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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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das was mit deinem Alt…, äh, mit deinem Vater zu tun?
    »Ganz genau. An den müsste ich dabei nämlich immer denken. Ich käme mir immer wie ein dummes, kleines Mädchen vor. Eine blöde Göre, die es dem hohen Herrn nie recht machen kann. Die nicht gut genug für ihn ist. Nie.«
    »Nicht jeder Mathematiker ist so wie dein Vater.«
    »Mathematiker bleibt Mathematiker. Nur dass diese Truppe so ganz anders war, als ich erwartet hatte, hat mich aus dem Konzept gebracht. Ich hatte mich auf so ein paar Nerds eingestellt. Plötzlich stehen da drei Leute, die aussehen, als seien sie Germanys next Topmodels. Und dann sagt dieser Freitag auch noch: ›Nehmen Sie sich einfach aus der Villa, was Sie haben möchten.‹ Das war in dem Moment einfach zu viel für mich. Verstehst du das?«
    Auf dieses Psychogequatsche hatte Matze keinen Bock. Typisch Weib. Dieses ewige Psychologisieren. Er verlegte sich auf die Taktik des dezenten Ablenkens, bevor die Sache noch völlig aus dem Ruder lief. Da versuchte er sich lieber als Hobby-Kriminalist.
    »Jetzt mal ganz im Ernst, Alexandra: Wer könnte denn ein Motiv gehabt haben, deinen Vater umzubringen?«
    »Zuerst dachte ich ja an die Mathefuzzis. Die hätten ein Motiv. Das Wasser stand denen bis zum Hals und mein Vater hatte ihnen – wie wir vorhin erfahren haben – sogar frühzeitig verraten, dass sie erben werden …«
    »Apropos erben«, unterbrach Matze seine Kollegin. »Von welchen Summen sprechen wir hier eigentlich?«
    »Das verrate ich dir nur, wenn du schwörst, dass du es niemandem weitererzählst.«
    Matze hob Zeige- und Mittelfinger, spreizte sie zum Schwur.
    »So round about zwölf Millionen Euro.«
    »Waaasssss?« Matze verschluckte sich fast an einem Maki. »Verdient ’n Prof so viel?!«
    »Nee. Ein Prof verdient nicht schlecht, aber so viel nun auch wieder nicht. Mein Vater hat von meinem Opa eine Fleischfabrik geerbt. Aber weder er noch seine Schwester hatten Interesse daran, das Unternehmen weiterzuführen. Seine Schwester, also meine Tante, hat Architektur und mein Vater eben Mathematik studiert …«
    »… und hatten plötzlich mächtig Knete!«
    »Aber hallo.«
    »Die hätten nie mehr arbeiten müssen.«
    »Haben sie aber. Meine Tante hat, bis sie leider ziemlich früh gestorben ist, das Liegenschaftsamt in Bremen geleitet. Und was aus meinem Vater wurde, weißt du ja.«
    »Allerdings.«
    »Aber das ist noch nicht alles. Mein Vater hat nicht nur eine Riesenerbschaft gemacht und auch selber ganz gut verdient, er hat auch noch ein paar Patente angemeldet …«
    »… und die haben auch noch mal mächtig Schotter gebracht.«
    »Bis zum Abwinken.«
    »Mensch Alexandra, du bist ja ’ne richtig gute Partie!«
    »Aber den Löwenanteil kriegen die Mathefuzzis. Und ich bekomme nur den Pflichtteil. Vielleicht gründe ich mit dem Geld auch eine Stiftung. MIF. Mathe ist Folter. «
    »Womit wir wieder beim Thema wären.«
    »Wenn ich jetzt so drüber nachdenke … Irgendwie komisch, wie nett und entgegenkommend die waren. Die wollten mich einlullen, damit ich das Testament nicht anfechte.«
    Matze dachte angestrengt nach. Vorhin bei den Mathematikern war ihm noch etwas aufgefallen. Es hatte mit der Arbeit des Professors zu tun gehabt. Aber jetzt wollte es ihm partout nicht mehr einfallen. Doch dann machte es klick.
    »Alexandra! Es gibt noch jemanden, der ein ganz starkes Motiv hat.«
    »Wer denn? Sag jetzt nicht, ein Student, der durch irgendeine Prüfung gerasselt ist. Daran habe ich auch schon gedacht. Es gab sogar mal einen. Bernward Bollwahn. Ist aber schon irre lange her. Bestimmt zwanzig Jahre. Aber an den Namen kann ich mich noch genau erinnern, weil mein Vater damals gesagt hat: ›Der ist wirklich wahnsinnig, macht seinem Namen alle Ehre.‹ Mein Vater hat sonst nie über Studenten gesprochen. Aber der hat sogar versucht, meinen Vater zu verklagen. Ist aber gescheitert. Nur, dass der nach so langer Zeit Rache übt …« Alexandra genehmigte sich einen Schluck Sake, soff das süße Zeugs wie Limonade, die Flasche musste doch langsam leer sein.
    »Nee, Quatsch. Obwohl …«
    »Komm, jetzt sag schon, was wolltest du gerade …«
    »Na, denk doch mal nach. So ’n Stromsparmodell is ’ne tolle Sache.«
    »Klar.«
    »Für alle?«
    »Ich denke schon, ja.«
    »Eben nicht! Für die Stromindustrie ist das alles andere als toll. Ich meine, die wollen doch fünfzehn Milliarden Euro Schadenersatz für den Atomausstieg und tun alles dafür, dass die Energiewende gar

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