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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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erst später.«
    Wann später? Wenn sie tot war?
    »Das mit den Handys habe ich ernst gemeint«, sagte Gerry, als er die Wohnung verließ.
    Er hatte vorgehabt, das Bündel schon im Treppenhaus zu öffnen.
    Doch das tat er nicht.
    Gerry hatte zu große Angst davor.
    Der Körper ohne Kopf war schon schlimm genug. Doch der Kopf ohne Körper ließ in ihnen Übelkeit hochkommen.
    Er war elend jung, dieser Kopf. Der kalte Keller hatte ihn in der Tat gut erhalten. Käme einer, der ihn gekannt hätte, den Kopf, er würde ihn erkennen.
    »Die Zähne helfen uns kaum«, sagte der Pathologe aus der Rechtsmedizin, »sie bestätigen nur das Alter. Ansonsten ist anzunehmen, dass der Knabe im Leben keinen Zahnarzt gesehen hat. Beste Beißerchen.«
    »Na, Gott sei Dank«, sagte Nick, »gute Zähne sind was wert.« Er fing sich den genervten Blick des Herrn Hauptkommissar Gernhardt ein: Vorwitzigkeit schadete nur der Diskretion.
    Nick hatte hier eigentlich nichts verloren.
    Keiner hatte Nicks Anwesenheit je hinterfragt, doch dieser Mann war neu. Konnte immer mal sein, dass sie auf einen Pedanten trafen, der sich die Dienstausweise zeigen ließ.
    »Könnte ein Buschmesser gewesen sein, das den Kopf so glatt abgetrennt hat«, sagte der Pathologe, »zur Ernte von Zuckerrohr wurden herkömmlich diese Messer benutzt. Ich habe das mal auf Kuba gesehen.«
    Das lässt sich nicht präzisieren?«, fragte Pit.
    »Sie meinen, ob es ein kubanisches oder brasilianisches Messer gewesen ist? Vielleicht auch ein afrikanisches?«
    Ein leicht spöttischer Ton in der Stimme des Mannes.
    »Für Hamburg eher untypisch«, sagte Nick, »Kohl und Gurken werden weniger mit dem Buschmesser geerntet.«
    War er albern, weil ihm der junge Tote zu Herzen ging?
    Die Sommersprossen. Die roten Haare.
    Hätte doch eigentlich gut zu einem Kinderbuchhelden gepasst, einem heiteren Kerl, der am Ende der Geschichte davonkommt und herzlich lachen kann.
    »Die Wunden im Genitalbereich«, fing Pit an.
    »Sehen aus, als seien sie von einer Forke zugefügt. Eine verkleinerte Form der Forke.«
    »Hört sich alles nach Erntehelfer an, sagte Nick.
    »Oder Jäger«, sagte der Herr Rechtsmediziner, »eine Verletzung durch das Geweih wird Forkeln genannt.«
    Er schien Nick ernster zu nehmen, als Pit es tat.
    »Die Verletzungen könnten durch ein Geweih zugefügt worden sein?«, fragte Pit.
    Er hatte noch nie was für Jäger übrig gehabt.
    Der Neue hob die Schultern. »Dazu sind sie vielleicht nicht tief genug«, sagte er, »der erste Gedanke, der mir kam, waren dornige Zweige.«
    »Dazu fällt mir Jesus ein«, sagte Nick.
    »Das war eine Dornenkrone«, sagte Pit.
    »Ist er nicht mit dornigen Zweigen gepeitscht worden?«
    »Ich kann nicht behaupten, bibelfest zu sein«, sagte der Rechtsmediziner. Das konnten Pit und Nick auch nicht.
    »Wir werden ein nettes Foto von ihm machen«, sagte Pit Gernhardt, »eines, auf dem er aussieht wie im richtigen Leben. Irgendeiner wird ihn kennen.«
    Drei Männer standen unter Neonröhren und hatten einen Kopf vor sich und sprachen von Bibelfestigkeit. Pit war gerade dabei, alles ziemlich lächerlich zu finden.
    In einer halben Stunde hatten sie ihren Termin mit dem Hausmeister des alten Kontorhauses. Vielleicht wurden sie da auf den harten Beton eines Kellerbodens gebracht.
    Gerry hatte das Bündel auf den Küchentisch gelegt und ahnte die Puppe darin. Der Kopf mit dem feinen blonden Haar, der sich durch den Stoffbeutel drückte. Eine Hand mit gespreiztem Daumen.
    Wie lange war es her, dass er die Puppe in der Kommode gefunden hatte? Acht Jahre alt mochte er gewesen sein.
    Er war schon zur Schule gegangen.
    Gerry stellte einen Stieltopf auf den Herd, um Wasser für den Tee zu kochen. Gut, dass er morgen Abend auf der Bühne stehen musste. Die Gedanken anderweitig besetzen.
    Er würde sich auf Ringelnatz konzentrieren. Hollaender war so sehr von Marlene Dietrich und ihren Nachahmerinnen besetzt. Er wollte in keine ihrer Spuren treten.
    Ich habe dich so lieb.
    Ich würde dir ohne Bedenken
    Eine Kachel aus meinem Ofen
    Schenken.
    Gerry liebte das Lied. Doch es kam längst nicht so gut an wie die Strumpfenbandtante im Wunderland.
    Das Wasser im Topf wurde heiß. So heiß, dass der dünne Blechtopf auf der Herdplatte zu tanzen anfing.
    Den Wasserkocher konnte er wohl vergessen. Er war nicht begabt darin, auch nur einen Stecker auszuwechseln.
    Ich hab dir nichts getan.
    Nun ist mir traurig zu Mut.
    An den Hängen der Eisenbahn
    Leuchtet der Ginster so

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