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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu niedrig gewesen sein. Ob versehentlich oder absichtlich, konnte Tom nicht sagen. Er schlussfolgerte jedoch, dass es Alex nicht, wie von Luzie ausgesagt, nach einiger Zeit besser gegangen war, sondern schlechter. Um kein Misstrauen zu erregen, hatte sie sich zunächst rührend um Alex gekümmert und ihm dann draußen vor dem Restaurant vermutlich etwas angeboten, das ihm Linderung verschaffen sollte. Und Schwupps – hatte Alex eine zweite, jetzt tödliche Dosis Zyankali im Körper.
    Tom ärgerte sich, dass er nicht schon früher auf diese Lösung gekommen war. Er hatte sich viel zu sehr von den anderen Verdächtigen, insbesondere Charlie und Jupp, aber auch von Bernds Tod, der sich als banaler Unfall entpuppt hatte, ablenken lassen.
Magnum
wäre ein solcher Fehler sicher nicht unterlaufen. Der kannte die Frauen und hätte sich von Luzies Unschuldsmasche nicht einlullen lassen. Doch für Depressionen und anhaltende Selbstzweifel hatten Gänse keine Zeit. Für ihr sonniges Gemüt gab es nur eine Richtung: nach vorn. Und tatsächlich half Tom ein ermutigender Gedanke aus seiner kleinen Krise. Er dachte an die Kommissare. Im Gegensatz zu ihm machten sie diesen Job nun schon seit Jahren und kannten sich mit Tätern jeder Art aus – aber auch sie hatten Luzie aus dem Blick verloren und sich auf die anderen konzentriert.
    Ein Ächzen und Stöhnen, das aus der Luft zu kommen schien, ließ Tom, der mittlerweile wieder am Seeufer angelangt war, nach oben schauen. Das Geräusch kam von einem dunklen Vogel, der aus der Richtung des Hafenmeistergebäudes herüberflog, immer näher kam und jetzt unüberhörbar fluchte. Rio.
    »Verdammt, da bist du ja, Tom. Mann, hab ich Verspannungen«, maulte er und landete neben seinem Freund im Wasser. »Stundenlang trocknen ist nichts gegen eine Ewigkeit observieren. Ich war heute schon wieder ganz früh im Dienst. Wolltest du mich nicht ablösen?«
    »Natürlich, ich wär auch gleich gekommen«, flunkerte Tom. »Gibt es denn was Neues – oder hast du aufgegeben?«
    »Pah! Aufgeben – ich doch nicht! Hump und Charlie haben gerade miteinander telefoniert.«
    »Echt? Erzähl!«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, wollte dieser Bernd die Geschäfte von Alex übernehmen. Ich hab ja nur Humps Stimme gehört, aber es klang so, als habe Charlie gesagt, dass Bernd die große Kohle machen wollte und auf Alex’ Job aus war – was auch immer das genau heißen mag.« Unter Rios Worte hatte sich ein lautes Knurren gemischt. »Hunger – ich habe seit Stunden nichts gefuttert«, entschuldigte er sich, als sei das etwas Ungewöhnliches.
    »Das ist sehr interessant, Rio. Gab’s noch mehr Einzelheiten, hat Hump was von Drogen gesagt?«
    »Nö, mehr hat der Kommissar nicht rausgekriegt. Ich schwör’s, dafür leg ich meinen Fisch ins Wasser.« Rio sah Tom entschlossen an. »So, und jetzt erkläre ich die Observation für beendet. Ich sehe mich erst mal nach einem großen, dicken Wasseratmer um.« Kaum hatte er den Satz beendet, nahm er auch schon Anlauf und startete. Flügelschlagend lief er eine lange Strecke auf dem Wasser, bis er endlich abhob und fort war, bevor Tom ihn mit einem neuen Lauschangriff beauftragen konnte.
    Doch darüber hätte sich Rio keine Sorgen machen müssen. Denn seine Information war das letzte kleine Puzzleteil, das Tom für die komplette Auflösung des Falles benötigt hatte. Es war die Beantwortung der Frage nach dem »Warum« für diesen Mord.
    Luzie, verliebt wie sie war, wollte für Bernd frei sein. Aber dafür hätte sie sich einfach scheiden lassen können – es musste also noch etwas anderes dahinterstecken. Und da kamen nun Bernds Telefonate mit Charlie ins Spiel. Bernd wollte nicht nur Geschäfte mit Charlie machen, das Ganze war offenbar schon viel konkreter geplant: Er hatte es gleich ganz auf Alex’ Dealerjob abgesehen. Er wollte alles übernehmen, alles – Alex’ Frau und auch seine Geschäfte. Und so war wohl aus dem Liebespaar Bernd und Luzie ein Mörder-Dream-Team geworden: Er hatte das Gift besorgt und sie die Tat ausgeübt.
    Tom reckte und streckte sich genüsslich. Er hätte vor Glück schnattern können. Dieses Hochgefühl, diese energiegeladene Spannung bis in die kleinste Federspitze – er wusste, nie mehr würde er etwas anderes machen wollen, als Kriminalfälle zu lösen. An Nestbau dachte er da gerade nicht.
    Doch kaum hatte er die vermeintlich letzte Frage auf seiner Liste abgehakt, wollte die nächste beantwortet werden: Wieso

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