechts einen Drachen tätowieren lassen, der sich um ihren Knöchel wand. Geküsst hatte er den Drachen und es genossen, wie ihr Fuß im Griff des Kabelbinders gezittert hatte.
    Fünf Jahre war er ruhig gewesen. Hatte viel Schach gespielt, den Rasen gemäht und den Müll rausgebracht, wenn Helga es ihm auftrug, und mit seinen Enkeln gespielt. So hätte es weitergehen können.
    Aber dann war ihm Charlotte begegnet. Mit ihr war es zurückgekehrt, dieses Ziehen in der Magengegend, wenn er an sie dachte. Dieser Kitzel, wenn er sie beschattete und immer mehr Details aus ihrem Leben zusammentrug. Irgendwann hatte er auch sie abgepasst. »Hallo, Frau Zander. Sie sind ja schwer bepackt. Erinnern Sie sich noch? Ich hoffe, Sie waren mit meiner Arbeit zufrieden? Alles in Ordnung? Das freut mich. Darf ich Sie ein Stück mitnehmen? Ihre Taschen sind doch sicherlich schwer. Und gleich soll es regnen.«
    Wenn die Frauen in seinem Auto saßen, wartete er, bis ihre Oberarme am Körper anlagen. Wenn sie gestikulierten, während sie mit ihm redeten, hatte es keinen Sinn. Erst, wenn die Frauen ruhig und ahnungslos neben ihm saßen, drückte er unauffällig auf den kleinen Knopf neben dem Lenkrad. Zack. Zwei Metallarme sprangen aus der Verankerung, umschlossen den Körper und hielten die Frauen gefangen. Eine wunderbare kleine Bastelei, die er sich da hatte einfallen lassen. Schade, dass er das nicht zum Patent anmelden konnte.
    Natürlich hatten die Frauen aufgeschrien. Willich entschuldigte sich sofort. »Oh, das tut mir leid. Das ist eine Spezialvorrichtung, die das Ordnungsamt vorschreibt, wenn ich schweres Gerät auf dem Beifahrersitz transportieren muss. Das kommt nur sehr selten vor. Aber Vorschrift ist Vorschrift. Sie wissen ja, wie deutsche Behörden sind. Ich befreie Sie sofort. Einen Moment, ich muss nur eine

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