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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Folterkammer«, sagte sie dann, »aber unheimlich ist es schon, 'n büschen jedenfalls. Was ist denn da in der Nebenkammer?«
    »Meine Bibliothek und meine Lesemaschine, beides zeige ich dir ein andermal. Nun zu meinem Thesaurus, meinem Schatz. Es ist von ihm zwar nur noch ein Bruchteil vorhanden, trotzdem hoffe ich, er wird dich nicht weniger fesseln. Erlaube, dass ich vorangehe.« Rapp kletterte die Stufen zum zweiten Stock empor, stellte den Leuchter auf dem großen Arbeitstisch ab und entzündete weitere Kerzen. »Die Exponate sind teilweise sehr klein, man braucht viel Licht«, erklärte er. »Setz dich. Womit soll ich anfangen?«
    Mine zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Da steht ja so vielerlei. Die Korallen sind hübsch. Guck, da ist ja auch diese Para-muridingsbums, die Rote Gorgonie mein ich, ja, lass uns mit den Korallen anfangen.«
    Rapp nahm eine Kollektion von den umstehenden Schränken herunter und zog sich einen Schemel heran. »Es sind ganz besondere Geschöpfe der Natur«, sagte er fast ehrfürchtig. »Je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto mehr unterliegt man ihrer Faszination. Vielleicht kommt es auch daher, dass die Wissenschaft sich bis heute nicht darüber einigen kann, ob sie zu den Tieren, Pflanzen oder Steinen gehören.« »Und was meinst du?« Mine strich mit den Fingern über die raue Oberfläche einer fahlgelben Gehirnkoralle. »Ich meine, Korallen sind Tiere, winzige Lebewesen, die im Meer herrliche Gebilde aus Kalk bauen, und das in einer Vielfalt, wie sie die kühnste Phantasie nicht erdenken könnte.« Nacheinander zeigte Rapp die schönsten Exponate dieser Spezies: Er begann mit der Schwarzen Gorgonie, da Mine die Rote schon kannte, zeigte dann die Lederkoralle, die Seepeitsche, die Warzenkoralle, die Blumenkoralle, die Doldenkoralle, die Fingerkoralle und viele mehr - allesamt in herrlichsten Farben und Formen. Es folgten Schwämme von unterschiedlichster Art und Gestalt, die unendliche Zahl der Weichtiere, Fische aus tropischen Gewässern in vielerlei Glasbehältnissen, Seesterne und Seeigel, Krebse, Garnelen, Hummer, Seespinnen und Langusten, ferner das verschwenderische Vorkommen der Krabben: Wollkrabben, Dreieckskrabben, Landkrabben, Springkrabben, Winkerkrabben, Schwimmkrabben, Steinkrabben, Schamkrabben, Langarmkrabben. Dazu Kraken, Sepien und Pfeilkalmare, Dutzende von Quallen, bis hin zu einem winzigen Exemplar der Portugiesischen Galeere ...
    »Brrr, Quallen sind eklig«, meinte Mine, »aber alles andere ist wunderschön, sogar die kleinen Tintenfische.« »Ja, die Natur ist ein Füllhorn«, sagte Rapp, »was man von meiner Sammlung leider nicht mehr behaupten kann. Ich schätze, drei Viertel, vielleicht sogar sieben Achtel sind bereits gestohlen.«
    »Was? Und dann ist immer noch so viel da?« »Ja, aber der Hauptteil ist fort.«
    »Du tust mir so Leid.« Mine schob die Gläser mit den Quallen zur Seite und sagte halb im Scherz: »Wenn es nach mir ginge -die brauchtest du nicht zu sammeln.«
    Statt einer Antwort schleppte Rapp einige Schaukästen heran, die wohl der Aufmerksamkeit der Diebe entgangen waren. »Und was hältst du hiervon?«
    »Ja, die kenn ich«, sagte Mine lebhaft, »das sind Gottbesanbeterinnen. «
    »Richtig. Die Wissenschaft nennt sie Mantodea.« Er zeigte ihr eine Reihe prächtiger Exemplare aus Afrika. »Und das sind Libellen, auch Wasserjungfern genannt. Sieh nur, Odonata zeichnen sich grundsätzlich durch die vier netzartig geäderten Flügel aus, den beweglichen Kopf und die halbkugelförmigen Augen.« Als Nächstes kamen Stabheuschrecken an die Reihe, von denen die größte fast zehn Zoll in der Länge maß und ein erstauntes »Oh« bei Mine hervorrief. Dann traten die Käfer an, allerdings in kümmerlicher Zahl, da ein Großteil der Exemplare schon geraubt worden war, Gleiches galt für die Fliegen und die Bienen. Besonders die fleißigen Honiglieferanten hatten es Mine angetan, doch schließlich sagte sie: »Ich glaub, für heute ist's genug, Teo, lass uns nach Hause gehen. Oder hast du keinen Hunger?« »Doch, doch, ich will nur noch schnell die Kästen wegschaffen. Morgen räume ich dann gründlich auf. Nein, lass nur, du brauchst mir nicht zu helfen, du weißt ja nicht, was wo verstaut werden muss. Geh nur schon hinunter in die Offizin, ich komme sofort nach. Und nimm ein wenig Geld aus der Pecunia-Rappis -Schublade, dann kannst du morgen auf den Markt.« »Du sollst doch nicht immer so viel Geld fürs Essen geben, Teo.«
    Er

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