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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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bringen? Er beschloss zu gehen. Um drei Uhr musste er sowieso die Apotheke verlassen, da konnte er es auch jetzt schon tun. Hauser würde dableiben müssen. Gut, dass er ihn hatte, nur dumm, dass er dem Gehilfen den Schlüssel zurückgeben musste. Aber es half nichts, er hatte noch andere Verpflichtungen, und von irgendetwas musste er schließlich leben.
    Er stand wieder auf und gab Hauser das Schließgerät. »Nimm den Schlüssel, ich muss fort. Bleibe so lange wie notwendig, das ist dir doch möglich?«
    Der Gehilfe schien überrascht, machte aber keine Ausflüchte.
    »Jawohl, Herr Apotheker.«
    »Gut. Wir sehen uns morgen um elf Uhr wieder.«
    Aufatmend verließ der Imitator die Apotheke.
    Er hatte das Gefühl, dass sich seit seiner Rückkehr alles gegen
    ihn verschwor.

 
    Kapitel vierzehn,
    in welchem Meister Ladiges
    eine Schnecke nicht von einer Muschel unterscheiden kann und dennoch messerscharfe Schlüsse zieht.
     
    D u brauchst keine Angst zu haben, mien Jung«, sagte   Rapp. Er stand am Vormittag des nächsten Tages auf Opas Hof und blickte auf den kleinen Pinkler herab, der vor Schmerzen das Gesicht verzog. Äußerlich jedoch war ihm nichts anzusehen, und auch die Gliedmaßen schienen alle intakt. »Dein Leib fühlt sich hart an. Hast du Bauchschmerzen?«
    Der Kleine schniefte und nickte. »Und übel ist dir auch?« Erneutes Nicken.
    »Ich vermute, du hast etwas Falsches gegessen.« Die anderen Kinder standen in einer Traube um ihn herum, das Kieselsteinwerfen war für den Augenblick vergessen. Aufgeregt schrien sie durcheinander. »Jo, dat hett he!«
    »He freet allens!«
      »He hett Röttengift freten!« »Vorhin, jo, in'n annern Hof!« »Jo, dat hett he!«
    »Rattengift? Um Gottes willen!« Jetzt glaubte Rapp, auch eine Verfärbung des Gesichtchens zu erkennen. Eile war geboten. Sollte er mit dem Kleinen rasch zu Doktor de Castro laufen? Nein, die Entfernung war zu groß, und vielleicht war der Arzt auch gar nicht daheim. Sollte er die Mutter holen lassen? »Holt seine Mutter, schnell!«, rief er.
    »He hett keen Mudder mehr.« »Nur'n Vadder, un de warkelt in'n Haven.« Plötzlich tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter. Mine! Sie hatte die Aufregung am Fenster mitbekommen und wie immer das Richtige getan. »Hier, Teo, dein Arzneikasten.« Sie hielt ihm die flache Holzkiste hin.
    »Du bist ein Engel!« Irgendwann hatte er das Behältnis mit nach Hause gebracht, da die Kinder im Hof öfter über kleine Wehwehchen klagten: Mal war ein Pflaster für aufgeschürfte Knie notwendig, mal Tropfen für die Augen, mal Puder für juckende Stellen. Doch eine Vergiftung war noch nie vorgekommen. Wenn es denn eine Vergiftung war. Rapp hoffte es inbrünstig, während er dem kleinen Pinkler, der mittlerweile gar kein Pinkler mehr war, eine Portion Brechweinstein verabfolgte. Der Junge keuchte und schluckte, während Mine ihn hielt und beruhigend auf ihn einsprach.
    »Das wird schon, Teo«, ließ Opa sich vernehmen. Er hatte, was ganz selten vorkam, seinen Platz hinter dem Misthaufen verlassen und war in die Mitte des Hofs gerollt. »Die Kinners von mein'n Hof sin zäh.« Und zu dem kleinen Pinkler: »Nu bitt mol de Tähn tosomen, nich, Opa will doch stolt sien op di.« Und das Wunder geschah.
    Der Kleine erbrach sich heftig, wieder und wieder quoll breiartiges Essen aus seinem Mund hervor, bis schließlich nichts mehr zu kommen schien und Mine ihm einen Becher frisches Brunnenwasser gab. Der Junge lebte auf, seine Gesichtsfarbe wurde wieder rosig.
    Doch die nächste Aufregung nahte bereits. Isi kam durch den engen Hofzugang herbeigestürzt, laut etwas von »toten Männern« rufend.
    »Tote?«, fuhr Rapp herum. »Wer? Wie viele? Wo?« Isi war vom schnellen Laufen noch ganz außer Atem. »Am Hafen unten, Teo. Drei Mann. Erstochen, sagt man. Von hinten.«
    »Dünnerslag nochmalto!«, rief Opa.
    Rapp ahnte etwas, und auch Mine erging es so, denn sie wurde unvermittelt blass.
    »Was sind das für Leute?«, hakte Rapp nach. »Weiß man das ?« »Nee, nicht genau. Hab aber gehört, wie einer gesagt hat, das war Gesindel vom Hammerhai.«
    »Großer Gott!«, entfuhr es Rapp. Ein Widerstreit von angenehmen und unangenehmen Gefühlen brach in seinem Inneren aus. Wenn die Gemeuchelten die Thesaurus-Diebe waren -und nicht zuletzt die Tatsache, dass es drei waren, sprach dafür -, dann musste er sich um den Rest seiner Sammlung kaum noch sorgen; es würde gewiss eine Zeit dauern, bis neue Langfinger in seinem

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