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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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er beim Aussteigen. »Erinnert mich an die Zeit, bevor meine Frau diesen Gesundheitsfimmel bekam. Hier schert sich wohl keiner um seinen Cholesterinspiegel?«
    »Die meisten Leute sind Bauern. Ich glaube nicht, dass Cholesterin eine Rolle spielt, wenn man jeden Morgen um fünf Uhr auf dem Feld steht, egal, bei welchem Wetter«, entgegnete Evan.
    »Ich persönlich habe ja so einen ganz kleinen Hunger«, bekannte Watkins. »Hier oben gibt's wohl kein Café?«
    Evan schüttelte den Kopf. »Man kann im Everest Inn was essen, aber zu Preisen, die Sie oder ich nicht zahlen wollten.«
    »Schade. Na gut, lassen Sie uns eine schnelle Runde durch das Haus machen, danach fahre ich zu diesem Gasthaus neben dem Verkehrskreisel in Bangor. Die machen prima Rühreier.«
    »Ich könnte mitkommen und Ihnen Gesellschaft leisten«, sagte Evan.
    »Sie sind gut, Sie haben doch eine großartige Vermieterin.«
    »Nicht mehr, seit einer unserer Dorfpfarrer eingezogen ist. Jetzt gibt's nur noch fettarmes Zeug und Rohkost.« Sein Gesicht hellte sich auf. »Ein Gutes hat der Mord: Die Llewellyns werden ausziehen, die Powell-Jones' können wieder in ihr Haus zurück... und ich komme wieder in mein altes Zimmer und zu meinem alten Frühstück.«
    »Jetzt, wo Sie's sagen - Sie sind wirklich nur noch ein Schatten ihrer selbst«, kicherte Watkins.
    Evan beschloss, das nicht zu kommentieren.
    »Sieht aus, als habe die Presse endlich aufgegeben«, bemerkte er. »Hoffen wir, dass sie diesen Ort nicht beobachten, sonst haben wir sofort wieder die ganze Meute hier. Was für ein Leben für die arme Frau.«
    Watkins nickte. Er schloss auf. Das Haus roch kalt und feucht, und noch immer lag ein Hauch der Chemikalien in der Luft, die für die Spurensicherung verwendet worden waren.
    »Trostloser Ort«, murmelte Watkins. »jetzt verstehe ich, warum sie die Heizung aufgedreht haben.
    Das ist ja das reinste Grab hier.« Er sah sich um. »Fangen wir oben in den Schlafzimmern an, für den Fall, dass der Anwalt eintrifft.«
    »Wir haben doch einen Durchsuchungsbefehl, oder?«
    »Ja, aber Sie wissen, wie Anwälte sein können. Reden ohne Punkt und Komma. Los, Sie nehmen die Zimmer auf der rechten Seite, ich die auf der linken.«
    Es gab vier Schlafzimmer, zwei davon waren unberührt. Eines war eindeutig Ifors Reich gewesen.
    Es war mit gerahmten Aufnahmen von Ifor gepflastert, die ihn in verschiedenen Opernrollen zeigten, aber auch Fotos von Staatsoberhäuptern, Filmstars und anderen Prominenten. Verstreut auf Tischen und Kommoden lagen unzählige Tonbänder und CDs. Evan las die Titel: Ifor Llewellyn singt Wagner ...
    Verdi ... Llewellyn und Pavarotti ... Das Pariser Konzert. Außerdem gab es stapelweise private Bänder mit schwungvoll gekritzelten Aufschriften: »Probe, 28. Mai, inkl. gelungener Fassung Rigoletto- Arie. 30.
    Mai, Probe Bajazzo.« Er hatte es zweifellos geliebt, sich selbst zu hören.
    Auf dem Tisch herrschte ein wildes Durcheinander von Papierbergen. Evan begann, sie systematisch durchzugehen: Fanbriefe, Theaterprogramme, Rechnungen von Schneidern und Hemdenmachern, Briefe von einem Steuerberater - alles nichts Belastendes. Irgendwem schien Ifor eine größere Geldsumme zu schulden. Es gab keine Briefe von Frauen, in der Tat war der einzige Gegenstand aus weiblicher Hand eine gerahmte Kinderzeichnung von einem Haus mit Familie und Regenbogen, auf der in schwarzen Druckbuchstaben »Ich liebe dich, Daddy« stand.
    Dann bemerkte Evan einen Umschlag mit italienischer Briefmarke. Er öffnete ihn und ein Lächeln überzog sein Gesicht. »Kommen Sie mal rüber, Sarge«, rief er. »Ich glaube, wir haben was.«
    Watkins gesellte sich zu ihm, und Evan reichte ihm den Brief. Watkins nickte und las.
    Er war von einem Anwaltsbüro in Rom. »Sehr verehrter Sir, meine Mandantin, Signorina Carla Di Martini, hat von Ihren Plänen erfahren, Ihre Memoiren zu schreiben. Die Signorina hat mich beauftragt, Ihnen unmissverständlich deutlich zu machen, dass ihr Name in besagtem Buch unter keinen Umständen erwähnt werden darf. Sie werden sicherlich einsehen, dass jede Bezugnahme auf meine Mandantin ihrer Karriere und ihrem internationalen Ruf möglicherweise schaden könnte. Wir erwarten, dass Sie sich wie ein Gentleman benehmen und nicht versuchen werden, meine Mandantin in eine peinliche Situation zu bringen. Sollten Sie sich allerdings entschließen, auf die Erwähnung meiner Mandantin in diesen Memoiren nicht verzichten zu wollen, so seien Sie bitte versichert,

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