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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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fragte Pit.
    War es nicht wichtig, den jungen Leuten das Gefühl zu geben, ihre Meinung sei gefragt?
    »Ich glaube, der Hausmeister war es«, sagte der junge Mann.
    Das glaubte Hauptkommissar Gernhardt nicht.
    »Morgen kommen die Kinder«, sagte Anni.
    Martinstag. Vera hatte es beinah vergessen. Hatte Jef nicht davon erzählt? Von Muzen und Tüten mit ersten Lebkuchen.
    Jef, der am Niederrhein aufgewachsen war.
    Martinsmann. Geh du voran.
    »Morgen Abend bin ich auf jeden Fall zu Hause«, sage Vera.
    »Heute bist du es nicht?«
    Konnte man bald einundvierzig Jahre alt werden und sich doch noch dauernd erklären müssen?
    Lebte der Mensch mit Anni, dann musste er das.
    »Wie viele Kinder kommen?«
    »Die ganze Krabbelgruppe«, sagte Anni. War es doch das Glück ihres Alters, diese Kleinen um sich zu haben.
    »Ich bin heute Abend bei Gerry«, sagte Vera.
    »Kommt Nick mit?«
    »Nein. Er treibt sich auf dem Dom herum und fotografiert dort Zuckerwatte bei Nacht.«
    »Hab es gar nicht gern, wenn du so allein in der dunklen Gegend herumläufst«, sagte Anni.
    »Da ist es heller als in Poppenbüttel«, sagte Vera.
    Poppenbüttel. Das hatte ihr Engelenburg eingeflaust. Vera fing an, Poppenbüttel für eine finstere Gegend zu halten.
    »Hoffentlich passt Gerry auf dich auf«, sagte Anni.
    »Gerry könnte mein Sohn sein.«
    War Vera nicht viel behüteter gewesen als diese junge Frau, die Gerry geboren hatte?
    »Du mit achtzehn ein Kind kriegen«, sagte Anni, »da wäre ich vor gewesen.« War sie nicht immer hinter Vera hergelaufen, damit die nicht vergaß, die Pille zu nehmen? Vor einer Party Ölsardinen zu essen, um nicht betrunken zu werden?
    »Weißt du, wie man Muzen macht?«, fragte Vera.
    »Wie soll es sein«, sagte Anni, »Mehl, Hefe, Milch, Zucker und dann hinein ins heiße Fett.«
    Anni hatte die Fähigkeit, nur mal in etwas hineinbeißen zu müssen, um gen au zu wissen, wie es zuzubereiten war.
    In Muzen hatte sie noch nicht gebissen.
    »Ich würde gerne mitkommen, heute Abend«, sagte Anni, »wo ich doch meine neue Dauerwelle hab.«
    Vera hob die Augenbrauen. »Dahin, wo Gerry singt?«, fragte sie. »Du willst nur auf mich aufpassen.«
    »Das auch«, sagte Anni, »doch nicht nur.«
    »Und wer passt auf Nicholas auf?«
    »Billie und Mary«, sagte Anni.
    »Wer ist Mary?«
    »Ist doch erstaunlich, was du alles verpasst«, sagte Anni.
    »Ich erinnere mich«, sagte Vera, »die Schwarze aus dem Bus mit Zähnen wie Perlen. Die zauberst du jetzt aus dem Hut?«
    »Die beiden kommen sowieso her. Laternen basteln.«
    »Ist das ein Brauch in Benin?«, fragte Vera.
    »Nein«, sagt Anni, »aber zu Sankt Martin.«
    Wer hätte da noch Einwände vorbringen wollen.
    »Ich weiß nicht, ob du dich in Gerrys Lokal wohl fühlst«, sagte Vera, »ist eine ziemliche Spelunke.« Hilflose Versuche.
    »Wir können ihm das Paillettenkleid mitnehmen«, sagte Anni, »das poliert die Spelunke auf.«
    »Du magst Gerry«, sagte Vera.
    »Ja«, sagte Anni.
    Keiner hatte je Zweifel an Annis Menschenkenntnis gehabt.
    Gerry hatte sich den ganzen Tag kaum gerührt. Nur den Herd angeschaltet, um zu schauen, ob die platten heiß wurden. Den Sicherungskasten überprüft. Einen Text von Ringelnatz aufgesagt, aus Angst, ihn vergessen zu haben.
    Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen Baum
    Still und verklärt wie im Traum.
    Das war des Nachts elf Uhr zwei.
    Und dann kam ich um vier
    Morgens wieder vorbei.
    Er hatte nichts vergessen. Kannte jedes Wort. Doch seit gestern Abend spürte er keinen Boden unter den Füßen.
    Wer hatte Interesse an diesem Bündel gehabt?
    War bereit gewesen, ihm die Bude abzubrennen.
    Und hatte die Puppe auf den Küchenstuhl gesetzt.
    Hätte er doch nur in diese verdammte Tasche geguckt.
    Wie dumm zu glauben, dass es kaum wichtig sein konnte, was seine Großmutter da hineingetan hatte.
    War er nicht jahrelang nur mit Traktaten gefüttert worden?
    Hatte er die in der Tasche vermutet?
    Er traute sich nicht, seine Großmutter nach dem Inhalt zu fragen. Den von ihm veruntreuten Inhalt.
    Vielleicht waren die Antworten im Bündel gewesen.
    In der vergangenen Nacht hatte er bei hellem Licht im Bett gelegen, die Dunkelheit nicht ausgehalten, kaum ein Auge zugetan. Wer war in seine Wohnung gekommen, ohne nur einen Kratzer an der Tür zurückzulassen?
    Der zweite Schlüssel hing an einem Haken im Flur, wie er es tat, seit Gerry in diese anderthalb Zimmer gezogen war.
    Er hatte sich dessen versichert, nachdem ihm in der Nacht der zweite

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