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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sie ihn geliebt ?»
    Sheila Williams richtete sich
auf, löste sich von Morse und suchte nach einem Taschentuch. «Nein», sagte sie
fast böse. «Ich war die einzige, die ihn wirklich geliebt hat.»
    «Es gab also keine weitere Frau
in seinem Leben?»
    Sheila schüttelte trostlos den
Kopf.
    «Das wissen Sie genau, Sheila?
Es ist ungeheuer wichtig, daß Sie mir reinen Wein einschenken», drängte Morse.
/
    «Er hat es abgeleugnet. Stein
und Bein hat er geschworen, daß er keine andere hat.»
    «Und Sie haben ihm geglaubt?»
    Sie nickte und wischte sich die
Augen. Auch Morse nickte und machte ein sehr ernstes Gesicht.
    «Gut. Vielen Dank.» Er wandte
sich zum Gehen, aber sie rief ihn zurück. Ihre Augen waren schon wieder naß.
    «Bitte, Inspector...»
    Morse wandte sich um und legte
die rechte Hand leicht auf ihre Schulter. «Sie brauchen es mir im Grunde gar
nicht mehr zu sagen. Ich weiß, daß es noch eine andere Frau in seinem Leben
gab.»
    Ihr «Ja» war kaum zu verstehen.
    «Und ich denke, Sie wissen
auch, wer es war.»
    Sie nickte wieder.
    «Aber es ging noch nicht lange,
nicht wahr? Er war erst seit kurzem mir Mrs. Downes zusammen.»
    Lewis, der am Gartentor
stehengeblieben war, hatte fast jedes Wort gehört. Jetzt sah er, wie sich
Sheila Williams weinend abwandte. Die beiden Beamten setzten sich in den Wagen
und warteten schweigend, bis in dem nach vorn gelegenen Schlafzimmer das Licht
anging und die Vorhänge vorgezogen wurden.
    «Vorhänge», sagte Morse, und in
seiner Stimme lag bei aller Erschöpfung auch so etwas wie Triumph. «Vorhänge,
Lewis.
    Sie sagen es...»
    Das Haus der Downes lag im
Dunkeln, und der Laut der Haustürklingel hallte seltsam hohl durch leere Gänge,
leere Räume. Morse sah auf die Uhr. Knapp halb sieben. Um sieben hatte Downes
seine Frau abholen wollen.
    Ein hölzernes Törchen führte in
einen gepflegten Garten mit einer Rasenfläche, die bis zum Fluß reichte. Ein
Plattenweg endete am Ufer und an einem kleinen Landesteg, an dem vielleicht
früher ein Boot oder ein Punt gelegen hatte, der aber offenbar (Lewis leuchtete
mit seiner Taschenlampe hin) im Augenblick nicht benutzt wurde.
    «Glauben Sie...» Lewis deutete
auf den schnell fließenden Cherwell.
    «— daß er hier in den Fluß
geworfen wurde? Ja, Lewis, das glaube ich. Hier hat er seine letzte Reise
angetreten.»
    «Aber wann, Sir? Als er in
Oxford ankam —»
    «Alles zu seiner Zeit, Lewis.
Jetzt brauche ich Sie erst mal zur Spurensuche. Leuchten Sie doch bitte mal die
hinteren Fenster an.»
    Auch hier hingen vor den
Fenstern elegante neue Vorhänge, gerafft mit jenem Automatikfaltenband, das
Lewis und (um der Wahrheit die Ehre zu geben) auch Morse erst seit kurzem
bekannt war.
    Während sie langsam wieder nach
vorn gingen, sagte Morse: «Es scheint so gewesen zu sein, Lewis, daß Kemp seine
Sheila satt und eine neue Flamme hatte — die reizende Lucy Downes. Kemps Pech
war es, daß Cedric Downes das sündige Paar in flagranti delicto ertappte
oder deftiger ausgedrückt, beim Rollen und Rammeln. Kemp ist ein Typ, der immer
eine Frau braucht, bei dem ohne Sex nichts läuft. Und da schlägt Downes zu —
mit dem erstbesten Gegenstand, der ihm unter die Finger kommt. Der Schlag ist
tödlich. Downes überlegt kurz, wo er den Toten abladen soll — anziehen kann er
ihn nicht, es ist ein schweres Stück Arbeit, einen Toten anzuziehen —»
    «Besonders für eine Frau, Sir.»
    «Wie bitte?»
    «Meinen Sie nicht, daß es eine
eifersüchtige Frau gewesen sein könnte?»
    «Nein, nein, Lewis. Nicht
Sheila Williams.»
    «Sie hat sich aber von der
Gruppe getrennt, war in dem Pub — »
    «Die Zeit hätte nicht gereicht.
Kemps Mörder hingegen hatte reichlich Zeit, ihn zum Fluß zu schaffen und dort
zu versenken, ganz behutsam, Lewis, ohne jeden Spritzer, um die Schwäne nicht
aufzuschrecken...»
    «So kann es einfach nicht
gewesen sein, von der Zeit her stimmt das vorn und hinten nicht.»
    «Nein? Reden Sie nur weiter,
Lewis, wir haben — genau wie der Mörder — keine Eile.»
    «Soll das heißen, daß wir hier
warten?»
    «Allerdings. Ich freue mich
darauf, Mr. und Mrs. Downes wiederzusehen.»
    «Und Sie glauben, daß in diesem
Koffer —»
    Doch während die beiden noch am
Wagen standen, knisterte es im Funkgerät.
    «Hier Lewis.»
    «Eine schlechte Nachricht,
Sergeant. Mrs. Kemp ist vor fünfzig Minuten im Krankenhaus gestorben, wir haben
es eben erst erfahren.»
    Morse blieb stehen und blickte
gen Himmel, als seien dort

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