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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Gerry sich nicht umgezogen hatte.
    »Kein Wort zu Anni«, sagte sie.
    »Sieht doch gleich viel besser aus«, sagte Anni, als Gerry sein Podest betrat. »Aber ich hätte das Bolero weggelassen.«
    »Er ist erkältet«, sagte Vera.
    »Ist doch so warm hier drin.«
    »Hättest du was dagegen, wenn wir Gerry heute Abend mit nach Hause nehmen?«
    »Mit Übernachten?«, fragte Anni.
    Vera nickte.
    »Ich zieh dann die Flanellwäsche auf«, sagte Anni, »die ist schön warm, und was zum Einreiben hab ich auch.«
    »Das soll er mal selber machen«, sagte Vera.
    »Glaubst du, dass er schamhaft ist?«
    Vielleicht war er das sogar. Trotz allem, was Vera eben gehört hatte. »Das glaube ich«, sagte sie und hielt Ausschau nach einem älteren Herrn.
    Pit war schon beim zweiten Kaffee und beim zweiten Ouzo, als der kleine Herr Kolp und seine Griechin ins Lokal kamen. Vielleicht wäre der Herr Hauptkommissar zurückhaltender gewesen, hätte er vorher nicht einen halben Liter Wein zum Essen getrunken. Doch so winkte er die beiden zu sich an den Tisch, und das Schicksal nahm seinen Lauf.
    Evangelia war einen guten Kopf größer als Kolp. Hatte nicht auch die Callas den Herrn Onassis überragt?
    Doch Kolp sah nicht aus wie Onassis. Er sah aus wie Charles Aznavour. Und gab den Eindruck, das Evangelia ihn auch zum Singen brächte. Der glückliche Herr Kolp.
    Fühlte Pit einen kleinen Neid? Sehnsucht, zu jemandem zu gehören. Zu einer Frau. Einer Familie.
    Was hatte Jan Kummer gesagt, bevor er sich nach Kapstadt abgesetzt hatte?
    »Hast du nie Kinder haben wollen?«
    Ein Ungeschick des Lebens, dass Pit keine hatte.
    Kinder, die jetzt mit ihm viel zu spät beim Griechen gesessen hätten, die Blicke der älteren Herrschaften auf sich ziehend.
    Ein Eis herbeiquengelnd. Noch eine Cola.
    Pit winkte den Wirt herbei, bestellte noch Wein.
    »Der geht auf mich«, sagte Kolp, »ist es nicht wunderbar, wie das Leben eine Kehrtwende nehmen kann?«
    Kam der kleine Herr Kolp überhaupt noch zum Lesen?
    »Ich war sehr unglücklich«, sagte Herr Kolp.
    Pit erinnerte sich. An Kolps Sohn Kristian, der tot in einem Schrank gefunden worden war.
    Dass das Leben noch immer eine kleine Nische von Glück hatte nach allem Schrecklichen.
    »Die Familie meines Bruders wird mich bald besuchen«, sagte Evangelia und strahlte, »sie kommen aus Köln.«
    Wieso Köln und nicht Athen oder Patras?
    »Wir können sie gar nicht alle unterbringen.«
    »Ich habe ein Gästezimmer«, sagte Pit.
    War er das, der da sprach?
    Was für ein Gästezimmer? Das Chaos mit Bügelbrett?
    »Das ist wunderbar«, sagte Evangelia, »meine Neffen sind zwölf. Zwillinge. Dann können sie bei Ihnen schlafen.«
    Hatte sich Pit nicht eben noch Kinder gewünscht?
    Der kleine Herr Kolp sah beunruhigt aus. Er wollte den Herrn Hauptkommissar nicht überrollen. Evangelia neigte dazu.
    »Ich tue es gerne«, sagte Pit und schenkte Wein aus der Karaffe ein, »ich kann die Jungen ja mal mit aufs Präsidium nehmen.« Das fänden sie sicher spannend.
    »Die beiden sind Nachkömmlinge«, sagte Evangelia, »meine Nichte war schon zwanzig, als ihre Brüder geboren wurden.«
    »Wir feiern nämlich ein Fest«, sagte Kolp.
    Eine Verlobung?
    »Evangelia wird siebzig.«
    Die stattliche Griechin lächelte verlegen.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Pit artig.
    Das Lächeln wurde breiter. »Ich bitte Sie, dabei zu sein, Herr Pit«, sagte Evangelia, »am zwanzigsten November.«
    Zwei Uhr nachts. Gerry hatte vieles erzählt. Nicht alles.
    Auf dem Küchentisch standen die Laternen. Bunte Laternen. Mehr Benin als Martin.
    Anni lag schon im Bett und horchte auf die Geräusche in der Küche. Nicholas schlief tief in seinem Bettchen, das Lamm in den Händen, das Anni ihm genäht hatte, über ihm oben an der Decke die dicke gelbe Sonne, von seinem Großvater Gustav gemalt, als Vera geboren worden war.
    Ihr habt es gut, hatte Gerry gesagt, als er sich mit Anni und Vera über das Gitterbett beugte, lauter Geborgenheit.
    War schon wichtig, dass einer das ab und zu mal sagte, ehe in Gewohnheit und Langeweile verfallen wurde.
    Kommt mal in die Küche, was essen, hatte Anni gesagt.
    Lachsbrote mit Kresse ließen sich immer zaubern. Vor allem bei großzügiger Vorratshaltung. Konnte doch sein, dass es am nächsten Tag gar nichts mehr zu kaufen gab.
    Gerry hielt den Topf mit Erkältungsbalsam, den Anni ihm hinstellte, für das normale Verwöhnprogramm. Eine andere Erklärung hatte er nicht, doch er ging auf alles ein, was

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