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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Parkmünze bedient,
häufig offen, man kann einfach durchfahren.»
    «Wozu aber eine der kostbaren
Parkmünzen verschwenden, wenn es gar nicht nötig ist?» wandte Morse ein.
    «Wie? Ach so, ja... Wissen Sie,
Inspector, ich bin ein sehr gesetzestreuer Bürger. Heute abend war ich ein
bißchen früh dran, und ich lege keinen Wert darauf, abgeschleppt zu werden oder
mir eine Geldstrafe einzuhandeln. Auf der Park End Street ist diese Woche
Antiquitätenmarkt, ich hatte mein Auge auf eine kleine Kommode geworfen,
Eibenholzfurnier. Am 7. November hat Lucy Geburtstag und —»
    «Und danach haben Sie wohl
einen Abstecher zum Royal Oxford gemacht?»
    «Nein. Wenn ich fahre, trinke
ich keinen Tropfen Alkohol.»
    «Da sind Sie eine rühmliche
Ausnahme, Sir», sagte Morse. «Alkohol ist die häufigste Ursache von
Verkehrsunfällen.»
    Einen Augenblick standen sie
alle drei etwas verlegen um den grünen MG Metro herum. Downes hatte offenbar
die Situation richtig erfaßt: Die Beamten erwarteten von ihm, daß er mitkam...
irgendwohin... Wieder öffnete er die Fahrertür. Morse beugte sich ein wenig vor
und streckte ihm die rechte Handfläche hin wie ein bettelnder Berber.
    «Sie fahren mit uns, Sir. Wenn
ich um die Autoschlüssel bitten dürfte... Sergeant Lewis wird dafür sorgen, daß
Ihr Wagen später abgeholt und Ihnen vor die Tür gestellt wird.»
    «Muß denn das sein? Verdammt
noch mal, ich weiß schließlich, wo das Polizeirevier ist!» Ganz plötzlich
verließ Downes die bisher mühsam bewahrte Fassung.
    «Die Schlüssel bitte», sagte
Morse ungerührt.
    «Verraten Sie mir gefälligst,
was dieser Unfug zu bedeuten hat!»
    «Gewiß. Wenn Sie mich jetzt
verstehen können?»
    Downes fauchte ein
widerstrebendes Ja und hörte sich mit ungläubig geöffnetem Mund an, was Morse
zu sagen hatte, nachdem er die beiden Constables aus dem Streifenwagen
herangewinkt hatte:
    «Cedric Downes, ich verhafte
Sie unter dem Verdacht des Mordes an Theodore Kemp. Es ist meine Pflicht, Sie
darauf hinzuweisen, daß mein Sergeant alles, was Sie jetzt äußern, schriftlich
festhalten wird, und daß diese Äußerungen bei einer späteren
Gerichtsverhandlung als Beweismaterial verwendet werden können.»
    Dann klickten die Handschellen,
ohne daß Cedric Downes auch nur eine Silbe, geschweige denn eine belastende
Aussage hervorgebracht hätte. Lange Augenblicke blieb er reglos stehen — als
habe er das Antlitz der Medusa geschaut.
     
     
     

43
     
    Wie
üblich brachte er Erklärungen für Dinge vor, die andere bisher noch gar nicht
als Problem zur Kenntnis genommen hatten.
    (Bryan Magee, Aspects of Wagner)
     
    Als die Kollegen mit Downes
weggefahren waren, gingen Morse und Lewis zu ihrem Wagen zurück, und Morse
beorderte über Funk zwei Leute von der Spurensicherung zum Bahnhof und
bestellte einen Abschleppwagen, der in etwa einer Stunde einen grünen Metro an
den Haken nehmen sollte.
    «Sie sind sich Ihrer Sache
sicher», sagte Lewis. Es war eine Feststellung, keine Frage.
    «Absolut.»
    «Und wie geht es jetzt weiter,
Sir?»
    «Wir warten auf die
Spurensicherung. Dann nehmen wir uns Downes vor. Tut ihm ganz gut, eine halbe
Stunde in seiner Zelle zu schmoren. Er hat Glück gehabt, Lewis. Verdammtes
Glück — in jeder Beziehung.»
    «Wenn Sie mir mal von Anfang an
erklären könnten, wie die Sache gelaufen ist, Sir... Ein paar Minuten müssen
wir hier sowieso noch stehen.»
    Morse tat ihm den Gefallen.
    «Der entscheidende Punkt war
Kemps Anruf. Jawohl, es war tatsächlich Kemp, der angerufen hat, auch wenn
unsere ursprünglichen Zweifel durchaus ihre Berechtigung hatten. Ashenden kannte
Kemp persönlich und hat trotz der schlechten Leitung, die er offenbar erwischt
hatte, seine Stimme erkannt, und daß Kemp selbst der Anrufer war, hat auch die
Telefonistin bestätigt, die ihn ebenfalls gut kannte. Nein, der Anruf war
eindeutig nicht getürkt, aber Kemp hatte nicht, wie er behauptet hatte, von
Paddington, sondern aus Oxford angerufen. Er wollte sich bestätigen lassen, daß
eine bestimmte Person sich im Randolph aufhielt, und es gelang ihm,
diese Bestätigung zu bekommen, ohne mit dem Betreffenden selbst sprechen zu
müssen. Außerdem war durch Kemps Abwesenheit sichergestellt, daß diese andere
Person — jawohl, es handelte sich um Downes — sich weiterhin um die Reisegruppe
im Randolph kümmern mußte. Dank dieses schlauen, aber im Grunde sehr simplen
Plans hatte er zwei Stunden Zeit, sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen —
mit

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