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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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weitem hatte ihn der Duft eingefangen und ließ ihn präzise landen. Ede hatte seine übliche Arbeitskleidung gegen eine abgenutzte Jogginghose und ein weites Sweatshirt ausgetauscht und saß schon in seinem Campingstuhl. Die Flasche Nachrichtenbier in der Hand drehte er sich zu Tom um, als er ihn kommen hörte.
    »Hallo, mein Freund, da bist du ja endlich«, hieß er Tom willkommen. »Ich habe dich schon vermisst. Aber dann habe ich dein Zischen gehört.« Ede war einer der wenigen Flügellosen, die sich die Mühe machten, auf Kleinigkeiten wie Gänsestimmen zu achten. Tom rechnete ihm hoch an, dass er ihn nicht mit seinen größeren Verwandten in einen Topf warf. Die zischten nämlich nicht harmonisch, sondern tröteten wild und unkontrolliert wie unmusikalische Blaskapellen an verstimmten Instrumenten.
    Gans war schließlich nicht gleich Gans.
    Nachdem Tom es sich auf seinem Stuhl bequem gemacht hatte, griff Ede zum Toastbrot und zerpflückte die ersten Scheiben. »Die Nachrichten sind zwar schon vorbei, aber dein Brot sollst du trotzdem haben. Hier, Nili, für dich«, sagte er und hielt Tom eine Weißbrotflocke entgegen. »Kuchen brauche ich dir wohl nicht mehr anzubieten.«
    »Stimmt, davon habe ich die Schnabelbohne voll«, antwortete Tom. Instinktiv schüttelte er sich. Allein die Erinnerung an Edes Zyankalikuchen und die Giftopfer ließ seinen Hals anschwellen und sein Hinterteil nervös wackeln.
    »Ruhig, mein Freund, ruhig. Es ist alles in Ordnung. Du erinnerst dich an den Bittermandelgeschmack, nicht wahr?« Ede deutete Toms Reaktion richtig, ohne ihn wirklich verstanden zu haben. Eigenartigerweise fiel ihm gar nicht auf, dass Tom auf seine Frage prompt und richtig reagiert hatte.
    Kaum hatte Tom die furchtbaren Gedanken abgeschüttelt und sich wieder auf das Fernsehprogramm konzentriert, hörte er, wie sich schwatzende Stimmen näherten. Karl-Heinz und Elke kamen zu Besuch, bewaffnet mit Rotwein, Toastbrot und einem Kartenspiel.
    »Hallo Ede«, sagte Karl-Heinz. »Wir haben dich hier alleine sitzen sehen und uns gedacht, wir leisten dir heute Abend Gesellschaft. Also, natürlich nur, wenn’s recht ist.« Tom konnte es Karl-Heinz und Elke ansehen, dass sie doch ein bisschen Zweifel hatten, ob ihr gutgemeinter Überfall tatsächlich willkommen war.
    »Das ist aber nett.« Für einen Moment schien Ede überrumpelt. Hinter seinem dichten Bart war ihm nicht anzusehen, ob ihm diese Art Invasion wirklich recht war. Natürlich erhielt er hin und wieder Besuch. Tom war oft genug dabei gewesen. Doch diese Besuche waren in der Regel kurz und mit Fragen zu Campingheizungen oder anderen Reparaturarbeiten verbunden. Noch nie war jemand bei Ede aufgetaucht, der es ganz offensichtlich auf eine längere Belagerung abgesehen hatte.
    »Du spielst doch Karten? Rommé, Canasta? Wir haben alles für einen gemütlichen Abend mitgebracht«, meldete sich Elke zu Wort und hielt Ede schüchtern Kartenspiel und Wein entgegen.
    Tom hoffte inständig, dass Elke mit »gemütlich« nicht auch »singen« gemeint hatte.
    »Karten spielen?«, fragte Ede immer noch verwundert. »Ja, dann hole ich mal Tisch und Stühle.«
    Während sich Ede mit Karl-Heinz im Schlepptau zum Wohnwagen aufmachte, knisterte Elke mit der Toastbrotverpackung. Ihr Mitbringsel war Tom natürlich nicht entgangen. Er spekulierte schon darauf.
    »Na, meine Kleine. Sieh mal – ich habe dir auch was mitgebracht.«
    Meine Kleine? Bin ich eine Gans, oder was?
Diese Flügellosen hatten so was von keine Ahnung! Warum dachten die Flügellosen-Weibchen eigentlich immer, dass er eine Gans war? Doch großzügig wie er war, überging Tom Elkes Fauxpas. Ihrem Toastbrot sei Dank.
    »Sag mal, Ede, ist die Gans ausgehungert? Die packt ja zu, als ob sie seit Wochen nichts mehr zu fressen bekommen hätte. Die grapscht sogar nach meinen Fingern!«
    »Ich sehe, du hast dich schon mit Nili bekannt gemacht«, sagte Ede, der gerade zurückkam. »Nein, ausgehungert ist Nili nicht – er ist
immer
kurz vor dem Verhungern. Selbst wenn er bald platzen müsste, würde er denken, dass noch etwas in ihn hineinpasst.«
    »Ich und verfressen?! Was ist denn schon ein Toastbrot für einen ausgewachsenen Ganter? Wenn ihr immer nur Wasserlinsen und Algen futtern müsstet, würdet ihr auch alles an Brot nehmen, was ihr kriegen könnt«, bemerkte Tom schnatternd und schüttelte über so viel flügelloses Unverständnis den Kopf.
    Karl-Heinz und Ede waren mit zwei Stühlen und einem Klapptisch

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