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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Herr wäre schon sehr nervös deswegen und plane jetzt, Stoffers und die Kosaken wenigstens den Rest der Sammlung stehlen zu lassen. »Wann soll das denn geschehen?«, fragte de Castro möglichst gleichgültig.
    »In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag.« Der Physikus ging nicht darauf ein. »Du hast vorhin erwähnt, der feine Herr sei ein Doppelgänger des richtigen Apothekers?« »Ja, Herr Dokter. Oh, was gab ich drum, wenn ich noch von den Tropfen kriegen könnt.« Und obwohl de Castro es zu verhindern suchte, presste Buckel sich plötzlich die Hände an den gemarterten Kopf.
    »Lass das, ich bitte dich.« Der Physikus nahm eine der Hände und begann sie wieder zu streicheln. »Rede einfach weiter, wenn dir danach ist. Wer ist denn eigentlich dieser feine Herr?« »Weiß nich. Hab keine Ahnung. Weiß nur, dass er immer zur Börse geht un sich da umzieht, zweimal am Tag, Stoffers hat's mal gesagt ... un den anderen, den kenn ich auch nich.« »Welchen anderen?«
    »So'n Unscheinbarer ... sagt selten was, soll'n Kräuterheini sein.«
    »Kräuterheini? Hm, hm. Zurück zu dem feinen Herrn: Wenn er, wie du sagst, ein Imitator des richtigen Apothekers ist, woher hat er denn die Kleidung, die er dazu benötigt?« »Die Kleidung?« Buckel musste trotz seiner Schmerzen grinsen. Dann erzählte er, wie die Häns-Brüder und Beule den roten Gehrock, die Perücke und die anderen Kleidungsstücke besorgt hatten, und während er berichtete, nickte der Physikus ein ums andere Mal, und am Schluss lächelte er sogar. Er hatte genau das gehört, was er hören wollte. Er stand auf und tastete sich zur Tür, um frisches Wasser zu holen, da flog diese auf, eine Welle aus Licht, Lärm und Gestank ergoss sich in die kleine Kammer. De Castro fuhr zurück und wurde fast von dem hereintorkelnden Stoffers umgerannt. Alles schien jetzt auf einmal zu passieren: Hinter ihm ertönte ein Schrei, so markerschütternd und anhaltend, wie er noch nie einen vernommen hatte, gleichzeitig musste er heftig wegen der ungewohnten Helligkeit blinzeln, und Stoffers, sturzbetrunken und an ihm Halt suchend, lallte »Wattis, D... Dokter ... isser; hupp, noch nich doot? Hett he w... wat seggt?«, während der schreckliche Schrei immer kläglicher klang und schließlich verstummte. Der Physikus sprang zurück zum Lager, auf dem Buckel jetzt kerzengerade saß, beide Hände an den Kopf gepresst, die Augen fest geschlossen, die Lippen stumm bewegend. Kein Laut drang aus ihm hervor. Dann begann der Mund zu zucken, verzog sich fratzenhaft und erstarrte in dieser Stellung, während der Kranke kraftlos zurücksank.
    De Castro versuchte, Buckel anzusprechen, aber es war vergebens, sein Patient lag da, die Augen noch immer geschlossen, bewegungslos, nur die verzerrten Lippen zitterten. Wollte Buckel etwas sagen? Der Physikus beugte sich vor, um besser hören zu können, denn während sich alles dies ereignete, hatte das Gegröle in der Schankstube keinen Augenblick ausgesetzt, da wurde er abermals von dem Fettwanst bedrängt. »He ... hett he sabbelt?«
    »Nein«, antwortete de Castro scharf, »und er wird es, fürchte ich, auch niemals mehr können. Er hat eine Gehirnblutung, und daran trägst allein du die Schuld, mache es mit deinem Gewissen ab, wenn du eines hast.«
    Stoffers schwankte und stieß einen Rülpser aus. »He kann nich, hupp, nich m... mehr sabbeln?«
    Der Physikus hätte am liebsten seine Faust in das hinterhältige, teigige Gesicht gerammt, aber das hätte Buckel auch nicht geholfen. Deshalb bezwang er sich. »Nein, er wird wahrscheinlich nie wieder sprechen können. Vorausgesetzt, er überlebt den Schlagfluss überhaupt. Vermutlich hält die innere Blutung noch an.«
    »Dat is ... goot!« Stoffers wirkte jetzt weniger betrunken und wankte zurück in die Schankstube. Der Physikus folgte ihm und ließ sich Kerzen und frisches Wasser geben. Dann zog er sich wieder zurück.
    Er versuchte immer wieder, ein Gespräch mit Buckel zu beginnen, forschte nach einer Geste, dem Zucken eines Lids, einer winzigen verstehenden Bewegung, doch eine Reaktion blieb aus.
    Der kleine Gauner, der gelobt hatte, er wolle ein besserer Mensch werden, wenn er gesund würde, hatte verloren. Er starb am Mittwochmorgen gegen fünf Uhr in der Früh. De Castro stellte die notwendigen Papiere aus und sorgte dafür, dass der Tote abtransportiert wurde.
    Er beschloss, sich nicht mehr zur Ruhe zu legen, sondern so bald wie möglich das Rathaus aufzusuchen. Dort wollte er seine Aussagen

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