Tod eines Tenors
Whiskey verspritzt. Ihre Kleidung müsste auch etwas abbekommen haben. Haben Sie sich umgezogen, bevor Sie das Haus verließen?«
»Nein ... ich ... mich hatte nichts getroffen. Er fiel nach vorn, wissen Sie. Weg von mir.«
»In welcher Hand hielt Ihr Mann sein Glas?«, fragte Evan, und machte sich erst dann bewusst, dass er keine offizielle Rolle in diesem Verhör hatte. »Entschuldigung, Sir«, murmelte er.
Inspektor Hughes winkte ab. »Nein, machen Sie weiter, Evans. Das ist eine wichtige Frage.«
»Ich sehe immer noch nicht ... in der rechten, natürlich. Ifor war Rechtshänder.«
»Und er schlug auf diesen Zierknopf auf?«, fuhr Evan fort.
»Das muss er. Es passierte alles so schnell, und ich stand unter Schock.«
»Und was geschah mit der Flasche?«, fragte Watkins.
»Ich ... ließ sie auf den Boden fallen.«
»Mit Ihren Fingerabdrücken darauf?«
»Nein, ich wischte sie vorher ab.«
»Womit?«, fragte Evan.
Sie musste von einem zum anderen schauen, was sie sichtlich wütend machte. »Mit meinem Taschentuch.«
»Und was haben Sie anschließend mit diesem Taschentuch gemacht?«
»In einen Mülleimer geworfen.« Sie stand auf. »Hören Sie, ich habe Ihnen erzählt, was passiert ist.
Ich wollte ihn nicht umbringen, sondern mich verteidigen. Warum quälen Sie mich so?«
»Niemand quält Sie. Wir versuchen lediglich, die Tatsachen zu klären, Madam«, erwiderte Inspektor Hughes. »Mir ist nicht ganz klar, wo Sie Ihren Mann nun getroffen haben.«
»Am Hinterkopf.«
»Und dann stürzte er nach vorn und schlug mit der Stirn auf?«
Sie nickte ärgerlich. »Ja, richtig.«
»Also müsste es zwei verschiedene Verletzungen geben?«
Sie zögerte. »Wissen Sie, ich habe wirklich nicht fest zugeschlagen, und Ifor hatte einen harten Schädel. Vielleicht sieht man nur die Verletzung vom Kamingitter.«
In der darauf folgenden Stille war nur das laute Ticken der Wanduhr zu hören.
»Noch weitere Fragen?« Der Inspektor sah Watkins und Evan an.
»Hat Sie irgendjemand gesehen, als Sie um kurz nach sechs mit dem Taxi ankamen? War zu diesem Zeitpunkt jemand auf der Straße?«, fragte Evan.
»Keine Ahnung«, antwortete sie scharf. »Ich weiß, dass uns die Dorfbewohner gern nachspionierten, aber was sie tun, hat mich nie interessiert. Da müssen Sie sie schon selbst fragen.«
»Welche Taxigesellschaft haben Sie in Bangor benutzt, Mrs. Llewellyn?«, fragte Hughes und schaute von seinen Notizen auf. »Würden Sie den Fahrer wiedererkennen?«
»Also wirklich!« Sie sprang auf. »Ein Taxi sieht doch aus wie das andere - und die Fahrer ebenfalls.«
»Und wo sind Sie ins Taxi gestiegen?«
»Am Bahnhof, natürlich. Tut man das nicht für gewöhnlich?« Sie hielt inne. »Schauen Sie, ich habe meine Meinung geändert. Ich werde auf meinen Anwalt warten, bevor ich irgendwelche weiteren Fragen beantworte. Das wird mir alles zu anstrengend. Sie behandeln mich wie eine Kriminelle, obwohl ich kein Verbrechen begangen habe. Ich habe aus Notwehr gehandelt.«
Inspektor Hughes stand ebenfalls auf. »Es ist jetzt sieben Uhr achtundzwanzig am Morgen. Diese Sitzung wird bis zur Ankunft von Mrs. Llewellyns Anwalt unterbrochen«, sagte er in das Aufnahmegerät und schaltete es ab. »Ich bringe Sie in die Cafeteria, Mrs. Llewellyn. Dort können Sie einen Tee trinken, während wir warten.« Mit galanter Geste begleitete er sie hinaus.
Watkins und Evan waren nun alleine. Watkins ließ Luft ab wie ein undichter Luftballon. »Na, das war ja interessant. Wie lange, schätzen Sie, hat sie gebraucht, sich das Ganze auszudenken?«
»Eins war offensichtlich«, sagte Evan langsam. »Sie hat niemals das Zimmer mit der Leiche darin gesehen. Sie hält sich allein an das, was sie gehört hat.«
»Aber weshalb?«, fragte Watkins. »Warum hat sie dann gestanden?«
»Dafür gibt es zwei mögliche Gründe«, antwortete Evan. »Entweder deckt sie jemanden, oder sie stellt sich dumm und ist dabei in Wirklichkeit sehr schlau.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Sie weiß, dass sie eine Hauptverdächtige ist, deshalb kommt sie her und gesteht. Ihr Geständnis beweist aber, dass sie nichts über das Verbrechen weiß. Und wir schließen sie als Verdächtige wieder aus. Wenn wir die Mordwaffe nicht finden und niemand sie zur richtigen Zeit nach Llanfair hat schleichen sehen, werden wir ihr niemals etwas nachweisen können.«
Watkins nickte. »Das stimmt«, sagte er. »Ich habe schon immer gedacht, dass sie eine kluge Frau ist. Was aber, wenn
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