Tod im Apotherkerhaus
machen.
Kapitel siebzehn,
in welchem die Reste des Thesaurus wie ein Eintopf behandelt werden und Teo einem Toten hinterherläuft.
A m selben Abend, da Doktor Fernäo de Castro im Hammerhai um Bückels Leben kämpfte, begegneten sich zwei Männer im feinen, festlich erleuchteten Baumhaus am Hafen. Es war dort ähnlich voll wie in Stoffers' Spelunke, doch grölte und soff man nicht, sondern trieb vielmehr Konversation, trank gutes Bier, gewürzten Coffee oder Chocolate und ergötzte sich an Flötenmusik. »Auch wenn es gegen die Gebote der Höflichkeit steht, mein Lieber, so solltet Ihr doch vermeiden, mich beim Namen zu nennen. Wände haben bekanntlich Ohren, besonders in Häusern wie diesem.« Der Erste der beiden Männer, ein vornehm gekleideter Herr, lächelte schmal. »Ist das der Ecktisch, den Ihr für Euch und mich reservieren ließet?«
»Jawohl, ganz recht«, bestätigte der Imitator. »Es ist nicht leicht, im Baumhaus einen so guten Platz zu bekommen.« »Ich sehe es. Und ich merke die Auswirkungen. Kein dienstbarer Geist weit und breit.« Der Herr ließ sich ächzend nieder und warf seinen Dreispitz auf den Tisch, die offene Seite nach oben. Dann begann er, sich die Handschuhe von den Fingern zu zupfen.
»Ich hoffe, unser Hamburger Bier wird Euch munden«, sagte der Imitator, nachdem er sich ebenfalls gesetzt hatte. »Ein würziges Ale aus Dorchester wäre mir lieber.« »Bedaure, damit können wir an der Elbe nicht dienen, aber auch das Einbeck'sche Bier ist sehr empfehlenswert. Man bekommt es nur hier und im Kaiserhof am Ness.«
Der untadelig gekleidete Herr winkte ab und stopfte seine Handschuhe in den Dreispitz, dessen Vorderseite eine goldene Kokarde mit Doppeladler schmückte. »Dann lieber einen Thee aus Darjeeling. So etwas wird es doch geben?« »Gewiss, ich nehme auch einen. Erlaubt, dass ich rasch ordere.« Der Imitator hob den Arm und reckte den Hals, dennoch dauerte es geraume Weile, bis es ihm gelang, die Bestellung aufzugeben. Während seiner Bemühungen schwiegen beide, und da sie einander kaum kannten, wurde ihnen die Zeit ziemlich lang. Endlich, als das dampfende Getränk vor ihnen stand, sagte der Besucher: »Nun, da wir schon gemeinsam Thee trinken, will ich das, worüber ich mit Euch zu reden habe, >Theestrauch< nennen. Er ist ein sehr großes, umfangreiches Gewächs, und ich möchte wissen, was Ihr zu tun gedenkt, damit er endlich komplett abgepflückt wird.« Er pustete in die Tasse und schlürfte vorsichtig einen Schluck. »Sehr gut, wirklich sehr gut. Ich sage immer, das Geheimnis eines guten Thees ist sein Wasser. Wasser ist das A und O, mein Lieber, meint Ihr nicht auch?« »Sicher, gewiss. Nun, um auf Eure Frage zu antworten, Ihr wisst, ich selbst pflücke nicht, aber ein Anfang ist bereits gemacht worden, ein guter Anfang.«
»Papperlapapp. Verzeiht, wenn ich das so offen sage. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass Euch der Hauptteil der Ernte, äh, sagen wir, abhanden gekommen ist. Niemand ahnt auch nur, wo er sich befindet. Und der Rest wartet noch immer an Ort und Stelle. Ich darf Euch daran erinnern, dass wir heute schon Dienstag, den achten Dezember schreiben und die Gesamtausbeute in wenigen Tagen zur Begutachtung vorliegen muss. Und Ihr redet von einem Anfang!«
»Es tut mir Leid. Es sind gewisse Schwierigkeiten aufgetreten. Große Schwierigkeiten. Der Theestrauch wird nachts scharf bewacht. Was soll ich machen? Dadurch hat sich meine Aufgabe unerhört erschwert. Dazu kommt, dass sie mich täglich Zeit kostet, sehr viel Zeit, die ich eigentlich nicht habe.«
Der Herr schlürfte einen weiteren Schluck und musterte den Scharlatan durchdringend. »Wir alle haben wenig Zeit, mein Lieber. Bei Euch allerdings kommt erschwerend hinzu, dass Ihr hohe finanzielle Verpflichtungen habt, und das seit mehreren Jahren. Die Geduld Eures Gläubigers ist erschöpft. Ich rate Euch im Guten: Zahlt, oder seht zu, dass die abhanden gekommene Menge des Theestrauchs wieder heranschafft wird. Und unterstützt selbst die Pflückarbeit, wenn die vorhandene Mannschaft es nicht alleine schafft, sonst, nun ... ich muss nicht weitersprechen.«
Bei den letzten Worten seines Gegenübers war der Imitator blass wie ein Leichentuch geworden. »Ich mache das, was ursprünglich besprochen wurde, mehr nicht«, presste er hervor. »Mehr kann ich nicht tun, versteht das doch. Denkt an meine Verpflichtungen ...«
»Das mag alles sein, und ich weiß das auch alles. So wie ich vieles über Euch
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