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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Gassen eintauchte?
    Rapp wollte es nicht einfallen. Dafür wurde ihm schlagartig etwas anderes klar: Das Ziel des Halunken, der gerade um die nächste Ecke bog, war der Hammerhai! Mittlerweile war es stockfinster, wie immer in diesem Labyrinth aus Bruch und Baufälligkeit, das von keiner einzigen Tranlaterne erhellt wurde. Rapp tastete sich weiter. Er wollte um keinen Preis den Anschluss verlieren. Da vorn brannte irgendwo ein Licht.
    Richtig, die Fassade von Stoffers' Spelunke kam in Sicht. Aber wo war der Unbekannte? Er schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Rapp spürte die Gefahr fast körperlich, als er sich Schritt für Schritt näherte. Hatte der Verfolgte etwas bemerkt? »Da, Leute! Das ist er!« Urplötzlich war die Tür zum Hammerhai aufgeflogen und der Halunke, den Rapp verfolgt hatte, auf der Schwelle erschienen. Er zeigte direkt auf ihn. »Das ist das Schwein, das hinter mir her war!« Rapp war so erstaunt, dass er wie gelähmt dastand. Er wusste nun, warum der Kerl ihm so bekannt vorgekommen war, denn bei dem Rufer handelte es sich um niemand anderen als Franz Witteke. Doch blieb ihm weiter keine Zeit, über diese Ungeheuerlichkeit nachzusinnen, denn schon sprangen zwei schwarzhaarige, vierkant gebaute Männer hinter Witteke aus der Tür, unverständliche Worte brüllend. »Mbi ero noHMaeivi!«
    , mm ero noManeM eme.« Rapp drehte sich auf dem Absatz um und machte, dass er wegkam, zurück in die Finsternis der Gassen und Gänge. Er stolperte, fing sich wieder und hastete weiter. Wenn sie ihn erwischten und zurückbrachten und Witteke ihn erkannte ... nicht auszudenken! Sein Atem ging stoßweise. Die Schwarzhaarigen hinter ihm kamen näher. Was waren das nur für Schandbuben? Auch sie hatte er schon gesehen! Wer waren sie? Einerlei, er durfte sich nicht einholen lassen ...
    »Au!« Er war gegen eine Hausecke gerannt, ein heißer Schmerz durchzog seine Stirn, er kam ins Wanken, griff Halt suchend um sich, stieß gegen einen Stapel Kisten, oder was immer es war, und riss ihn um. Das war sein Glück, denn die Schandbuben fielen kopfüber in das Holzgewirr.
    »FaBHo! Ax HepT bo3bmh!«, erklang es hinter ihm. Der Abstand war wieder etwas größer geworden. Rapp hetzte weiter, sich verzweifelt Fixfööt an seine Seite wünschend. Der Rotschopf hätte gewusst, was jetzt zu tun war, wie er entkommen konnte. Über die Dächer? Nein, dazu musste man das Viertel wie seine Westentasche kennen. Aber vielleicht... Während Rapp weiterhastete, nahm der Gedanke immer mehr Gestalt an. Er konnte nicht länger laufen, er musste verschnaufen, unbedingt verschnaufen. Und sich gleichzeitig verstecken, so dass niemand ihn zu finden vermochte. Ja, da vorn war schon die kleine Holzbrücke, die das Nikolaifleet mit dem Cremon verband. Gottlob, sie war nur auf einer Seite erleuchtet! Rapp keuchte und stieg, ohne zu zögern, in die dunkle, stinkende Brühe des Fleets. Die Tide meinte es gnädig mit ihm. Der Wasserstand maß gerade an die fünf Fuß, so dass er, die schwarzen Brückenbohlen über sich, in den Fluten stehen konnte. »F;je oh?«
    »HepT BO3&MH, h ero He Biray!«
    Da waren die Schandbuben schon! Schritte polterten über seinem Kopf, suchend, forschend, dann verstummend. Sie würden ihn finden! Rapps Puls flog, mühsam zwang er sich, tief einzuatmen und die Luft anzuhalten. Dann ging er in die Hocke, tief und tiefer, bis sein Kopf gänzlich von Wasser bedeckt war. So würden sie ihn nicht sehen können! Die Brühe war so dreckig, dass sie ihn selbst mit einer Laterne nicht entdecken konnten. Über ihm setzte wieder dumpfes Gepolter ein. Schritte, die klangen, als wären Stiefel mit dicken Lappen umwickelt. Er hatte gar nicht gewusst, dass man unter Wasser so viel hören konnte. Schritte, das bedeutete auch: Die Schandbuben wichen nicht. Hatten sie Verdacht geschöpft?
    Rapp nahm sich vor, im Geiste langsam bis hundert zu zählen, ja, bis hundert, eine unendlich lange Zeit, wenn man unter Wasser war, aber hoffentlich auch eine Spanne, in der die Schandbuben die Verfolgung aufgeben würden. Eins ... zwei... drei... vier ... fünf ...
    In seinem Schädel dröhnte es. Ein Bild erschien vor seinen Augen. Witteke. Der geizige Witteke. Woher kam der Mann so plötzlich? Wo hatte er sich die ganze Zeit herumgetrieben? Hatte Mine nicht gesagt, er sei tot?
    ... siebenundzwanzig, achtundzwanzig, neunundzwanzig ... dreißig ...
    Natürlich hatte sie es gesagt. Er erinnerte sich genau. Wieso hatte sie ihn belogen? Was hatte sie für

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