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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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damit zu schaffen?«
    »Vielleicht mehr, als Ihr denkt.« Ladiges zog bedeutungsvoll die Brauen hoch. »So isses«, nuschelte Göck. »Ich verstehe nicht.«
    »Dann seht Euch das einmal an.« Der Büttel holte umständlich ein Tuch hervor, das er auf dem Tisch entfaltete. Drei Schneckengehäuse traten zu Tage. Rapp erkannte eine Schraubenschnecke, eine Flügelschnecke und ein Tritonshorn. Unwillkürlich musste er schlucken. Da hatte er den Beweis, dass es sich bei den Toten tatsächlich um die Thesaurus-Diebe handelte, denn es waren zweifelsfrei seine Exemplare. »Das hatte einer der Ermordeten in der Tasche. Wahrscheinlich wollte er die Dinger verkaufen. Was sagt Ihr dazu, Herr Apotheker?«
    Der Imitator räusperte sich. »Das sind Schnecken oder Muscheln.«
    »Nanu?« Ladiges kniff die Lider zusammen. »Ihr als kenntnisreicher Sammler müsstet es doch genau wissen?« »Was? Ja, ha ha, natürlich!« Der Scharlatan lachte etwas gequält. »Aber das fällt nicht immer leicht. Die Übergänge sind manchmal, äh, fließend. Doch es sind sehr schöne Stücke, sehr schöne Stücke ...«
    Rapp registrierte mit Schadenfreude, dass der Imitator sich bei-, nahe selbst entlarvt hatte. Für einen Wissenschaftler lagen Welten zwischen einer Schnecke und einer Muschel. Allerdings schien Ladiges das nicht zu wissen, denn er bemerkte nichts und griff stattdessen die Worte des Imitators auf. »... sehr schöne Stücke, deren Zugehörigkeit zu Eurer Sammlung ich beweisen werde. Dann kennen wir die Diebe und sind mit unseren Nachforschungen ein großes Stück weiter. Ich schlage vor, wir begeben uns sofort in den zweiten Stock und suchen nach den Lücken, die diese Exemplare zweifellos hinterlassen haben.«
    Dem Scharlatan blieb nichts anderes übrig, als einverstanden zu sein, und kurz darauf war Ladiges mit Rammer und Göck auf der Suche nach ähnlichen Stücken. Doch trotz aller Sorgfalt fanden sie keine. Rapp hätte es ihnen gleich sagen können, denn er wusste, dass die Laden mit den Gastropoden und Conthylien allesamt nicht mehr da waren.
    Der Büttel schien denselben Gedanken zu haben, denn er sagte: »Im ganzen Stockwerk ist nichts Ähnliches zu finden. Das hättet Ihr mir auch vorhin schon mitteilen können, Herr Apotheker. Oder habt Ihr etwa den Umfang des Diebesguts noch nicht festgestellt?«
    Abermals lachte der Imitator gequält. »Nun, ha ha, Meister Ladiges, wie ich Euch bereits sagte, ich war eine ganze Woche fort und ...«
    Der Büttel winkte ab und wandte sich der Treppe nach unten zu, wobei er mit Rammer zusammenstieß. »Ja, ja, das habt Ihr.«
    »So isses«, nuschelte Göck.
    Sie stapften im Gänsemarsch hinunter. Unten in der Offizin sagte Ladiges: »Nun ja, nach meiner festen Überzeugung stammen die drei Schnecken - oder Muscheln - aus Eurer Sammlung. Wie Ihr wisst, befinden sich die anderen Exemplare nicht mehr in dem Speicher am Kehrwieder, sondern an einem unbekannten Ort. Irgendwer hat sie gestohlen und dorthin gebracht. Vielleicht handelt es sich bei den Dieben und den Mördern um ein und dieselben Personen? Vielleicht wurde gemordet, weil die Getöteten den Dieben selbst etwas gestohlen haben, wie die Schnecken - oder Muscheln - es anzeigen ...?«
    Verwirrt durch die eigene Gedankenflut brach der Büttel ab. »Jedenfalls ist für mich klar, dass die drei Getöteten mit dem Raub Eurer Sammlung in Zusammenhang stehen. Was nicht klar ist, sind ihre Namen, aber die werden wir noch herausfinden. Ein paar Matrosen wollen die Toten im Hammerhai gesehen haben. Eine üble Spelunke, Herr Apotheker, aber der Arm des Gesetzes reicht weit. Ich bin zuversichtlich, demnächst mehr zu wissen. Ach, übrigens, Ihr habt nicht zufällig etwas über den Verbleib unseres geschätzten Kollegen Meinardus Schlich gehört?«
    Der Imitator, der beim Wort Hammerhai zusammengezuckt war, hatte sich wieder in der Gewalt. »Nein, Meister Ladiges, nicht das Geringste.«
    »Nun, das stand auch nicht zu erwarten. Wir empfehlen uns jetzt. Lebt wohl, Herr Apotheker.« Der Büttel griff in die Tasche, förderte das Tuch mit den Gastropoden hervor und wollte es sich auf den Kopf setzen. Dann bemerkte er seinen Irrtum und stopfte es zurück. Er hatte heute keine Kappe dabei. »Äh, die Schnecken - oder Muscheln - muss ich als Beweisstücke verwahren, ich hoffe auf Euer Verständnis.« »Sicher, sicher«, murmelte der Imitator. »Lebt wohl.« Er trat ans Fenster und beobachtete, wie der Büttel und seine Assistenten sich entfernten. Als sie um

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