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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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gereizt, als
er nach dem Zettel griff, den Lewis ihm hingelegt hatte.
    «Stratton war also tatsächlich
in Didcot, als Kemp umgebracht wurde?»
    «Nicht dran zu tippen, Sir. Ich
bin gestern hingefahren —»
    «Gestern haben Sie den ganzen
Tag gepennt.»
    «Am Sonntag, meine ich, und sie
konnten sich an ihn erinnern.»
    «Wer ist
    «Einer hat ihn im Cornishman fotografiert, im Führerstand der Lokomotive. Der Film ist schon entwickelt, er
sollte das Foto nach Amerika schicken. Stratton hat ihm fünf Pfund dafür
gegeben. Wir bekommen einen Abzug.»
    «Und es war Stratton?»
    «Es war Stratton.»
    «Hm.»
    «Wie geht es jetzt weiter, Sir?
Ich finde mich ehrlich gesagt nicht mehr zurecht.»
    «Denken Sie, mir geht’s
besser?» raunzte der schlechtrasierte Morse. «Hier, lesen Sie. Ist heute morgen
gekommen.»
    Lewis nahm ihm den in
Stratford-upon-Avon abgestempelten Umschlag ab und holte die beiden
handgeschriebenen Briefbogen hervor.
     
     
     
    Swan
Hotel
    Stratford
    Samstag,
3. November
     
    Sehr
geehrter Inspector,
     
    seit unserem Aufbruch aus
Oxford läßt mir mein Gewissen keine Ruhe, Als Sie mich nach dem Anruf fragten,
habe ich mich ehrlich bemüht, alles festzuhalten, was ich in Erinnerung hatte,
und ich weiß, nicht, was ich Ihnen sonst noch hätte sagen sollen. Die
Verbindung war, wie gesagt, schlecht, aber der Mann, mit dem ich gesprochen
habe, war eindeutig Dr. Kemp, und ich habe praktisch wortwörtlich das
aufgeschrieben, was er gesagt hat. Was aber den bewußten Nachmittag betrifft,
habe ich Sie angelogen, und als Sie die Wettscheine an sich nahmen, bekam ich
es mit der Angst zu tun, denn vermutlich wissen Sie inzwischen, daß eins der
Pferde als Sieger durchs Ziel gegangen ist und ich einen schönen Batzen Geld
hätte kassieren können. Es ging mir darum, den Eindruck zu erwecken, ich sei
nach Summertown gefahren und es notfalls auch beweisen zu können. In einem
Wettbüro in der Stadt habe ich nach zwei kraßen Außenseitern gesucht, auf die
ich ein paar Pfund setzte. In Wirklichkeit — aber das wollte ich eben um jeden
Preis unter der Decke halten — habe ich den Nachmittag in einer Wohnung in Park
Town verbracht, wo ich mir (das Geständnis fällt mir nicht leicht) mit einigen
Gleichgesinnten Porno-Videos angesehen habe. Ich denke, daß einer von ihnen
bereit wäre, meine Aussage zu bestätigen, notfalls könnte ich Ihnen einen Namen
nennen, wenn Sie mir versprechen, daß ihm keine Unannehmlichkeiten daraus
entstehen. Auch Ihr Interesse an meinem Tun und Treiben nach unserer Ankunft in
Oxford beunruhigt mich, denn in diesem Punkt habe ich Ihnen ebenfalls nicht die
Wahrheit gesagt. Ich war auf dem Friedhof von Holywell, am. Grab eines
Freundes, eines gewissen James Bowden, der mir kurz vor seinem Tod noch
geschrieben hatte und dessen Zeilen ich nie beantwortet habe. Das wollte ich
irgendwie wiedergutmachen.
    Es gut mir leid, wenn ich Ihnen
Schwierigkeiten bereitet habe.
     
    John Ashenden
     
    P. S. Ich habe ein kleines
Andenken an seinem Grab niedergelegt.
     
    P. P. S. Ich wäre Ihnen
dankbar, wenn Sie meinen Gewinn abholen und das Geld der Oxfam-Hungerhilfe zur
Verfügung stellen könnten.
     
     
    «Na?»
    «Wahrscheinlich wollen Sie
jetzt wissen, wie viele Rechtschreibfehler er gemacht hat.»
    «Das wäre immerhin etwas.»
    «Scheint alles soweit korrekt
zu sein. Irgendwo fehlt ein Komma...»
    Morses Gesicht erhellte sich.
«Sie machen Fortschritte, Lewis! Das deutet im übrigen darauf hin... Nein? Na
gut, Schwamm drüber...»
    «Immerhin sind damit wieder ein
paar Unklarheiten beseitigt.»
    «Sie meinen, wir können
Ashenden von der Liste der Verdächtigen streichen?»
    «Das weiß ich nicht. Aber
Stratton kommt wohl für uns endgültig nicht mehr in Frage. Er war fast den
ganzen Nachmittag in Didcot.»
    «So daß er Kemp nicht umgebracht
haben kann.»
    «Ich wüßte nicht wie.»
    «Ich auch nicht», sagte Morse.
    «Demnach müssen wir noch mal
ganz von vorn anfangen.»
    «Sie wissen bestimmt
inzwischen, wo wir uns festgefahren haben: bei diesem verflixten Anruf. Wenn
Kemp tatsächlich in London war, hätte er ohne weiteres einen früheren Zug
nehmen können, und daß er das nicht getan hat, macht mich immer noch stutzig.
Um zwölf Uhr fünfunddreißig hat er angerufen, der nächste Zug ging um zwölf Uhr
fünfundvierzig. Zehn Minuten für den Weg von der Telefonzelle zum Bahnsteig...»
    «Das haben wir aber noch nicht
überprüft. Es wäre doch möglich, daß der Zug ausgefallen

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