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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte die SpuSi eigentlich keine Hinweise auf das Gift gefunden? Wer mit Zyankali hantierte, konnte auch etwas verschütten und schützen musste er sich auch. Das hatte Tom auch bei den Feuerwehrleuten im Fernsehen gesehen. Mundschutz, Latexhandschuhe, Giftfläschchen, winzige Spritzer. Irgendetwas musste doch zu finden sein. Hatte sich die SpuSi überhaupt die Mühe gemacht, Luzies Wohnwagen daraufhin zu untersuchen?
    Das muss ich kontrollieren
, entschied Tom kurzentschlossen und machte sich auf den Weg. Denn Flügellose waren anscheinend nicht in der Lage, einen Fall von dreifachem Zyankalimord zu lösen. Nur
Magnum
, der hätte das gekonnt. Aber der war ja auch ein besonderer Flügelloser – fast schon eine halbe Nilgans.

25
    Der Himmel war inzwischen aufgerissen und die Sonne lugte bereits über den Horizont. Schon jetzt war klar, das würde ein Tag ganz nach dem Geschmack von Flügellosen werden. So unauffällig wie möglich landete Tom in der Nähe der Parzelle einunddreißig und watschelte auf Luzies Wohnwagen zu. Er hoffte, dass auch Luzie noch schlafen und seine Mission nicht bemerken würde. Geduckt, den Hals lang ausgestreckt und den Schnabel nur wenige Zentimeter über dem Boden, arbeitete er sich langsam auf dem Rasen vor und überzog dabei das Grün mit einem imaginären Raster. Kein Grashälmchen sollte ihm entgehen. Doch nichts. Der Rasen war sauber, von Bittermandelmolekülen keine Spur.
    In gekrümmter Haltung zwängte er sich unter den Wohnwagen. Hier begann nun der ungemütliche Teil seines Einsatzes. Auf geknickten Beinen und mit eingezogenem Hals suchte er den fast kahlen Boden genauso ab wie die alten Campingstühle, den Grill und sonstigen Plunder, den Luzie unter dem Wohnwagen deponiert hatte. Vorsichtig natürlich. Schließlich wollte er sich bei einer eventuellen Berührung mit dem Gift nicht selbst umbringen.
    Auf einmal schreckte er zusammen und blieb wie angewurzelt hocken. Geräusche. Über ihm. Schritte. Eindeutig.
    Luzie war aufgestanden. Hatte er sie etwa geweckt? Zu laut geschnüffelt? Oder hatte sein Schnabel vor lauter Aufregung nicht stillgestanden und geschnattert, ohne dass er es gemerkt hatte? Gänsen passierte so etwas schon mal. Nun aber galt es Schnabel halten und Ruhe bewahren. Doch das war gar nicht so einfach. Schließlich wusste er genau, wozu die Bestie fähig war, die da über ihm erwacht war. Aufmerksam lauschte er den Geräuschen aus dem Wohnwagen und bewegte sich keinen Millimeter. Leise Musik drang zu ihm herunter, ein Wasserhahn wurde geöffnet, wenig später röchelte eine Kaffeemaschine. Zeitgleich mit den bedrohlich stampfenden Schritten über seinem Kopf hörte er Luzie leise summen. Sie schien guter Dinge zu sein – vielleicht war es aber auch nur ein Ablenkungsmanöver, um ihn in Sicherheit zu wiegen.
    Tom presste beide Schnabelhälften fest aufeinander, damit kein Ton entweichen konnte. Er wagte immer noch nicht, sich zu bewegen. Schon wieder Schritte, jetzt direkt über ihm. Instinktiv zog er den Hals noch ein Stückchen weiter ein. Wieder Schritte, dann hörte er das Öffnen der Wohnwagentür.
O je
, fuhr es ihm durch den Kopf.
Jetzt bin ich fällig.
    Doch anders als erwartet, entfernten sich Luzies Schritte. Vorsichtig suchte Tom hinter dem Wagenrad Deckung und spähte mit einem Auge unter dem Caravan hervor. Luzie ging in Richtung des Hafenmeistergebäudes, ohne sich ein einziges Mal umzusehen. Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, atmete er erleichtert auf. Das war ja gerade noch mal gutgegangen. Luzie machte schließlich nicht vor Artgenossen halt, wer wusste da schon, wozu sie bei Gänsen fähig war. Eilig machte er sich wieder auf die Suche nach dem Gift. Er wusste, viel Zeit blieb ihm nicht. Früher oder später würde Luzie zurückkommen.
    Am Unterboden des Wohnwagens untersuchte er vorsichtig Strebe für Strebe, jede Vertiefung, jedes Rostloch. Dann endlich. An einer Nische in der Nähe der Radaufhängung fand er eine feine Spur. Dieser Hohlraum roch genau so, als hätte Ede dort seinen Marzipankuchen versteckt. Aufgeregt lugte er mit einem Auge in die Öffnung. Beinahe hätte er vor Vorfreude laut geschnattert. Nur ein paar Augenblicke noch, dann hatte er den Beweis im Schnabel. Doch in dem Hohlraum war nichts. Kein Mundschutz, keine Handschuhe und vor allem kein Behältnis mit dem Zyankali. Aber wo war das Gift? Hatte Luzie das Versteck gewechselt? Noch mit diesen Fragen beschäftigt, stellten sich mit einem Mal wie von

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