Tod Im Anflug
verstehen können?«
»Aber nein.« Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Ich hatte ja zu tun. Ich habe nur gesehen, dass Alex, ich meine natürlich Herr Breetz, plötzlich am Tisch gesessen hat, als ob er einen Besenstil verschluckt hätte. Stocksteif. Ich glaube sogar, er war auch ein bisschen blass um die Nase. Also, wenn Sie mich fragen, hat ihm dieser Besuch ganz und gar nicht behagt.«
»Alex Breetz ging es nicht gut?«, hakte Reiners interessiert nach.
»Alles an diesem Abend sah nach einem Versöhnungsessen aus. Sie wissen schon, gegrillte Gambas an feinem Blattspinat, dazu Kartoffelröstis, eine gute Flasche Wein, Kerzenschein. Zum Abschluss gab’s noch unser Hausdessert, Vanillecreme mit Amarettosahne. Sie haben sich angeregt miteinander unterhalten, haben sich tief in die Augen geschaut und Händchen gehalten. Aber dann kam dieser Mann und hat ihnen den ganzen schönen Abend verdorben, besonders Alex.«
»Was ist dann geschehen?«
»Ich weiß es nicht. Mir war nicht gut, und ich ging kurz nach draußen. Als ich wieder reinkam, war dieser Mensch schon fort. Alex war der Besuch ganz offensichtlich ziemlich auf den Magen geschlagen. Frau Breetz hat sofort bezahlt, und dann sind sie gegangen.«
»Haben Sie keinen Arzt gerufen?«
»Frau Breetz hat sich rührend um Alex gekümmert, ihn gestützt. Es sah nicht so aus, als ob er einen Arzt gebraucht hätte. Er hat sich verabschiedet und gemeint, alles, was er jetzt brauchen würde, wäre ein bisschen frische Luft. Komisch war, dass ich seine Frau dann später noch mal alleine gesehen habe.«
»Wann denn genau?«
»Das muss so gegen dreiundzwanzig Uhr gewesen sein, vielleicht auch zehn Minuten früher, mir war immer noch nicht gut, deshalb war ich wieder draußen. Und da habe ich sie über den Campingplatz laufen sehen. Sie ist direkt auf Bernd Stegners Wohnwagen zugegangen und hat geklopft. Bernd hat den Kopf rausgestreckt und sie reingelassen. Da habe ich mich ehrlich gesagt gefragt, ob zwischen den beiden etwas läuft. Das war doch schon ziemlich spät für einen normalen Besuch.«
»Ihre Vermutung war richtig. Die beiden hatten ein Verhältnis.«
»Dann ist Bernd also deshalb hier herumgeschlichen …«
»Wie jetzt? Sie haben Bernd Stegner auch hier herumschleichen sehen?«, fragten die Kommissare beinahe gleichzeitig.
»Ja, das war, als dieser Besucher bei Alex und seiner Frau am Tisch stand und ich draußen vor der Tür war. Obwohl es dunkel war, habe ich Bernd trotzdem erkannt.« Für einen Moment unterbrach Anna ihre Aussage und atmete einige Male tief durch. »Bis zu seinem Tod war er oft Gast hier, müssen Sie wissen. Ich habe ihn ziemlich gut gekannt und schon mal das eine oder andere Wort mit ihm gewechselt. Deshalb habe ich auch gleich gewusst, wer da um das Restaurant geschlichen ist und seine Nase am Fenster platt gedrückt hat. Zuerst habe ich gedacht, er hat diesen Kleiderschrank mit Golddeko beobachtet, aber jetzt denke ich, dass er Alex’ Frau im Auge hatte.«
»Sie meinen also, Bernd Stegner war eifersüchtig und hat Luzie Breetz beobachtet? Wann genau war das?«
»Ich weiß nicht, wie lange Bernd schon um das Restaurant geschlichen ist. Er ist mir ja erst aufgefallen, als ich draußen war. Das war so gegen zweiundzwanzig Uhr fünfzehn. Ich bin kurz darauf wieder rein und habe ihn dann nicht mehr am Fenster gesehen.«
Weil er sich aus dem Staub gemacht hat und dabei fast mit dem ebenfalls davoneilenden Charlie zusammengestoßen wäre, ergänzte Tom in Gedanken Annas Aussage. So hatte der Riffler jedenfalls die Situation beschrieben.
»Sie haben Herrn Breetz vorhin mehrfach beim Vornamen genannt. Sie haben ihn näher gekannt, nicht wahr?«, wechselte Reiners unvermittelt das Thema. Anna Berg erstarrte, die Frage schien ihr nicht zu behagen. »Nun? Wollen Sie mir darauf keine Antwort geben?«, fragte Reiners, der ihre Körpersprache offenbar sofort verstanden hatte.
»Ja, stimmt. Ich habe ihn näher gekannt«, gab sie schließlich zu. »Wir hatten eine Affäre. Sechs, acht Wochen lang. Aber dann hat Alex Schluss gemacht. Wollte seine Ehe nicht aufs Spiel setzen …«
»Und wie lange ist das nun schon her? Sie sind wohl noch nicht über die Trennung hinweg?«
»Das ist jetzt ein halbes Jahr her – aber glauben Sie mir, dieser Affäre trauere ich nicht hinterher. Sie war kurz und leidenschaftslos, also nichts, was Zukunft gehabt hätte.«
»Das sagen Sie jetzt! Nehmen wir doch nur mal an, es war mehr als eine kühle
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