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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Schlüssel in den Kopf gekommen war.
    Hexten sie, die Leute aus der Gemeinde?
    Wer sollte es sonst gewesen sein? Jeder Ganove wäre des Wahnsinns Beute, in diese Bude einzubrechen und einen Stoffbeutel zu stehlen, auf dem Gott sucht dich stand, und nicht wenigstens den kleinen Koffer mitzunehmen.
    Ihm war kalt. Oft war ihm kalt in letzter Zeit.
    Zwei Kannen Tee hatte er getrunken.
    Die Puppe lag im Koffer, wo sie armselig aussah neben dem Glitzertaukleid, den silbernen Schuhen, dem Bolero.
    Doch er zählte sie nun zu seinen Schätzen. Gab es einen Zweifel, dass die Puppe seiner Mutter gehört hatte?
    Der Koffer stand schon neben der Tür, bereit, in das Kabuff hinter der Bühne getragen zu werden.
    Kabuff. Besenkammer. Künstlergarderobe.
    Doch auch die Bühne war nur ein Podest, auf dem gerade das Klavier Platz fand und ein hoher Hocker, auf dem Gerry bei seinem Vortrag gelegentlich saß.
    Wo war sein Wille, aufzusteigen in den Nachthimmel über dem Kiez? Eine andere Bühne zu finden?
    Gerry guckte auf die Uhr, die er auf den Küchentisch gelegt hatte. Eine alte Dugena, der das Band fehlte, seit er sie besaß. Seine Großmutter hatte sie ihm an dem Morgen gegeben, als er die Lehre in der Druckerei antrat.
    Er hatte noch genügend Zeit, um vor dem Auftritt auf den Dom zu gehen. Zu einer hellen bunten Zuckerbude.
    Süße Luft atmen. Zuckerwatte. Mandeln.
    Das hatte ihm immer gut getan.
    Gerry zog den Pulli über den Kopf, um einen dickeren anzuziehen. Die Lederjacke. Den Schal.
    Dieses ewige Frieren. Er aß nicht genug.
    Er ging in den Flur und zögerte, die Wohnungstür zu öffnen. Ihn überkam eine Furcht, als ob dort Böses auf ihn wartete. Zog er das auf sich, seit seiner Teilnahme am Bußgang? Hatte er ein Sakrileg begangen?
    Gerry schaltete das Licht im Flur an, ehe er die Klinke der Tür herunterdrückte, um ins dunkle Treppenhaus zu gehen.
    Er trat hinaus und wäre fast auf den Zettel getreten, der zweifach gefaltet auf dem Stück Sisal vor seiner Tür lag.
    Pit las den Bericht des Labors über den Koffer und hatte den Eindruck, der Verfasser müsse mit auf die Eisscholle. Konnte nur ein älterer Herr sein, der voller Wehmut die Qualität lobte, die Koffer gehabt hatten, bevor sie zu Behältnissen aus Polyamid verkommen waren.
    Einen Koffer wie den, in dem der Kopf eines jungen Mannes gefunden worden war, gab es laut Bericht des Nostalgikers aus dem Labor nur noch beim Antiquitätenhändler.
    Verwertbare Fingerabdrücke waren nicht gefunden worden, nur ein Haar, das kein rotes war.
    Am nächsten Tag würde ein Bild des Unglückseligen in den Zeitungen veröffentlicht werden, ein Bild, das ihn zeigte, wie er ausgesehen haben mochte, als der Kopf noch auf seinem Körper saß. Bald würde es Computeranimationen geben, die die Leiche lachen und winken ließen.
    Ließ sich noch viel Schauriges befürchten.
    Pit war hungrig. Trotz allem.
    Sah es nicht längst nach Feierabend aus? Dunkle Nacht hatte sich auf das Präsidium gelegt. Er guckte auf die Uhr.
    Kurz vor sechs. Noch Zeit genug, Herrn von Holthusen aufzusuchen. Vielleicht waren auch die Büros noch belebt.
    Pit gab Nicks Nummer ein und ließ es läuten.
    Als der Anrufbeantworter ansprang, legte Pit auf.
    Das Auto parkte er vor dem Kontorhaus und neigte schon dazu, eine Falle zu vermuten bei dem prächtigen Parkplatz.
    Er schlich einmal um den Mercedes herum, bis er seinem Glück traute. Er hatte in letzter Zeit so viele Knöllchen einkassiert, dass er vermutlich bald suspendiert werden würde. Die Kollegen überschlugen sich seit einiger Zeit in ihrem Eifer, Parken als Sündenfall anzusehen.
    »Ist was nicht in Ordnung?«
    Pit drehte sich um und sah Holthusen hinter sich stehen.
    Hatte er das letzte Mal auch einen Kittel getragen? Er sah fremd aus darin. Oder lag es an dem Streifen Pflaster auf seiner Stirn?
    »Sie haben sich verletzt?«, fragte Pit.
    Der Hausmeister hob die Hand an die Stirn. »Ach das«, sagte er, »das waren die Katzen. Ich habe nicht viel Zeit. Der Herr im ersten Stock will, dass ich ihm was aufhänge.«
    »Der Mann mit der Angst vor den Ratten.«
    »Er ist ein schwieriger Mensch.«
    »Was hat er für ein Gewerbe?«
    »Irgendwas mit Kunst. Keine Bilder. Völkerkundlich. Kommt hier in großen Holzkisten an.«
    »Können Ihre Katzen die Ratten nicht verscheuchen?«
    Holthusen guckte gekränkt. »Das sind Siamesen«, sagte er.
    »Ist es nicht gefährlich für die Siamesen, Gift zu streuen?«
    »Die lasse ich nicht aus der Wohnung heraus«,

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