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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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»Tschä, denn ...« Der Greis ließ sich nicht erweichen. Schließlich, mit Mines flüsternder Hilfe, die Opa großzügig überging, gelang es Rapp doch noch, den Satz zu bilden: »Kannst du mi 'n tweeten Slötel moken, Opa?« »Jo, kann ik, un du kannst op eenmol Platt, is ja gediegen, nich?« Alle lachten. »Jo, dat is gediegen«, sagte Rapp.
    Immer noch lachend, hakte Mine sich bei ihm unter, und sie gingen nach oben in ihre Mansarde.
    Rapp lag wach. Die Geschehnisse des Tages wollten ihm nicht aus dem Kopf. Immer wieder fragte er sich, was wohl dahintersteckt, dass der Imitator so plötzlich fortbleiben wollte. Oder musste er es? Hatte er anderweitige Aufgaben, die es ihm nicht erlaubten, Präsenz im Apothekenhaus zu zeigen? Würde er die Halunken veranlassen, morgen oder übermorgen den Thesaurus zurückzubringen? Würde er in der kommenden Woche, am Montag oder Dienstag, wieder erscheinen? Was wäre, wenn er es nicht täte?
    Rapp wälzte sich auf die andere Seite. Mochte der Scharlatan bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Er konnte seine Apotheke auch so weiterführen. Genau wie früher. Nur die Fragen, die er Meinardus Schlich zu beantworten hätte, wenn dieser den Imitator vermisste, die würden unangenehm sein. Das Frettchen war schlau und gerissen. Ob es mit seiner Hilfe gelingen konnte, denjenigen oder diejenigen, die hinter dem Imitator standen, zu entlarven? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wenn überhaupt, ließ es sich nicht umgehen, dem Frettchen reinen Wein einschenken, und das bedeutete, er musste die Morde beichten. Und er musste Mine in die ganze Sache mit hineinziehen. Mine ... Hatte sie sich eben nicht auch umgedreht? Konnte auch sie nicht schlafen? Natürlich, sie lag noch wach. Für sie war der Tag ähnlich aufregend verlaufen wie für ihn. Dazu kam die viele Arbeit, die sie hatte. Sie rackerte sich von früh bis spät ab und hatte doch immer ein gutes Wort für alle. Und sie war außergewöhnlich hübsch, ja, das war sie. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine Frau mit so wundervollem blondem Haar gesehen zu haben. Und ihr Gesicht mit den blauen Augen, der kurzen, geraden Nase und dem vollen Mund! Eigentlich ein Wunder, dass eine so hübsche Frau wie sie ihn bei sich aufgenommen hatte. Ob sie etwas für ihn empfand? So wie er für sie?
    Nein, auf keinen Fall. Sie war freundlich zu ihm, mehr nicht. Mehr konnte er auch nicht erwarten. Was war schon Besonderes an ihm? Er war ein Eigenbrötler, hatte keine kostbaren Kleider, besaß keine Kutsche und keine Pferde, kannte niemanden in der Gesellschaft. Gut, ein wenig Geld, das hatte sich im Laufe der Jahre angesammelt, aber Geld schien ihr nicht so wichtig zu sein, nicht einmal die paar Münzen aus der Pecunia-Rappis- Schublade hatte sie nehmen wollen ... Hatte sie sich eben nicht schon wieder umgedreht? Er lauschte. Dann hörte er ihre Stimme von nebenan: »Teo, schläfst du?«
    Sie hatte ihn angesprochen! Was sollte er antworten? »Äh, ja ... ich meine, nein. Und du?« »Ich find keine Ruhe. Hab so viele Gedanken.« »Ich auch.«
    »Erzähl mir, was du denkst.«
    »Ach, nichts.« Abermals wälzte er sich herum. »Nichts Wichtiges.« Er konnte ihr schlecht sagen, wie sehr sie ihm gefiel. Und wie gern er in diesem Augenblick bei ihr wäre. Das würde sie nur falsch verstehen. Aber irgendetwas musste er sagen. Etwas Unverfängliches. »Ich habe eine Überraschung für dich«, rief er schließlich.
    »Eine Überraschung?« »Ja. Ich gebe sie dir morgen früh.«
    Eine Pause folgte. Rapp dachte schon, Mine wäre eingeschlummert, da kam es leise zurück: »Warum nicht ... jetzt?« Rapps Herz begann zu klopfen. Einen Augenblick lang wollte er ihren Vorschlag rundweg ablehnen, doch dann besann er sich. Er konnte sich rasch anziehen, überlegte er, und hinübergehen, dann wäre dem Anstand Genüge getan. Nein, das war Unsinn. Mine im Nachtgewand und er in voller Bekleidung, das würde der Situation zu viel Gewicht verleihen. Er sollte ja nur die Überraschung abgeben. »Nun gut, ich komme!«, rief er und wunderte sich über seine belegte Stimme. Er stand auf, entzündete eine Kerze und suchte seine Hose. Da war sie schon. Er nahm die Gewandspange heraus und umschloss sie mit der Faust, damit Mine sein Geschenk nicht vorzeitig erkennen konnte. In der anderen Hand die Kerze haltend, ging er langsam hinüber. »Da bin ich«, krächzte er.
    »Ich seh es.« Mine lag auf ihrem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, und lächelte.
    Rapp stellte fest,

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