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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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heißt er. Hauke Stoffers, glaub ich. Ist'n ganz übler Bursche. Was ist mit der Spelunke?«
    »Ach, nichts.« Rapp bereute es schon, das Thema angesprochen zu haben.
    Mine schaltete sich ein. »Kannst ihm ruhig deine Geschichte erzählen, Teo. Wenn du's nicht tust, tu ich's. Vielleicht kann Fixfööt dir helfen. Er hört so manches.«
    Also erzählte Rapp an diesem Tag zum zweiten Mal seine Erlebnisse. Es dauerte noch länger als beim ersten Mal, da Fixfööt ein ungeduldiger Zuhörer war, der öfter unterbrach und nicht mit Zwischenrufen sparte. Als Rapp schließlich zum Ende gekommen war — diesmal hatte er gleich über die zwei von ihm getöteten Männer gesprochen-, sagte der Jüngling: »Hast Glück, dass du bei Mine bist, Teo. Hier passiert dir nix. Die Leute von Opas Hof halten zusammen as Pick un Swevel. Aber ich an deiner Stelle würd mal in meine Apotheke kucken. Wer weiß, was da los ist.«
    Rapp zuckte mit den Schultern. »Wann soll ich das denn machen? Dieser verdammte Imitator ist morgen bestimmt wieder da.«
    »Wann schon! Heut Nacht natürlich. Oder bist du schlecht zu Fuß?« Fixfööt deutete auf den Verband.
    »Nein, nein.« Rapp fühlte sich bei seiner Ehre gepackt. Natürlich konnte er laufen. Natürlich konnte er gleich jetzt zur Deichstraße gehen. Genauer betrachtet, hatte das sogar den Vorteil, dass er den Imitator wohl kaum noch im Hause antreffen würde. Er fasste einen Entschluss. »Ich denke, du hast Recht. Ich werde sofort aufbrechen.«
    »Wart noch, bis Nacht wird. Ist sicherer. Man kann schneller abtauchen. Und dann sehen vier Augen mehr als zwei.« »Vier Augen?« Fixfööt grinste. »Ich komm mit.«

 
    Kapitel vier,
    in welchem Rapp vor seinen eigenen Schnecken fliehen muss und dabei keineswegs zu langsam sein darf.
     
    D er Imitator stand in der Offizin von Rapps Apothekenhaus und fragte sich zum wiederholten Male, wo   die Männer blieben. Drei waren es, auf die er wartete, und er hoffte, sie würden zuverlässig arbeiten. Und vorsichtig, sehr vorsichtig. Damit nichts entzwei ging. Nervös blickte er durch die Fenster nach draußen auf die schwach erleuchtete Straße. Noch immer nichts. Keine leisen Schritte, keine schemenhaften Gestalten. Nur der klobige zweirädrige Karren vor der Tür, der extra mit dicken Decken ausgeschlagen worden war.
    Der Imitator blickte mit einem Ausdruck der Verachtung an sich herunter. Dieser alte, schlecht sitzende Rock, dessen weinrote Farbe im Halbdunkel des Raums fast schwarz wirkte! Dass er ihn tragen musste, kam ihn sauer an. Aber er gehörte nun einmal zu der Rolle, die man ihm aufgezwungen hatte, zu dem Spiel, das für ihn vielleicht um Leben und Tod ging. Er stieß die Hände in die Rocktaschen und untersuchte zum ersten Mal genauer deren Inhalt. Ein paar Münzen waren da. Er klaubte sie heraus und hielt sie gegen das Straßenlicht. Drei Schillinge und sieben Pfennige. Nicht eben viel. Seine Information stimmte also: Der Apotheker Rapp gab sein Geld lieber für andere Dinge aus. Als Nächstes förderte der Imitator ein Fläschchen hervor. Mit Mühe entzifferte er die Frakturbuchstaben der Aufschrift: Rapp'sche Beruhigungstropfen. Die kannte er. Er hatte sie am heutigen Tag schon mehrfach verkauft. Der Besitzer des Rocks musste sehr von ihrer Wirkung überzeugt sein, da er sie sogar persönlich mit sich führte. Was war das? Ein Taschentuch. Ach ja, das gehörte ihm selbst. Er hatte es eingesteckt, als er in die Verkleidung schlüpfte. Und das? Ein Papier. Es war die Einladung zu der Soiree im Palais Lüttkopp. Und weiter? Des Imitators tastende Finger stießen auf eine Pfeife. Er holte sie heraus und betrachtete sie. Sie sah aus, als würde sie stark benutzt, dazu stank sie zum Gotterbarmen. Der Imitator verzog das Gesicht. Er gehörte nicht zu den Jüngern der »Toback-Trinker« oder »Toback-Schlürfer«, wie sich manche Raucher noch immer nannten; er hasste den beißenden Qualm des Gesellschafts-Knasters, auch wenn es hieß, Toback sei gut zu den Fischern, den Soldaten, den Fleischhauern, den Gerbern und Kürschnern. Er tauge für Studenten und andere, die den Kopf brauchten. Er schmecke denen, die Stockfisch, Erbsen, Linsen und dergleichen unverderbliche Speisen nicht ausarbeiten könnten. Der Imitator schob die Pfeife wieder zurück. Wo blieben nur die vermaledeiten Burschen? Alles war doch sorgfältig vorbereitet worden. Wenn sie nicht bald kamen, war der Abend verloren. Er musste unbedingt nach Hause. Zu dumm, dass der Plan am

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