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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Gauner nur immer zu ihren blödsinnigen Spitznamen? Laut sagte er: »Buckel muss in ein Hospital.«
    »Nee, dat mutt he nich.« Stoffers und die beiden schwarzhaarigen Halunken kamen drohend näher. Und plötzlich konnte der Fettwanst auch Hochdeutsch: »Der Mann bleibt. Behandelt ihn hier, wenn Ihr wollt, oder lasst es. Ist das klar, Herr Doktor?«
    De Castro resignierte. Was tue ich hier eigentlich?, fragte er sich. Statt zu helfen, streite ich mich mit diesem adipösen Ungeheuer. Er gab sich einen Ruck und sprach die herumstehenden Gaffer an: »Hängt eine Tür aus und hebt den Verletzten vorsichtig darauf. Er muss flach auf dem Rücken liegen.« Dann wandte er sich an Stoffers. »Gibt es hinten einen abgeteilten Raum mit Bett?«
    »Ja«, brummte der Dickbauch, »gibt es.« »Dann lass Buckel dorthin schaffen. Und besorge eine warme Decke, besser zwei.«
    Wenig später saß der Physikus in einer dunklen, zugigen Kammer, allein mit sich und dem Verletzten. Die Tür zum Schankraum war fest geschlossen worden. De Castro hatte es so gewollt. Ebenso wie die Zecher wenn auch aus anderem Grund: Sie mochten ihr Gemüt nicht mit dem Elend eines Einzelnen belasten.
    Das Gegröle und Gefiedel hatte wieder eingesetzt, als sei nichts geschehen. De Castro fröstelte und hielt die Hände über eine armselige Kerze. Die Flamme wärmte ein wenig. In ihrem Schein wirkte Bückels blasses Gesicht wie das eines Toten. Er war in beide Decken eingepackt, damit er nicht auskühlte. Der Physikus gähnte. Er hatte einen langen Tag hinter sich und wäre gern nach Hause gegangen. Aber das kam selbstverständlich nicht in Frage. Hin und wieder fühlte er den Puls und sprach beruhigend auf den Verletzten ein. Mehr konnte er nicht tun. Es war wenig genug.
    Trotz des immer stärker werdenden Lärms hinter der Tür musste er für eine Weile eingenickt sein, denn als er wach wurde, sah er, dass Buckel bei Bewusstsein war. Er hatte die Augen geöffnet und bewegte die Lippen. De Castro hatte Mühe, ihn zu verstehen.
    »Ich werd krepieren«, flüsterte der Kranke. »Oh, nein, das wirst du nicht. Du bist jung und kräftig, morgen geht es dir wieder besser. Ich bin Doktor de Castro, verlass dich auf mich.« Der Physikus schluckte. Wie er diesen vorgetäuschten Optimismus hasste! Andererseits konnte er dem Verletzten schlecht die Wahrheit sagen. Eine Impressionsfraktur war höchst gefährlich, denn sie ging häufig mit inneren Blutungen einher. Zu der äußeren Verletzung kam dann der Schlag im Hirn, es folgten Lähmungen oder Sprachstörungen oder beides. Wen der Schlagfluss richtig traf, dem konnte man nur einen schnellen, gnädigen Tod wünschen. »Mein Kopf ... tut so weh.«
    »Ich weiß.« De Castro betrachtete die Schlagwunde. Sie sah unspektakulär aus, nur ein wenig Blut klebte zwischen den Haaren, mehr nicht. »Versuche zu schlafen.« Er tauchte ein Tuch in eine Wasserschüssel, wrang es aus und wickelte es dem Kranken um den Kopf. Dann fühlte er nochmals nach dem Puls. Er war gleichbleibend schwach.
    »Ich will nich sterben ...« Buckel begann zu wimmern. Der Physikus nahm seine Hand und streichelte sie beruhigend. Eine Zeit lang schwieg der Verletzte. Dann setzte das Wimmern wieder ein. »Ich will nich so sterben, so nich ...« »Versuche zu schlafen, oder denke an etwas Schönes.« »Hab nix Schönes, an das ich denken könnt. Hab alles falsch gemacht... Es tut so weh, wird schlimmer ...« »Ich gebe dir etwas.« De Castro holte ein Fläschchen mit etwas Laudanum aus der Arzttasche und hielt es Buckel an die Lippen. »Du musst im Liegen trinken und darfst dich dabei nicht bewegen, das ist das Wichtigste.«
    Der Verletzte schlug die Augen nieder, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Dann trank er einen kleinen Schluck. »Es wird dir gleich besser gehen.« »Da... danke.«
    Der Physikus nahm wieder die Hand, streichelte sie und beobachtete Bückels Gesichtszüge. Nach ein paar Minuten entspannten sie sich. Er atmete auf. Der Patient würde eine Weile schlafen, Gelegenheit für ihn, sich selbst zu entspannen. Viel würde davon abhängen, ob die Schmerzen beim Aufwaschen erträglicher waren oder nicht. Wenn ja, bestand Hoffnung, zumal alle Gliedmaßen frei von Taubheit oder Lähmung zu sein schienen.
    Irgendwann später zog de Castro seine Uhr aus der Tasche. Die Zeiger standen bereits auf elfeinhalb, die Kerze flackerte müde, sie war fast herabgebrannt. Er griff wieder zur Hand des Verletzten, denn sie war ihm entglitten, während er

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