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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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unerwartete Verhaltensweisen einer fernen Galaxie zu
besichtigen. Er ließ die Schultern hängen, in seinem Gesicht standen Trauer und
eine große Müdigkeit.
    «Sie sehen richtig mitgenommen
aus, Sir.»
    «Ich? Reden Sie keinen Stuß.»
Morse sah rasch auf die Uhr. «In sieben Minuten läuft der Zug ein. Los, treten
Sie drauf, Mann.»
    «Ich denke, wir wollten hier —
»
    «Machen Sie schon! Und stellen
Sie die Sirene an!»

42
     
    Und
niemand
    auf
den leeren Bahnsteig kam.
    (Edward
Thomas, Adlestrop)
     
    Auf Bahnsteig zwei fuhr gerade
der Zug aus Paddington ein, und die ersten Fahrgäste kamen schon über die neue
Fußgängerbrücke, als sich Morse und Lewis, ungeduldige Blicke nach rechts und
links werfend, in der Gegenrichtung durch die Menge kämpften.
    Der Zug stand noch da,
Postarbeiter warfen dicke Briefsäcke in den Gepäckwagen, und unmittelbar vor
Morse und Lewis ging Cedric Downes mit sorgenzerfurchtem Gesicht am Zug entlang
und sah durch die Fenster. Morse legte Lewis eine Hand auf den Arm. Sie bleiben
stehen und beobachteten Downes, während sich noch zwei, drei Reisende mit
schwerem Gepäck über den Bahnsteig quälten. Jetzt hatte er den letzten Wagen
vor der Diesellokomotive erreicht und sah hinein. Schon wurden die wenigen noch
offenstehenden Türen zugeschlagen, ein Pfiff ertönte, und dann setzte sich der
lange Zug in Richtung Norden, erst leicht vibrierend, dann mit einem gewaltigen
Ruck, in Bewegung, legte allmählich Tempo zu und verschwand in weitem Bogen
Richtung Banbury.
    Downes sah auf seine Armbanduhr
und ging über den leeren Bahnsteig zurück zur Fußgängerbrücke, wo er auf ein
Hindernis in Gestalt des breitschultrigen Lewis traf.
    «Guten Abend, Sir. Wir kennen
uns schon.»
    Downes wirkte allenfalls ein
wenig verwundert. «Es geht wohl um Theo. Theo Kemp...»
    «Äh — ja...» Lewis ahnte, daß
er als Respektperson im Moment nicht sehr überzeugend wirkte.
    «Leider kann ich Ihnen dazu
nicht mehr sagen als das, was ich bereits zu Protokoll —»
    «Sie wollten Ihre Frau abholen,
Mr. Downes?» schaltete sich Morse ein.
    «Bitte? Moment, Inspector.
Ich... einen Augenblick, wenn ich bitten darf.» Downes holte ein Hörgerät aus
der Tasche und setzte es ins Ohr, wo es schrille Pfeiftöne von sich gab,
während er sich ziemlich hilflos an den Bedienungsknöpfen zu schaffen machte.
    «Ich fragte, ob Sie —» setzte
Morse mit erhobener Stimme noch einmal an.
    «Wenn Sie sich noch einen
Augenblick gedulden würden... Ich gehe nur schnell mal zu meinem Wagen, im
Handschuhfach habe ich immer ein Ersatzgerät.»
    Das bittende Lächeln um den
etwas schiefen Mund gab seinem Gesicht etwas Schuljungenhaftes.
    Morse machte eine unbestimmte
Handbewegung. «In Ordnung. Wir kommen mit.»
    Vor dem Bahnhof wartete jetzt
ein zweites Polizeifahrzeug (das Morse, seiner Sache sicher, über Funk
hergerufen hatte, während Lewis ihn von North Oxford zum Bahnhof gefahren
hatte), und der Chief Inspector nickte flüchtig den beiden Constables zu, die
abwartend zu ihnen hinübersahen. Sie blickten den drei Männern nach, die über
die Abholerparkplätze, wo das Parken kostenlos, aber auf zwanzig Minuten
beschränkt war, zum Hauptparkplatz gingen, auf dem ahnungslose Besucher eine
unmißverständliche Warnung vorfanden:
     
    Parken
nur für Kunden von British Rail.
    Für
Benutzer ohne Parkmünze beträgt die
    Gebühr
10 Pfund pro Tag.
     
    «Warum haben Sie sich nicht auf
den Kurzparkplatz gestellt, Sir? Hier ist es unnötig teuer.»
    «Bitte? Einen Moment noch,
Inspector, ich...»
    Downes holte ein Schlüsselbund
aus der Tasche, schloß einen grünen MG Metro auf, setzte sich ans Steuer und
griff nach links, in Richtung Handschuhfach.
    Morse und Lewis blieben wachsam
neben dem Wagen stehen, als Downes sich erneut an einem Gerät zu schaffen
machte, das verdächtige Ähnlichkeit mit ebenjener Hörhilfe hatte, die vorhin so
durchdringende Töne hervorgebracht hatte.
    «Das hätten wir.» Downes war
ausgestiegen und strahlte sie fast kindlich vergnügt an. «Ich bin der Welt
zurückgegeben! Was wollten Sie gerade sagen, Inspector?»
    «Ich habe soeben
bemerkt, Mr. Downes, daß ich mich wundere, warum Sie Ihren Wagen nicht auf dem
Kurzparkplatz abgestellt haben.»
    «Ja, also gewissermaßen parke
ich hier auch kostenlos. In den letzten Monaten sind bei mir jede Menge
Parkmünzen zusammengekommen. Ich muß oft nach London und komme dann oft erst
spät zurück, und abends steht die Schranke, die man mit der

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