Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
gar nicht. Ihren Klump haben sie alle im ersten Keller.«
»Wohnen Sie im Haus?«, fragte Nick.
»Im Parterre. Hinten raus.«
»Ich brauche eine Liste der Mieter«, sagte Pit. Am besten einen kleinen Fragenkatalog aufstellen. Das Klinkenputzen konnte er dann delegieren.
»Ich weiß nicht, ob es wichtig ist«, sagte Holthusen.
Brachte dieser Satz nicht oft die Wende in einem Fall?
Doch in Holthusens Fall war er nicht wichtig.
»Gibt es eine Belohnung?«, fragte der Hausmeister.
Kein Kosak. Ein Kopfgeldjäger.
Nick fuhr nach Hause, um eine heiße Suppe zu kochen. Irgendwas fand sich immer, was man zur Suppe machen konnte. Nick war durchgefroren.
Auf dem Kühlschrank lag eine Stange Lauch und störte das Öffnen der Kühlschranktür. Erst als Nick den Lauch in kleine Stücke schnitt und schmorte, fiel ihm der Film ein, in dem ein Bund Rhabarber eine ähnliche Rolle gespielt hatte: Wenn Katelbach kommt. Wann hatte er den gesehen?
Er goss den Lauch mit Brühe auf und tat Sahne hinein.
Heiß und fett. Wer im Eiskeller des Herrn Holthusen gestanden hatte, wusste beides zu schätzen.
Er füllte die Suppe gerade in eine der Löwenkopfterrinen, mit denen Vera seinen Haushalt ausgestattet hatte, als das Telefon klingelte. Tat es das nicht immer, wenn man das Essen auf dem Tisch hatte oder aufs Klo ging?
»Störe ich dich?«, fragte Vera.
»Wenn es dich nicht stört, dass ich während des Gesprächs Suppe schlürfe, dann gar nicht«, sagte Nick.
»Bist du so ausgehungert?«
»Durchgefroren. Der Kopf wurde gefunden. In einem kalten Keller. Pit und ich hatten eine Ortsbesichtigung.«
Nick hörte Vera tief durchatmen. Dass es ihr so nahe ging, hätte er nun doch nicht gedacht.
»Ich habe dir gerade sagen wollen, dass ich mich zurückziehe aus dem Fall. Engelenburg hat mir die Leviten gelesen.«
»Und? Willst du das immer noch sagen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Vera.
»Herr van Engelenburg fängt an, den großen Zampano zu geben. Holt Hauke Behn nach Hamburg. Bequatscht dich.«
»Er sagte, dass ich meine Menschen in Angst und Schrecken versetze, wenn ich mich gefährde.«
»Kann nur Anni hinterstecken«, sagte Nick.
»Du schlürfst gar nicht.«
»Ich bin gerade dabei, die Suppe kalt werden zu lassen.«
»Tu das nicht«, sagte Vera.
Nick tunkte den Löffel ein und ließ ihn dann in der Schwebe. »Ist nicht falsch, was Engelenburg sagt«, sagte er, »ganz ungefährlich waren unsere Recherchen nie.«
»Dass du eine derartige Kehrtwende einleitest«, sagte Vera, »ich hatte gehofft, du bequatschst mich deinerseits.«
»Ich kann das nicht guten Gewissens. Leute, die jungen Männern aus Bullerbü den Kopf abschneiden, gehören zu der besonders üblen Sorte.«
»Wieso Bullerbü?«, fragte Vera. Sie war mit dem Telefon an der Garderobe angekommen und in ihre Schuhe gestiegen.
»Er sah so aus. Ein netter Junge vom Dorf.«
»Du hast den Kopf gesehen? War er denn gut erhalten?«
»Zweimal ja«, sagte Nick.
»Stell die Suppe nochmal auf den Herd und einen zweiten Teller auf den Tisch. Ich schnappe mir ein Taxi.«
»Ich esse aus einer deiner eleganten Terrinen«, sagte Nick. Doch Vera hatte schon aufgelegt.
Die Suppe im Topf war noch heiß. Nick tat den Deckel darauf und nahm das Toastbrot aus dem Tiefkühlfach.
Ein paar Croutons konnten dieses Essen nur aufwerten.
Er würfelte das Brot und gab ein wenig Öl in die Pfanne. Servietten auf den Tisch. Wurde doch gleich ein kultivierter Haushalt, wenn Vera nahte.
Natürlich war der Fall des jungen Toten ein besonders übler, aber hatte er damals gezögert, Vera in die Geschichte der toten Frauen und ihrer Tätowierungen zu ziehen?
Nein. Hatte er nicht, und dieser Täter war der gefährlichste von allen gewesen. Nick wurde heute noch schlecht, wenn er daran dachte, dass Vera sich als Lockvogel zur Verfügung hatte stellen wollen. Und Leo? Seine verlobte? Hatte es sie nicht fast das Leben gekostet?
Vera kam, als die Brotwürfel gerade zu Croutons geröstet waren. Nick zog die Pfanne von der Herdplatte und ging zur Tür. Das war doch der pure Egoismus, wenn er Vera wieder ins Boot holte, statt Engelenburg zu unterstützen.
»Wo hast du denn deinen Sohn?«, fragte er.
Damals hatte es Nicholas noch nicht gegeben, als er ihr die Fotografien der toten Frauen gezeigt hatte. Der Kleine war der beste aller Gründe, Vera fern zu halten.
»Er ist bei einem alten Kumpel aus der Krabbelgruppe.«
»Und Anni krabbelt auch?«
»Die sitzt beim Friseur und lässt sich
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