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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Waffen, die Kleidung und alles andere, was durch Menschenhand entstand.« Der Imitator hielt inne. Er dachte daran, dass er es mit Männern schlichten Geistes zu tun hatte. »Die Schränke lasst ihr alle hier. Ihr würdet sie komplett auseinander bauen müssen, um sie die Treppe hinuntertragen zu können, klar?« Und dazu wärt ihr ohnehin zu dämlich, fügte er im Stillen hinzu. »Also nur die Schubladen, und mit diesen sechs fangt ihr an. Auf dem Karren legt ihr über jede Lade eine Decke, bevor die zweite darüberkommt. Habt ihr alles verstanden?« Die drei nickten.
    »Dann verlasse ich euch jetzt. Merkt euch: Immer wenn ihr eine Fuhre antretet, macht ihr die Haustür hinter euch zu. Das ist wichtig, damit niemand Verdacht schöpft. Stellt euch vor, die Nachtwache käme vorbei und würde die offen stehende Tür entdecken. Passt auf wie die Schießhunde. Lasst euch auf keinen Fall erwischen! Und noch eines: Hände weg vom Apothekenraum unten. Wenn ich feststelle, dass irgendetwas darin fehlt, dann gnade euch Gott!«
    Grußlos verließ der Imitator das Dachgeschoss und tastete sich vorsichtig die Treppe hinunter. Den Leuchter mit den brennenden Kerzen ließ er zurück. Ohne Licht war nicht gut stehlen.
    Wie alle Frauen, die sich um ihre Männer sorgen, hatte Mine es nicht bei einem einfachen Abschiedsgruß bewenden lassen, sondern Rapp und Fixfööt darüber hinaus eine Reihe gut gemeinter Ermahnungen mit auf den Weg gegeben. Beide hatten mehr oder weniger geduldig zugehört und sie zu beruhigen versucht, der eine mit dem Hinweis auf seine Krücke, die sich auch als Schlagwaffe eignete, der andere, indem er auf seine schnellen Beine verwies. Dennoch hatte es eine Weile gedauert, bis sie schließlich unterwegs waren, und dieser Zeitverzug sollte dazu führen, -dass sie den falschen Apotheker um Haaresbreite verpassten, gerade in dem Augenblick, als sie in die Deichstraße einbogen.
    Ahnungslos flüsterte Rapp, der hinter Fixfööt herschlich: »Ich weiß nicht, was ich mit dem Imitator, diesem Hundsfott, machen würde, wenn er mir jetzt im Dunklen begegnete.« »Willst es wohl mit der Nachtwache zu tun kriegen?«, gab der Rothaarige ebenso leise zurück. »Sei froh, dass uns niemand gesehen hat. Nicht mal die Bettler von St. Nikolai, und die haben ihre Augen überall. Auch nachts.« »Hast ja Recht.«
    »Pass mit der Krücke auf. Machst ziemlichen Lärm beim Aufsetzen.«
    »Ja, ja.« Das war zwar übertrieben, aber Rapp legte sich trotzdem die Gehhilfe über die Schulter. Er brauchte sie sowieso kaum noch, denn der rechte Fuß in seinem Verband war nahezu schmerzfrei. Über den linken hatte Mine ihm ein Paar Strümpfe gezogen, was von zweierlei Vorteil war: Der Fuß blieb warm, und er konnte leise auftreten. Fixfööt hatte das Problem der Lautlosigkeit auf seine Weise gelöst. Er trug die Holzschuhe links und rechts in den tiefen Taschen seines Mantels. »He, Teo, da vorn, da ist schon dein Haus, oder?« »Stimmt.«
    »Hab's an dem Schild mit dem Pferdekopf erkannt.« »Ja, darunter steht Apothekenhaus Rapp.« »Dacht ich mir schon. Mit dem Lesen ist's nicht weit her bei mir. Brauch es nur manchmal beim Austragen.« Rapp spähte angelegentlich zu seinem Domizil und wisperte: »Es sieht aus, als wäre niemand da ... Au!«
    Fixfööt war so unvermittelt stehen geblieben, dass sein Hintermann ihm fast in die Beine und regelrecht aufgelaufen wäre. »Pssst! Hast du das nicht gesehen? Im zweiten Stock ist Licht.«
    Rapp musste schon genau hinblicken, um Fixfööts Beobachtung bestätigen zu können. Der Rotschopf hatte nicht nur schnelle Beine, sondern auch scharfe Augen. »Ja«, sagte er, »stimmt, da flackert Licht.« Und dann sagte er nichts mehr. Er war wie gelähmt. Denn was er die ganze Zeit befürchtet, aber nie zu Ende gedacht hatte, schien sich zu bewahrheiten: Man hatte es auf seinen Thesaurus abgesehen! War es das, was hinter der ganzen Posse mit dem Imitator steckte? Spielte dieser am Tage den braven Apotheker, um des Nachts klammheimlich die einzigartigen Exponate zu entwenden? Dem musste sofort ein Riegel vorgeschoben werden!
    In Rapps wirbelnde Gedanken hinein sagte Fixfööt: »Vorm Haus steht ein Karren. Ist das deiner?«
    Rapp antwortete nicht, er konnte nicht. Der Thesaurus war sein kostbarster Besitz. Ehe er den Raub seiner Schätze zuließ, wollte er sich lieber die rechte Hand abhacken. Er stürzte vor, doch Fixfööt hielt ihn mit überraschender Kraft zurück und zerrte ihn in den Schatten einer

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