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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wette, sie fällt in Ohnmacht, wenn ein Sklave ausspuckt … Ich hasse diese Familie.«
    »Sie könnte durchaus charmant sein.«
    »Dann entschuldige ich mich«, sagte Helena und fügte boshaft hinzu: »Und ich wette, die junge Frau trägt jede Menge zierlicher Armreifen – an beiden Handgelenken!«
    Ihre Brüder hatten alles aufgegessen und zeigten daher mehr Interesse. »Als sie ihre Masche durchzogen«, meinte Justinus, »war es sicherlich hilfreich, dass Papa die Bestechungen entgegennahm, während Junior hinter den Kulissen die zwielichtigen Geschäfte abschloss. Getrenntes Vorgehen konnte ihnen dabei helfen, ihre Spuren besser zu verwischen.«
    »Fast zu gut«, teilte ich ihm mit. »Ich habe gehört, Silius hätte Schwierigkeiten gehabt, den Prozess zu gewinnen.«
    Helena nickte. »Mein Vater sagte, das Urteil hätte Erstaunen ausgelöst. Alle waren sicher, dass Metellus schuldig war wie der Hades, aber der Fall hatte sich zu lange hingezogen, hatte sich festgefahren und das öffentliche Interesse verloren. Man war der Meinung, Silius Italicus hätte die Anklage verpfuscht und Paccius Africanus, der Metellus verteidigte, sei der bessere Anwalt.«
    »Der Kerl ist eine Viper.« Ich erinnerte mich, wie er versucht hatte, mich beim Prozess fertig zu machen.
    »Weil er seine Arbeit gut machte?«, fragte Helena boshaft. »Also, was glaubst du, warum Metellus erfolgreich verurteilt wurde, Marcus?«
    »Er war ein dreckiger Betrüger.«
    »Das hätte keine Rolle gespielt«, erwiderte Helena trocken.
    »Sie haben wegen rechtlicher Detailfragen gegen ihn gestimmt.«
    »Zum Beispiel?«
    Es war offensichtlich und ganz einfach: »Er dachte, er hätte das Gericht in der Tasche – er verachtete sie alle und ließ sich das anmerken. Die Geschworenen haben dasselbe empfunden wie du, Liebste. Sie hassten ihn.«

III
     
     
    Das Forum Romanum. September. Nicht mehr so heiß, wie es im Hochsommer sein konnte. Im Schatten war es kühler als in der Sonne, aber im Vergleich mit dem nördlichen Europa immer noch sehr warm. Ich hatte daran gedacht, meine Toga mitzubringen, war unsicher wegen des Protokolls, fühlte mich aber außer Stande, die schweren Wollfalten auch nur über dem Arm zu tragen. Auf keinen Fall hätte ich das Ding angezogen. Selbst so war meine Tunika schon schweißfeucht am Rücken. Strahlendes Sonnenlicht brannte auf die uralten Pflastersteine der Via Sacra, prallte von den Statuen und Marmorverkleidungen ab, erhitzte die träge plätschernden Brunnen und trocknete die Wasserbecken in den Schreinen aus. Auf den Tempeln und Plinthen neben dem Weg hockten reglose Tauben mit eingezogenen Köpfen, bemüht, nicht ohnmächtig zu werden. Alte Damen, aus härterem Holz geschnitzt, kämpften sich über den Platz vor der Rostra, verfluchten die Reihen erschöpfter Sklaven, uniformiertes Gefolge fettleibiger alter Männer, die sich für was Besseres hielten und hochnäsig in ihren Tragestühlen hockten.
    Eine Meile imposanter Gebäude säumten das Forumstal. Die Marmormonumente der Goldenen Stadt überragten mich. Mit verschränkten Armen nahm ich das ganze Spektakel in mich auf. Ich war zu Hause. Durch Einschüchterung und Ehrfurcht nötigen unsere Herrscher uns Respekt ab. In meinem Fall versagten die grandiosen Effekte. Trotzig grinste ich den prächtigen Anblick an.
    Ich befand mich im Geschäftsteil des historischen Gebietes, stand auf den Stufen des Castortempels, mit dem Tempel des Vergöttlichten Julius zu meiner Rechten – beides Orte der Nostalgie für mich. Ganz links von mir blockierte das hundert Fuß hohe Tabularium den Aufgang zum Kapital. Nebenan war die Basilica Julia, mein augenblickliches Ziel, gegenüber, hinter der ausgetretenen Steinpiazza, lagen das Haus des Senats – die Kurie – und die von Aemilius Paullus erbaute Basilica mit ihrer grandiosen zweistöckigen Geschäftsgalerie. Ganz hinten in der Ecke sah ich den Karzer, direkt unter mir duckte sich das Büro für Maße und Gewichte unter dem Podium des Castortempels. In der Nähe der Rostra befand sich das Gebäude, in dem die Sekretäre der kurulischen Ädilen untergebracht waren, wo der korrupte junge Metellus gearbeitet hatte. Der Platz war überfüllt mit Priestern, voll gepackt mit Bankiers und Maklern der Warenbörse, überflutet von Möchtegerntaschendieben und ihren herumlungernden Partnern, an die sie rasch alles weitergeben würden, was sie geklaut hatten. Vergeblich schaute ich mich nach Vigiles um. (Ich hatte nicht vor, sie auf die

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