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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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sein können als Rapp.
    »Sieh nur«, sagte er an einem dieser Abende, »diese kleinen Federbällchen wollte ich dir schon immer zeigen.« Mine stieß einen Ruf des Entzückens aus. »Oh, sind die süß! Wo kommen die denn her?«
    »Aus vielen tropischen Ländern. Es sind Kolibris. Leider habe ich nur noch ein paar Doppel-Exemplare. Der Hauptteil ist von den Halunken gestohlen worden.«
    Mine strich ihm mit der Hand über die Stirn. »Mach nicht solche Kummerfalten, Liebster.«
    »Du hast Recht. Ich frage mich nur häufig, warum die gestohlenen Stücke noch nicht zurückgebracht wurden. Der Imitator wollte es doch veranlassen.«
    »Das wird schon noch. Guck mal, was die Kleinen für lange, gebogene Schnäbel haben.«
    »Der Schnabel ist noch nicht einmal das Bemerkenswerteste an ihnen. Kolibris sind in der Lage, sich in jede beliebige Richtung zu bewegen; sie können sogar in der Luft stehen. Wie ein Raubvogel, der rüttelt. Allerdings schlagen die Trochilidae dabei ihre Flügel so schnell, dass kein menschliches Auge es verfolgen kann. Sie sind geboren, in der Luft zu leben, und wenn sie vor einer Blüte stillstehen, senken sie ihren langen Schnabel tief hinein, um den Nektar aufzusaugen. Gleichzeitig sorgen sie damit auch für die Bestäubung.« »Was so ein Vogelbällchen wohl wiegt?«
    »Nur wenige Gran, ich habe es einmal festgestellt. Aber um auf den Schnabel zurückzukommen: Stell dir vor, er wäre geformt wie der eines Adlers, dann hätten die kleinen Kerle niemals die Möglichkeit, in die Blütenröhren hineinzutauchen.« »Stimmt, ja. So hab ich's noch nie gesehen. Meinst du, Gott hat das mit Absicht so gemacht?«
    »Vielleicht. Vielleicht hat es auch die Natur so gewollt. Alles in ihr entwickelt sich weiter, und es mag sein, dass der Schnabel eines Kolibris irgendwann einmal kurz gewesen ist, ich meine, zu einem Zeitpunkt, als auch die Blüten noch flacher waren. Als diese sich dann röhrenförmig ausbildeten, wurden auch die Schnäbel der Kolibris länger.« »Das klingt komisch.«
    »Vielleicht. Warte, ich zeige dir eine andere Spezies, nicht viel größer und ebenfalls flugtüchtig. Doch das ist schon das Einzige, was beide Arten verbindet.« Rapp schlug den Deckel eines flachen Kastens auf und deutete auf die darin befindlichen Exemplare. »Fledermäuse haben keinen Schnabel, sondern Zähne, sie haben keine Flügel aus Federn, sondern aus Haut, sie gehen nicht tagsüber auf die Jagd, sondern nachts, sie schlafen nicht im Sitzen, sondern hängen sich an ihren Krallen auf. Und trotz dieser ganzen Gegensätzlichkeiten können sie fliegen - wie die Kolibris. Vielleicht können sie es nur deshalb, weil sie es vor langer Zeit lernen mussten, um ihr Nahrungsangebot zu vergrößern. Sie waren sozusagen gezwungen, sich in die Luft zu erheben.« »Sie sehen aus wie Mäuschen mit Flügeln.« »Ja, das tun sie. Vielleicht gehe ich mit meinen ganzen Überlegungen zu weit, aber alles in der Natur, davon bin ich überzeugt, steht in einer Beziehung zueinander. Das hat übrigens auch schon Paracelsus gesagt. Erinnerst du dich an ihn?« »Ja, ein Schweizer Arzt, der schon lange tot ist. Du hast von ihm erzählt.«
    »Ich besitze ein paar bemerkenswerte Schriften von ihm. Komm, ich zeige sie dir. Bei der Gelegenheit lernst du auch einmal den Nebenraum kennen.« Er betrat die benachbarte Kammer und blieb vor einem vielbordigen Regal stehen. »Hier haben wir es schon.«
    Er zog ein schmales Büchlein hervor und zeigte darin mehrere Stellen mit Illustrationen unterschiedlicher Pflanzen und den dazugehörigen Erläuterungen, während er weitersprach: »Paracelsus, der Name ist übrigens aus dem Griechischen abgeleitet und soll >mehr als Celsus< bedeuten, wobei man wissen muss, dass Celsus ein berühmter Arzt der Antike war. Paracelsus also vertrat die so genannte Signaturenlehre, das heißt, er glaubte, dass die Natur durch bestimmte Zeichen, durch Signa naturae, in einer Beziehung zur therapeutischen Anwendung steht: Pflanzen mit herzförmigen Blättern sollten gegen Herzkrankheiten wirken. Der Saft des Blutwurzes sollte Krankheiten des Blutes lindern, und die Walnuss, die im Aussehen an ein menschliches Gehirn erinnert, sollte gegen Kopfschmerzen helfen.«
    »Und das glaubst du auch, Liebster?«
    »Offen gesagt, ich bezweifle es. Weil allzu häufig die Logik nicht stimmt. Nimm nur Crataegus monogyna, den Weißdorn: Er ist die Grundlage eines wirksamen Herztees, dennoch besitzt er keine herzförmigen Blätter. Oder eine

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