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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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einer Fidel. Über einer windschiefen Tür erkannte er Buchstaben, von ungelenker Hand geschrieben:
    Zum Hammerhai
    Eine Schänke also, dachte Rapp. Gerade war er im Begriff, sie zu betreten, als abermals der Hilferuf erscholl, viel lauter diesmal und ganz gewiss nicht aus dem Schankraum kommend. Rapp machte auf dem Absatz kehrt und drang weiter in das Labyrinth aus dunklen Gassen vor. Wo war der arme Mensch nur, der seinen Beistand brauchte? Er hielt für einen Augenblick inne. »Wo seid Ihr? Meldet Euch nochm...« Weiter kam er nicht. Ein derber Schlag hatte ihn am Kopf getroffen. Rapp fiel der Länge nach hin und blieb wie ohnmächtig liegen. Doch sei es, dass der Dreispitz die Hauptwucht des Schlages abgefangen hatte, sei es, dass der Spitzbube nicht richtig Maß genommen hatte, Rapp jedenfalls war nicht bewusstlos, im Gegenteil, helle Wut ob des feigen Überfalls loderte in ihm hoch. Er wartete einige Atemzüge, und richtig: Da näherten sich vorsichtig Schritte. Rapp spürte, wie jemand sich über ihn beugte, holte tief Luft und ließ den Spazierstock mit aller Kraft durch die Luft sausen. Ein Aufheulen über ihm bestätigte, dass er sein Ziel gefunden hatte. Er sprang auf die Füße und erkannte eine dunkle Gestalt, die sich vor Schmerzen krümmte. »Wer bist du, dass du es wagst... ?«, donnerte er - und machte neuerlich mit dem Boden Bekanntschaft. Ein weiterer Schlag hatte ihn getroffen. Es musste einen zweiten Angreifer geben! Rapp biss die Zähne zusammen. Wer auch immer ihn da erwischt hatte, er hatte ihm einen äußerst schmerzhaften Hieb versetzt. Seine linke Schulter über dem Schlüsselbein tat höllisch weh. Doch er hatte keine Zeit für Selbstmitleid. Man wollte ihm ans Geld, womöglich sogar ans Leben. Hastig rollte er sich zur Seite, um hinter einer Kohlenkiste Deckung zu suchen. Keine Sekunde zu früh, denn schon bohrte sich die Waffe des neuen Angreifers knirschend ins Holz. Ein Fluch erklang. Oder jedenfalls das, was Rapp für einen Fluch hielt. Halb hinter der Kiste kauernd, konnte er eine Gestalt erkennen, hoch aufgerichtet und einen Knüppel schwingend. Jetzt gilt's!, dachte Rapp. Er schlug dem Unhold den Spazierstock zwischen die Beine und hörte mehr, als dass er sah, wie der Mann strauchelte. Rapp sprang auf die Füße und ließ seinen Stock kräftig auf dem Körper des Burschen tanzen. Normalerweise tat er keiner Fliege etwas zu Leide, aber wenn ihm jemand so feige und hinterrücks ans Leder wollte, konnte er sich vergessen.
    Rapp schlug noch einmal zu. Sein Zorn begann zu verrauchen. Da hörte er hinter sich ein Scharren. Er fuhr herum und riss den Stock hoch. Das war sein Glück. Denn so konnte er den Schlag des ersten Angreifers abwehren. Der Hundsfott hatte sich erholt und griff nun neuerlich an! Rapps Wut flammte wieder auf. Er rammte dem Burschen sein Knie in den Unterleib und stieß mit dem Spazierstock zu. Die Antwort war ein Aufschrei. Rapp hörte ihn kaum, denn er war schon dabei, weitere Streiche auszuteilen. Endlich sank sein Gegner zu Boden. Schwer atmend richtete Rapp sich auf. Die beiden Halunken lagen zu seinen Füßen und rührten sich nicht mehr.
    »Gott sei gelobt und gedankt!«, japste er. »Steht auf, ihr Galgenvögel, und trollt euch.« Er betastete die schmerzende Schulter und begann sich den Rock abzuklopfen. »So etwas Abgefeimtes! Die Hilfsbereitschaft braver Bürger auf diese Weise auszunutzen!«
    Die Angreifer lagen da und rückten und rührten sich nicht. »Los, los, hoch mit euch! Seid froh, dass die Nachtwache nicht in der Nähe war, aber wenn euch nach ihr gelüstet, will ich sie gerne holen. Und dann geht's ab hinter die schwedischen Gardinen.«
    Wieder blieb eine Antwort aus. Rapp wurde unruhig. Er beugte sich zu einem der beiden Leiber hinunter. »He, Bursche, aufwachen! Tu nicht so, als hörtest du mich nicht.« Während er sprach, hielt er den Stock halb erhoben, bereit zum Schlag. Er wusste, dass dieses Gelichter zäh war - kampferprobt in unzähligen Prügeleien.
    Oder sollte er doch zu fest zugeschlagen haben? Für einen Augenblick, das musste er zugeben, hatte er Rot gesehen. Da hatte er nicht gewusst, was er tat.
    Rapp kniete sich neben die Körper nieder und legte den Stock ab. Es war ein schönes Exemplar aus Ebenholz mit silbernem Knauf, weshalb er es behutsam tat. Dabei spürte seine Hand plötzlich etwas Feuchtes. Eine Pfütze!, war das Erste, was er dachte. Doch das konnte nicht sein. Es hatte seit mehreren Tagen nicht geregnet, und die

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