Tod für Don Juan
maßgeschneidert zusammen — bis auf den einen vermaledeiten
Buchstaben...
Die schlechte Verständigung am
Telefon war tatsächlich ein wichtiger Punkt, aber aus einem ganz anderen Grund.
Es war Kemp, der angerufen hatte, aber nicht vom Bahnhof Paddington, sondern
von seinem Londoner Verlag aus, dem Verlag Babington Press, Fine Arts
Publications in South Kensington. Babington also und nicht Paddington! Von dort
aus telefonierte er mit Oxford und tat danach genau das, was er angekündigt
hatte: Er nahm den nächsten Zug und kam Schlag drei in Oxford an.»
Das mit dem Schlag, fand Lewis,
war unter den obwaltenden Umständen keine sehr glückliche Formulierung,
ansonsten aber war das, was Morse gesagt hatte, natürlich völlig richtig. Lewis
selbst hatte endlich den Verlagslektor erreicht, der gerade letzte Hand an die
Druckfahnen des zukunftsweisenden Werkes Kunsthandwerk des südlichen
Britannien in der Zeit vor der Eroberung von Dr. phil. Theodore S. Kemp
legte und an jenem verhängnisvollen Vormittag mit Kemp zusammengesessen hatte.
Von ihm hatte Lewis sich die Bestätigung geholt, daß Kemp erst gegen halb eins
den Verlag verlassen hatte.
Auch der frisch beförderte
Sergeant Dixon hatte heute ausgesprochenen Spaß an seiner Arbeit, wiewohl er
zuerst ernsthaft daran gezweifelt hatte, ob es ihm — oder sonst jemandem — in
der lächerlich kurzen Zeit von drei oder vier Stunden, die Morse ihm
zugebilligt hatte, möglich sein würde, die gestellte Aufgabe auszuführen.
Doch er hatte es geschafft.
Bislang hatte er nicht gewußt,
wie groß die Nachfrage nach Leihwagen in Oxford war — besonders bei
amerikanischen Touristen —, und die Durchsicht der Listen hatte länger
gedauert, als er gedacht hatte. In diesem Punkt hatte sich Morse, der gemeint
hatte, er solle sich auf Botley Road und Umgebung konzentrieren, gründlich
geirrt, denn gefunden hatte Dixon den Namen, den er suchte (mit der Erregung
eines jungen Anglers, dem gerade ein dicker Hecht an den Haken gegangen ist) im
Hertz-Büro in der Woodstock Road.
Tom Pritchard, der
Geschäftsführer, betete den Fragenkatalog herunter, mit dem jeder Kunde einer
Leihwagenfirma konfrontiert wird:
Vollständiger Name,
Heimatanschrift?
Wie lange wird der Wagen
benötigt?
Gewünschter Wagentyp?
Genaue Daten?
Nur ein Fahrer?
Zahlungsweise (Kreditkarte
bevorzugt)?
Gültige Fahrerlaubnis
(amerikanischer Führerschein okay)?
Referenzen?
Danach dann das übliche
Verfahren: Anruf bei dem angegebenen Gewährsmann, Überprüfung von Kreditkarte,
Führerschein und Heimatanschrift (was mit Hilfe des internationalen
Zentralcomputers meist innerhalb von zehn Minuten erledigt war), Ausstellung,
Vorlage und Unterschrift des Vertrages (einschließlich der entsprechenden
Versicherungsklauseln), nach Erledigung der Formalitäten vorfahren des Wagens,
kurze Einweisung des Kunden durch einen Mitarbeiter, Übergabe der Schlüssel. Bon
voyage, ciao, fertig ist die Laube.
Es war ein großes Glück, daß
diesmal der Geschäftsführer selbst die Prozedur durchgezogen hatte und sich
noch recht gut an den Fall erinnerte. Allerdings lag er ja auch nur fünf Tage
zurück. Am deutlichsten war ihm der Anruf im Randolph im Gedächtnis
geblieben: Er hatte sich die Nummer herausgesucht und war mit der
Stellvertreterin des Hoteldirektors verbunden worden, deren Nebenstelle der
Kunde ihm genannt hatte, und die hatte sich bereitwilligst und wortreich für
die Zuverlässigkeit seines Kunden verbürgt. Der Geschäftsführer hatte noch
weitere Einzelheiten zu bieten: Bei dem Leihwagen handelte es sich um einen
roten Cavalier, Zulassungsnummer H 106 XMT, der um 13.45 ausgeliehen und
irgendwann nach Büroschluß um 18.30 zurückgegeben worden war. Die Schlüssel
waren, wie erbeten, in einem eigens dafür vorgesehenen Briefkasten deponiert
worden. Laut Tachometer waren nur 30,7 Meilen gefahren worden, der
Geschäftsführer vermutete, daß der Wagen Oxford gar nicht verlassen hatte.
Sosehr Dixon sich selbst darüber
freute, daß er all diese Einzelheiten ausfindig gemacht hatte — soweit er das
beurteilen konnte, stand in dem Bericht, den er um 14.45 Uhr ablieferte,
eigentlich nichts, was den ausgesprochen sieghaften Gesichtsausdruck des Chief
Inspector gerechtfertigt hätte.
Sergeant (Sergeant mit
) Lewis hatte sich eine heikle Aufgabe gestellt, doch selbst diesem
Vorhaben waren offenbar die Götter günstig gesonnen. Der Stadtsyndikus, der den
schönen Titel Coroner’s Serjeant (mit
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