Tod eines Tenors
meinen Anwalt auf. Ich wollte, dass er sich um meine Scheidung kümmert.«
»Wusste Ihr Mann davon?«
»Ich hatte es ihm gegenüber erwähnt. Er hat nicht eine Sekunde daran geglaubt, dass ich es wirklich tue. Ich hatte bereits mehrmals zuvor damit gedroht, wenn ich wütend war.«
»Und hätten Sie es diesmal getan?«, fragte Inspektor Hughes behutsam.
»Ich ... ich bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich nicht.«
»Sie fuhren also am Dienstag nach London. Wann haben Sie Ihren Anwalt aufgesucht?«
»Mittwochfrüh.«
»Aber Sie sind erst am Freitag nach Hause gekommen?«
Mrs. Llewellyn sah auf ihre Hände. »Ich habe diesen Herren bereits erklärt, dass ich einen Freund in Llandudno traf. Dort war ich Donnerstagnacht.«
»Das war also ein männlicher Freund?« Der Inspektor tat so, als sei ihm das neu.
»Das ist richtig.«
»Und Ihr Mann dachte, Sie seien immer noch in London?«
Sie nickte.
»Bitte beantworten Sie die Frage mit ja oder nein.«
»Ja«, fauchte sie in das Aufnahmegerät.
»Wann sind Sie dann zu Hause angekommen?«, fuhr Inspektor Hughes fort.
»Am frühen Freitagabend. Mein ... Freund brachte mich bis Bangor. Von dort nahm ich mir ein Taxi.
Ich war um kurz nach sechs zu Hause und fand Ifor stark betrunken vor. Er hatte über die Scheidung nachgedacht, und sagte, dass er mich niemals gehen lassen würde.« Sie machte eine Pause und strich sich ein imaginäres Haar aus dem Gesicht. »Ich erwiderte, ich würde es mir vielleicht noch einmal überlegen, wenn er mich besser behandelte. Es war wahrscheinlich dumm, das zu sagen. Er konnte sehr streitlustig werden, wenn er betrunken war. Er sagte, dass er mich viel zu gut behandelt hätte. Was ich bräuchte, sei eine ordentliche Tracht Prügel, und die würde ich jetzt bekommen. Er hat mich auch davor schon geschlagen - er konnte seine Kraft überhaupt nicht einschätzen. Einmal bin ich im Krankenhaus gelandet.« Ein Zittern durchlief sie, und sie seufzte tief. »Er hatte ein Glas in der Hand und drehte sich um, um es auf den Tisch zu stellen. Da habe ich die Whiskeyflasche genommen und ihm damit einen Schlag auf den Kopf versetzt.«
»Sie haben ihn niedergeschlagen?«
»Ja, ich schlug ihn auf den Hinterkopf. Ich musste ihn bremsen, bevor er auf mich losging, verstehen Sie?«
»Haben Sie mit voller Kraft zugeschlagen?«
Ihre Worte kamen jetzt etwas atemloser heraus. »Ich wollte ihn nur eine Weile außer Gefecht setzen, um wegzukommen, bevor er wieder nüchtern wird.«
»Aber Sie haben ihn heftiger geschlagen als Sie beabsichtigten?«
Sie schluckte mühsam. »Ich glaube nicht. Bedenken Sie, er war betrunken. Er stürzte vornüber und schlug mit dem Kopf auf dieses verdammte Kamingitter. Ich wusste sofort, dass er tot war.«
»Entschuldigen Sie, dass ich unterbreche, aber warum haben Sie nicht sofort die Polizei angerufen?«, fragte der Inspektor.
Sie spielte mit ihrem Ring, einem quadratischen Smaragd, indem sie ihn wieder und wieder um ihren Finger drehte. »Ich geriet in Panik, nehme ich an, und wollte eine Situation wie diese vermeiden. Ich wollte einfach nur fort. Deshalb verließ ich das Haus durch die Hintertür und versteckte mich eine Zeit lang oben auf dem Hügel. Als Sie dann alle dort waren, kam ich wieder zurück.«
»Vielen Dank, Mrs. Llewellyn«, sagte der Inspektor.
Evan bemerkte, dass sie fast erleichtert aufatmete. Der Inspektor drehte sich zu Watkins um. »Das klingt alles sehr aufrichtig. Irgendwelche weiteren Fragen, Sergeant?«
»Nur ein paar, Sir«, antwortete Watkins, und richtete sich in seinem Stuhl etwas auf. »War die Whiskeyflasche voll oder leer, Mrs. Llewellyn?«
»Das weiß ich nicht genau. Ifor hatte ja getrunken, deshalb war sie vielleicht leer. Es ist mir nicht aufgefallen.«
»In diesem Fall muss sie sehr leicht gewesen sein. Sie hätten schon sehr stark zuschlagen müssen, um jemanden mit einer leeren Flasche außer Gefecht zu setzen.«
Ihr Gesicht zuckte ärgerlich zusammen. »Vielleicht war sie auch nicht ganz leer. Ich habe wirklich nicht darauf geachtet.«
Watkins sah Evan an. »Sie sagen, Ihr Mann habe getrunken, Mrs. Llewellyn. Saß der Verschluss auf der Flasche?« »Das weiß ich wirklich nicht ... ist das von Bedeutung?«
»Nur insofern, als sich der Whiskey über Sie ergossen hätte, wenn Sie mit einer offenen Flasche zuschlugen.«
»Dann muss sie einen Deckel gehabt haben.«
»Er war nicht auf der Flasche, als wir sie gefunden haben«, sagte Evan. »Und über den ganzen Teppich war
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