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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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des Guten.
    Gab es eine Pause? Dann konnte Gerry in die Pailletten wechseln. Doch Vera hatte das dunkle Gefühl, dass dieses Verhüllen etwas bedeutete.
    »Wie gefällt es dir denn sonst?«, fragte Vera.
    »Er singt wunderbar und was für drollige Texte«, sagte Anni.
    »Ringelnatz«, sagte Vera.
    »Ich kenne nur das mit den Ameisen, die nach Australien wollen und dann über die Altonaer Chaussee laufen.«
    »Das ist auch schön«, sagte Vera.
    »Ich lache«, sang Gerry,
    »die Löcher sind die Hauptsache
    an einem Sieb. Ich habe dich so lieb.«
    »Ist ja Blödsinn«, sagte Anni, »aber schlau.«
    Vera guckte sie an. Voller Liebe im Blick. War viel zu dunkel im Lokal, um das zu bemerken.
    »Das Getränk ist ein bisschen dünn«, sagte Anni.
    »Du trittst in Nicks Fußstapfen. Dem schmeckt hier auch nichts«, sagte Vera, »doch wir können Champagner trinken. Daran lässt sich nicht viel verderben.«
    »Weiß man nicht. Aber lass uns den Jungen dazu einladen, wenn er zu Ende gesungen hat.«
    »Das tun wir«, sagte Vera, »und dann versuchen wir Nick auf dem Handy zu erreichen und machen eine Sause.«
    »Wir haben doch gar kein Handy«, sagte Anni.
    Hatte auch seine Nachteile, dass Vera sich den Fortschritten in der Kommunikation verweigerte.
    »Wir leihen uns eines«, sagte Vera und sah sich schon um. Doch sie konnte keinen Borger und Verleiher erkennen im kaum vorhandenen Licht dieses Etablissements.
    Anni fing an zu klatschen. Frenetisch ließ sich sagen.
    »Gibt eine Pause«, sagte sie.
    »Ich gehe hinter die Bühne«, sagte Vera.
    »Vergiss die Tüte nicht«, sagte Anni. Sie blieb lieber da. Nur nicht den Jungen verwirren und zu zweit aufkreuzen. Konnte auch eine Last werden, die Begeisterung.
    Vera bahnte sich den Weg durch das Publikum hin zu der Besenkammer, die als Gerrys Garderobe ausgewiesen war.
    »Du bist großartig«, sagte sie, kaum, dass sie die Tür öffnete, »warum hast du das Bolero an?«
    »Ich freue mich so, dass du da bist«, sagte Gerry. Er war gerade dabei, eine Karteikarte zu einem kleinen Stück Papier zu falten.
    »Ist das Fanpost, die du da in niedliche Formen bringst?«
    »Der Herr Notar fordert mich auf, die nächsten Buchstaben zu bearbeiten in der Kartei«, sagte Gerry. Er zog das Bolero aus.
    »Sitzt er im Publikum?«
    Gerry hob die Schultern. »Vermutlich«, sagte er.
    »Ich habe dir das Paillettenkleid mitgebracht«, sagte Vera und hielt ihm die Lacktüte hin. »Zieh es für den zweiten Teil an.«
    Hatte sie was Dominantes? Sie hatte es ohne Zweifel.
    »Das kann ich nicht«, sagte Gerry, »der Ausschnitt ist zu tief.«
    »Nur hinten ist er tief«, sagte Vera.
    Gerry drehte sich um. Die Striemen waren kaum verheilt.
    Vera schwieg. Einen Augenblick lang schwieg sie. »Was sind das für Buchstaben, die du bearbeitest?«, fragte sie dann.
    »Ich bin bei G«, sagte Gerry, »G für Geißelung.«
    »Wir zeigen den Kerl an.«
    »Ich habe Geld dafür gekriegt.«
    Vera schüttelte den Kopf. Sie hätte gerne ein bisschen gekotzt, doch sie hatte kaum was im Magen.
    In welcher Welt lebte Gerry? Ach, diese behütete Vera.
    Steckte ihre große Nase in alle Schreckenstaten und glaubte doch immer noch an das Gute.
    »Da lag noch was auf meiner Fußmatte«, sagte Gerry.
    Er ging zu der Lederjacke, die über dem Stuhl hing, und zog einen Zettel aus der Tasche, den er Vera gab.
    An jedem Tag eine kleine Freude , stand darauf.
    In bunten Buchstaben gedruckt. Luftballons, die von den Buchstaben aufstiegen. Ein Clown ließ sie aus den Händen.
    Darunter eine krakelige Handschrift mit Kugelschreiber:
    Frage Irmela nach deiner Geburt.
    »Was bedeutet das?«, fragte Vera.
    »Ich erzähle es dir nach der Vorstellung«, sagte Gerry.
    »Was war mit den Buchstaben A bis F?«
    »Ich habe erst bei E angefangen. Erziehung. Hatte aber auch mit Schlägen zu tun.«
    »F wie Fellatio«, sagte Vera.
    »Nein. Obwohl das eine Qual wäre bei dem Herrn«, sagte Gerry, »F steht für Fesselung.«
    »Warum tust du das?«
    »Des Geldes wegen«, sagte Gerry leise. »Er ist ein Geizhals, aber es war doch genug, um ein eigenes Leben anzufangen.«
    »Eigenes Leben?«, fragte Vera. Ihre Stimme klang belegt.
    »Ich bin meine ganze Kindheit lang auf Knien gerutscht. Das ist nur eine andere Art des Büßens.«
    »Versprich mir, dass du nie mehr in dieses Notariat gehst.«
    »Ich muss auf die Bühne, Vera.«
    »Zieh das Paillettenkleid an und darüber das Bolero.« Vera drängte. Allein schon um Anni nicht erklären zu müssen, warum

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