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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Apotheke, aber was ich sehe, beeindruckt mich. Alles wirkt gediegen und verlässlich und von guter Profession. Und nicht zuletzt der Geruch ist, wie ich ihn liebe: ein Gemisch aus guten, würzigen Kräutern. Vielleicht sollten wir, wenn sich der ganze Schwindel mit diesem Doppelgänger aufgeklärt hat, eine Zusammenarbeit in Erwägung ziehen?«
    »Mit Freuden, Herr Doktor! Doch nehmt zunächst einmal Platz. Nein, nicht da auf dem Schemel, sondern dort auf dem Stuhl.«
    Der Physikus tat, wie ihm geheißen, und ließ seine Blicke weiterhin über Schränke und Regale schweifen. »Entschuldigt mich.« Rapp eilte in die Küche und holte eine Kruke mit Brunnenwasser und zwei Becher. »Ich würde Euch gern etwas Besseres anbieten, aber ich muss gestehen, als Junggeselle ist meine Speisekammer immer recht verwaist.« Der Arzt winkte ab. »Wem sagt Ihr das.« Er nahm einen gefüllten Becher entgegen, trank und meinte: »Als Jude musste ich ohnehin Euer Bier oder Euren Wein ablehnen. Wasser hingegen ist koscher.« Er setzte das Trinkgefäß ab. »Was ist denn in der Zwischenzeit geschehen?«
    »Eine Geschichte, die Ihr kaum glauben werdet.« »Machen wir die Probe aufs Exempel, mein Freund. Erzählt.« Und Rapp erzählte. Er berichtete von Meinardus Schlich, dem schmalen, listigen Büttel, und seinem Auftritt im Apothekenhaus. Er beschrieb die hilflose Figur, die der Imitator bei seiner Befragung gemacht hatte, und schilderte die Begebenheit am nächsten Morgen, als der Scharlatan ihm so überraschend den Schlüssel ausgehändigt hatte, um anschließend auf Reisen zu gehen. »Ich habe bis heute nicht begriffen, warum der Imitator so plötzlich fortblieb und warum er nicht vorher die Rückführung der gestohlenen Stücke veranlasste«, schloss Rapp. »Hm«, sagte der Physikus nachdenklich. »Das Ganze hört sich an, als hinge das Auftreten des Meinardus Schlich mit dem Verschwinden des Imitators zusammen. Anders gesagt: Wenn der Büttel nicht erschienen wäre, hätte der Scharlatan nicht das Feld geräumt.«
    Rapp nickte. »So kommt es einem vor.«
    »Warum wundert Ihr Euch eigentlich darüber, dass Eure Thesaurus-Stücke noch nicht zurückgebracht wurden?« »Nun, äh ...« Rapp war leicht verwirrt. »Weil der Imitator sie zurückbringen muss. Er kann ja gar nicht anders. Schließlich weiß er, dass Meinardus Schlich sich in jedem Fall davon überzeugen wird.«
    Der Arzt sinnierte weiter. »Und wer sagt Euch, dass der Scharlatan überhaupt zurückkommt? Nehmen wir an, er tut es nicht: Dann findet der Büttel weder ihn noch den Thesaurus vor, und er hätte eine Fülle von Fragen an Euch.«
    Rapp zuckte zusammen. Von dieser Seite hatte er den Fall noch nicht betrachtet. »Ah-hm ... das wäre höchst unangenehm für mich, aber es würde keinen Sinn machen. Der Thesaurus muss doch wieder herbeigeschafft werden.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ihr sagtet doch selbst, dass nur noch ein Rest im Haus verblieben ist. Der Imitator könnte auch ihn noch stehlen lassen.«
    »Ja, schon, doch das Versteck des Thesaurus ist bekannt, der Speicher mit dem Anker davor ...«
    »... kann schon morgen ausgedient haben«, unterbrach de Castro. »Es dürfte dem Imitator und seinen Komplizen nicht allzu schwer fallen, eine andere Unterbringung für die Exponate zu finden. In diesem Falle hättet Ihr gar nichts mehr, außer den Befragungen durch Meinardus Schlich.«
    Rapp schnaubte: »Ungeheuerlich, dieser Gedanke! Aber ich werde es nicht so weit kommen lassen. Noch heute Nacht plane ich, die gestohlenen Stücke zurückzuholen - mit jenen zwei Karren, die Ihr vor der Tür gesehen habt. Ein Freund von mir, Fixfööt genannt, wird beim Transport behilflich sein. Egal, ob der Imitator zurückkommt oder nicht, mein Thesaurus wird sich schon morgen wieder am alten Platz befinden.« »Ihr ergreift also die Initiative.« De Castro nahm noch einen Schluck Wasser. »Das höre ich gern. Unter den gegebenen Umständen scheint es mir das Klügste, was Ihr machen könnt. Denn sollte der Imitator tatsächlich wieder auftauchen, musste er sich selbstverständlich mit Eurer Vorgehensweise einverstanden erklären. Wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen.« »So ist es, Herr Doktor. Doch bevor mein Freund erscheint, erlaubt mir, Euch die kümmerlichen Reste des Thesaurus zu präsentieren. Sie befinden sich im oberen Bereich meines Hauses. Bitte folgt mir.«
    Im zweiten Stock stellte Rapp den Leuchter auf den Tisch und zündete weitere Kerzen an. »Was

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