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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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auch so war sie den Rest der Nacht nicht verschlossen. Es grenzt an ein Wunder, dass nichts gestohlen wurde.« Fixfööt stellte die trockenen Teller aufs Wandbrett. »Und wenn wir nun das Schloss austauschen? Dann kommt der Imitator mit seinem Schlüssel an, steckt ihn rein, pökelt rum, wundert sich und steht da wie der Ochs vorm Berge.« Der Gedanke schien ihn zu amüsieren.
    Rapp winkte ab. »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber es geht nicht. Das Schloss musste mitten in der Nacht ausgewechselt werden, jedenfalls zu einem Zeitpunkt, wo weder der Imitator noch die drei Halunken anwesend sind. Und welcher Schlosser arbeitet schon zu dieser Zeit. Außerdem: Wer soll die Auswechslung veranlassen? Du? Mine? Ich? Wir alle sehen nicht so aus wie Rapp, der Apotheker, und würden uns sofort verdächtig machen. Nein, nein, Fixfööt, das neue Schloss schlag dir nur aus den Kopf.«
    Aber so schnell gab der Rotschopf nicht auf. »Dann warten wir, bis die Kerle mit ihrer Fuhre weg sind und bestehlen uns selbst. Was wir fortbringen, können die nicht mehr klauen.« »Und wohin willst du die Exponate bringen? Wir brauchten einen Ort mit viel Platz, möglichst warm und trocken und sicher. Ich kenne keinen.«
    Fixfööt kaute an seiner Unterlippe. »Tja, das ist die Frage. Da fällt mir auch nichts ein.«
    Rapp quälte sich ein Lächeln ab. »Seht ihr, deshalb habe ich wohl vorhin so ein Gesicht gezogen. Ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig, als es nochmals mit Gewalt zu versuchen.
    Die Krücke habe ich ja noch. Denn eines ist sicher: Ich werde niemals mit ansehen, wie man mir meinen Thesaurus stiehlt, ohne etwas dagegen zu unternehmen.«
    Mine, welche die ganze Zeit stumm zugehört hatte, erledigte die letzten Handgriffe und entzündete die zwei Unschlittkerzen. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Nähstuhl und sagte: »Teo, ich an deiner Stelle würd gar nix machen.«
    »Wie? Was?« Rapp starrte sie ungläubig an.
    »Genau. Mach einfach nix. Verfolg die Halunken, und merk dir, wo sie die Sachen hinbringen. Das ist das Einfachste. Wenn die Zeit da ist, holst du sie dir wieder und versteckst sie woanders.
    Hab's schon mal gesagt: Kommt Zeit, kommt Rat.«
    »Aber, aber ... das geht nicht. Ich kann doch nicht einfach tatenlos zusehen, wie ...«
    »Warum nicht?«
    »Weil, weil ... weil ich vermute, dass die Exponate zum Hafen geschafft und dann verschifft werden sollen. Es gibt keinen Thesaurus-Liebhaber in Hamburg, also muss der Interessent in einer anderen Stadt wohnen. Ein so umfangreiches Kabinett wie das meine transportiert man im Übrigen am besten per Schiff. Und wer sagt mir, dass dieses Schiff nicht morgen mit meinen Kostbarkeiten auf die Reise geht!«
    »Das Wetter«, sagte Fixfööt.
    Rapp verstand nicht.
    »Das Wetter«, wiederholte der Flinkbeinige grinsend, »ist seit Wochen so, dass der Wind von Westen bläst. Kein Schiff kann seitdem raus. Der ganze Hafen ist voll, und vor Neumühlen drängeln sich die Kauffahrer, weil sie nicht reinkönnen. Ist 'ne vertrackte Situation, aber es ist so. Mit dem Schiff gehen deine Sachen nicht weg, jedenfalls nicht die nächsten Tage, da kannst
    dich drauf verlassen!«
    Mine nickte. »Herbstwetter in Hamburg, Teo. Da ist's immer schwer, aus dem Hafen zu kreuzen. Im Winter, wenn die Elbe voller Eis ist, passiert dann gar nix mehr.« »So ist es«, bestätigte Fixfööt.
    Rapp rieb sich nachdenklich das Kinn. »Alle Achtung, Mine«, sagte er, »gar nichts zu tun, darauf wäre ich nie gekommen. Aber das Nächstliegende ist häufig das Beste. Vielleicht sollte ich tatsächlich den Dingen ihren Lauf lassen. Ich muss nur höllisch Acht geben, dass ich die Kerle im Dunklen nicht aus den Augen verliere. Aber das schaffe ich schon. Ich denke, ich gehe gleich los, dann verpasse ich sie auf keinen Fall.« »Wart noch, bis Nacht wird. Ist sicherer. Man kann schneller abtauchen. Und dann sehen vier Augen mehr als zwei.« Die Worte kamen Rapp bekannt vor. »Das hast du gestern Abend auch gesagt. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich nochmals begleiten willst, aber ich möchte dich nicht in Gefahr bringen.«
    Der Rotschopf grinste nur. »Ich komme mit.« »Aber die Krücke bleibt hier«, bestimmte Mine. »Ich will nicht, dass ihr euch schon wieder prügelt.«
    »Pass auf, dass die Bettler uns nicht sehen«, flüsterte Fixfööt, »die lungern überall um St. Nikolai rum.« Der flinkbeinige Rotschopf schlich im Schatten der Laternen über den Hopfenmarkt. »Hier entlang.«
    Rapp

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