Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
Apotheke kommt, und deshalb wird dem Imitator gar nichts anderes übrig bleiben, als meinen Thesaurus wieder zurückbringen zu lassen!«, schloss er begeistert.
    »Das ist aber mal 'ne gute Nachricht!«, sagte Mine. »Musst du denn nachher auch nicht mehr los?«
    Rapp überlegte kurz. Dann strahlte er wieder: »Nein. Die Diebstähle dürften erst einmal aufhören. Es würde keinen Sinn machen, etwas zu entwenden, das morgen oder übermorgen ohnehin zurückgebracht werden muss! Nein, nein, heute Abend bleibe ich bei dir.« »Jetzt freu ich mich auch«, sagte Mine.

 
    Kapitel zehn,
    in welchem Mine sich mächtig darüber freut, dass es in Deutschland einst römische Soldatenfriedhöfe gab.
     
    D er Schlüssel lag groß und schwer in der Hand, matt   schimmernd vom vielen Gebrauch, mit abgenutztem Bart und leicht verbogenem Schaft. Alles an diesem Schlüssel war Rapp vertraut, denn es war seiner. Der Türöffner seines Apothekenhauses. Und eben diesen hielt der Imitator ihm gerade auffordernd vor die Nase. »Nimm ihn und gib gut auf ihn Acht, Hauser«, sagte er. »Ich muss für ein paar Tage fort. Doch bin ich in Bälde wieder da.«
    Rapp starrte auf den Schlüssel und konnte es nicht glauben. Was veranlasste den Scharlatan, so plötzlich fortzugehen? Und wieso wollte er sich so einfach von dem Schließgerät trennen? Hatte der Mann bedacht, dass er, Rapp, dann kommen und gehen konnte, wann er wollte? Dass er einlassen und aussperren konnte, wen er wollte, im Zweifelsfalle gar die räuberischen Halunken?
    »Ich muss in der Tat dringlich verreisen«, drängte der Imitator. »Nun nehmt ihn schon. Seit Ihr mir gestern so geistesgegenwärtig gegen diesen Meinardus Schlich zur Seite standet, habt Ihr mein volles Vertrauen. Im Übrigen ist mir nicht verborgen geblieben, dass Ihr die pharmazeutischen Künste aufs Trefflichste beherrscht. Ich kann also ohne Sorge fahren.« Rapp nahm zögernd den Schlüssel. »Wie lange werdet Ihr fortbleiben?«
    »Das kann ich noch nicht genau sagen. Längstens jedoch eine Woche, ich wäre dann also am sechzehnten oder siebzehnten November zurück.«
    »Und was ist mit Eurem gestohlenen Thesaurus, Herr Apotheker? Ihr wolltet ihn doch holen lassen? Wenn nun der Büttel kommt und sieht, dass noch nichts in dieser Hinsicht geschehen ist...«
    »Darum kümmere ich mich schon. Verlasst Euch auf mich, so wie ich mich auf Euch verlasse. Und noch eines: Haltet die Apotheke den ganzen Tag geöffnet, während ich weg bin. Das schafft Ihr doch?« »Jawohl, sicher.«
    Der Imitator schloss die beiden obersten Knöpfe seines roten Gehrocks. »Nun denn, Hauser. Bis bald.« Sprach's und verschwand.
    Rapp stand da und schaute ihm nach. Teodorus Rapp ging, und Molinus Hauser blieb zurück. Er musste an das Gespräch mit Doktor de Castro denken und stellte sich vor, der Scharlatan hätte ihm nicht nur den Schlüssel, sondern auch den roten Rock überlassen. Er hätte dann das Kleidungsstück anziehen und so tun können, als sei nichts geschehen. Doch halt: Hätte er das wirklich? Nein, zu vieles war seit der Nacht des Überfalls passiert. Er hatte zwei Menschen getötet und ein neues Leben begonnen. Ein Leben unter falschem Namen. Er war Molinus Hauser, der Gehilfe, und wohnte bei Mine. Und dass diese in die ganze Sache hineingezogen würde, das wollte er zuallerletzt. Nein, er musste so weitermachen wie bisher. Es war wie verhext.
    Und dennoch: Welch wunderbares Gefühl, die ganze Offizin nur für sich zu haben! Sein Haus! Seine Arzneien! Sein Thesaurus! Niemand konnte ihm für die nächste Zeit hineinreden, genau wie früher. Er beschloss, die Situation in vollen Zügen zu genießen, wenigstens in den paar Tagen, da der Parasit seiner Apotheke fern bleiben würde.
    Kunden kamen. Rapp bediente, beriet und verkaufte mit neuem Schwung. Gegen Mittag schloss er ab und eilte zu Mine, deren Essen ihm ohnehin besser schmeckte als die Kost aus der Garküche. Er erzählte ihr brühwarm die große Neuigkeit und fragte sie, ob sie vielleicht Lust habe, ihn am Nachmittag zu besuchen. Dann könne er ihr den Rest des Hauses und die verbliebenen Stücke des Thesaurus zeigen. Mine freute sich und willigte sofort ein.
    Am Nachmittag arbeitete er weiter und konnte es kaum erwarten, bis Mine endlich erschien. »Da bist du ja«, begrüßte er sie, »willkommen in >meiner< Apotheke!« »Na, 'n büschen kenn ich das hier ja schon«, sagte sie. »Stimmt«, lachte er, »aber noch lange nicht alles. Warte, ich sperre ab, dann kommt

Weitere Kostenlose Bücher