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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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grinste, während er schon eifrig aufräumte. »Ich weiß, nimm es trotzdem. Nun geh.«
    »Na gut, wenn du drauf bestehst.« Mine nahm sich eine Kerze vom Tisch und lief summend die Treppe hinunter. Rapp blickte ihr nach und kniete sich dann rasch vor ein niedriges, unscheinbares Schränkchen hin. In schneller Folge drückte er auf drei unterschiedliche Punkte. Ein Geheimfach sprang auf. Rapp griff hinein und holte eine silberne Gewandspange hervor, ein besonderes, einmaliges Stück. Er steckte die Fibel ein und blickte sich um. »Nun ja, morgen ist auch noch ein Tag«, murmelte er vor sich hin. »Dann mache ich den Rest.« Unten in der Offizin stand Mine und wartete auf ihn. »Hast du dir Geld genommen?«, fragte er. »Nein, Teo.«
    »Aber warum denn nicht?«
    Sie druckste herum. Schließlich sagte sie: »Ist doch dein Geld, da geh ich nicht bei.«
    Kopfschüttelnd nahm er einige Münzen aus der Lade. »Aber du hast doch neulich, als du beim Scharlatan die Arzneien für mich kauftest, auch Geld aus diesem Fach genommen?« »Das war was anderes.«
    »Unsinn. Dir steht Geld zu, weil du davon Speise und Trank kaufst, damit ich nicht verhungere. Von der Schlafstatt, die ich bei dir habe, einmal ganz abgesehen.« Er gab ihr das Geld, und sie nahm es widerstrebend an. »Komm«, sagte er, »wir gehen nach Hause.« »Meinst du, zu mir?« Er wunderte sich. »Ja, natürlich. Warum?«
    »Weil du doch hier zu Hause bist. Und wo du jetzt deinen Schlüssel wieder hast ...«
    »Ach so.« Bei allen Mörsern und Pistillen! Mit keiner Silbe hatte er daran gedacht, in der Apotheke zu bleiben. Vielleicht, weil es bei Mine viel gemütlicher war. Vielleicht auch, weil sie so gut kochte. Und weil er sie ... Oder wollte sie am Ende, dass er nicht mitkam?
      »Tja, also, wenn es dir lieber ist, dass ich hier schlafe ...«
    »Nein, nein«, sagte sie hastig.
    Rapp konnte sich täuschen, aber er meinte zu sehen, wie eine leichte Röte ihr Gesicht überzog. Da wurde auch er verlegen.
    »Tja, äh, wie ich schon mal sagte, die Diebstähle dürften erst einmal aufhören. Mein Thesaurus ist nicht in Gefahr. Kein
    Grund also, hier zu bleiben.« Er löschte die Kerzen im Leuchter und stellte ihn auf den Rezepturtisch.
    »Dann komm.«
    »Ja«, sagte er, und schloss seine Apotheke ab.
    Opas Hof war gähnend leer, als Rapp und Mine einige Zeit später dort ankamen. Nur der Greis selbst, wie immer priemend, saß hinter seinem Misthaufen. »Seid ihr das, Kinners?«, fragte er und deutete gleichzeitig auf eine einsame Tranfunzel an der Hauswand. »Kannst ja die Hand nich vor Augen sehn, so duster is das.«
    »Ja, Opa, wir sind's.« »Dann is gut. Ihr kommt bannig spät.«
    »Wir waren noch solange in der Apotheke«, sagte Rapp, »ich hatte Mine viel zu zeigen.«
    »Na, was das wohl gewesen is!« Der Greis drohte scherzhaft mit dem Finger.
    Mine sagte entrüstet: »Opa! Was du immer denkst! Teo hat mir seinen Thesaurus gezeigt.«
    »So, hat er das?« Das Greisengesicht zersprang in tausend Fältchen. »Als ich so alt war wie er, hätt ich das auch getan, hihihi!«
    Rapp rettete die Situation, indem er seinen Schlüssel hervorzog und dem Alten hinhielt. »Das ist der Schlüssel zu meinem Apothekenhaus, Opa«, erklärte er. »Kannst du mir davon einen zweiten machen? Du warst doch Schlosser.« »Ich bin immer noch Schlosser, mien Jung, so was verlernt man nich. Gib mal her den Knochen.« Opa beäugte das Schließgerät von allen Seiten. »Hm, ganz schöner Kaventsmann, aber ich hab noch große Rohlinge, da is wohl einer bei, der passt. Un Feilen hab ich auch noch'n paar, un der Schraubstock is bei der Sau im Stall.«
    »Danke, Opa! Heute scheint mein Glückstag zu sein. Sag, wann könntest du den Schlüssel fertig haben?« Der Greis setzte einen Tobackstrahl in den Misthaufen. »Wann? Morgen früh, natürlich. Wenn Opa sagt, er macht das, dann macht er das gleich. Kann ja sowieso nich schlafen, nich. Aber ich mach's nur unter einer Bedingung.« »Ja, Opa?« Rapp fragte sich, was der Alte wohl wollte. Der Greis griente. »Dass du mich noch mal bitten tust. Aber auf Platt!«
    »Oh, mein Gott!« Rapp rang die Hände. »Viel mehr als >Wo geiht di dat?< und >goot< kann ich doch nicht, Opa.« »Dann musst du das üben tun.«
    »Also gut, Opa, aber lach nicht. Hm, lass mich nachdenken. Vielleicht so: Ik bruuk ... nein, warte: Opa, kannst du ... so geht's auch nicht, ich weiß nicht, was >zweiten< heißt, und ich weiß auch nicht, was >Schlüssel< heißt.«

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